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Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Rauhreif, der draußen die Nacht in eine silberglänzende Welt verwandelte. »Ich bin gekommen, um dir zu sagen, daß ich nicht mehr gewillt bin, gute Miene zu deinem bösen Spiel zu machen.« Nicht umsonst galt sie als große Schauspielerin, niemand hätte ihr in diesem Augenblick die innere Aufregung, Wut und gleichzeitige Unsicherheit angemerkt.
    Was Melia an Selbstbeherrschtheit an den Tag legte, machte Sonia an Unverfrorenheit wett.
    Â»Wie soll ich das verstehen? Ein böses Spiel?« Sie schnalzte tadelnd mit der Zunge. »War es denn ein böses Spiel, daß ich dir aus einer Notlage herausgeholfen habe? Oder ist es ein böses Spiel, daß ich dir helfe, ein Geheimnis zu bewahren?«
    Â»Tu doch nicht so scheinheilig! Und was ist mit dem ganzen Geld, das ich dir für dein Schweigen gezahlt habe?«
    Sonia spielte die Erstaunte. Dann lachte sie klirrend. »Aber Melia! Ich glaube, hier liegt ein Mißverständnis vor. Das tust du doch nur, weil du mir helfen willst. Oder siehst du das etwa anders …?«
    Am liebsten hätte sie der grellgeschminkten Person einen Schlag ins Gesicht verpaßt! Wieder erschrak Melia vor sich selbst. Nein, der Spuk mußte wirklich ein Ende haben! »Es ist mir egal, wie du dein Verhalten nennst.« Sie verbarg ihre vor Wut zitternden Hände hinter dem Rücken. »Ich bin gekommen, um dir zu sagen, daß es vom heutigen Tag an kein Geld mehr von mir gibt. Und keine Kleider. Keine Gefälligkeiten. Die Zeiten, in denen ich mich vondir habe melken lassen wie eine Kuh, sind aus und vorbei!«
    Sonias Augenbrauen wölbten sich zu hohen Bögen. »Soo? Und was ist, wenn dein kleines Geheimnis in die falschen Ohren gelangt? Du weißt doch, was ich manchmal für ein Plappermaul bin.« Sie lachte gekünstelt, doch ihre Augen waren kalt wie zwei Bergseen. »Willst du das riskieren?«
    Melia schnaubte verächtlich. »Erstens: Mit wem kommst du schon zusammen!« Die Betonung des »du« sagte mehr aus als ein Dutzend Beschimpfungen. »Ich habe mir von dir schon viel zu lange Angst einjagen lassen. Und zweitens: Wer glaubt schon einer dahergelaufenen Putzmagd?«
    Wie eine Schlange schoß Sonia aus ihrem Sessel empor und stand nun Melia gegenüber. Ihre Gesichter waren keine Handbreit voneinander entfernt. Sonias Augen waren nur noch zwei schmale Schlitze, ihr Mund ein zusammengekniffener Strich. Plötzlich hatte sie jeden Reiz verloren.
    Â»Ich bin keine Putzmagd mehr – vergiß das nicht. Dank deiner Hilfe bin ich Mitglied des Theaterensembles, genau wie du! Wenn ich etwas zu sagen habe, dann hat mein Wort Gewicht, dafür hast du schließlich gesorgt.« Sie lachte spöttisch. »Und vergiß nicht: Ich habe immer noch das Kärtchen.« Wieder kam ihr Lachen, doch sie hatte dabei ihre Mundwinkel verächtlich nach unten gezogen. »Was spielt es für eine Rolle, mit wem ich zusammenkomme! Das Kärtchen sagt mehr als tausend Worte. Und es ist schnell in einen Umschlag gesteckt und weggeschickt!«
    Melia spürte, wie ihre Augen heiß wurden. Das Kärtchen! Wie hatte sie es vergessen können! Sie biß die Zähne aufeinander. Um nichts in der Welt hätte sie vor Sonia Tränen zeigen wollen, und wenn es Zornestränen gewesen wären! Ganz gelang es ihr jedoch nicht, in ihren nächsten Worten die Verzweiflung zu verbergen. »Was willst du fürdas Kärtchen haben? Gib es mir, und ich zahle dir, was du willst.«
    Â»Ha, da wäre ich ja schön verrückt!« Längst versuchte Sonia nicht mehr, die feine Dame zu spielen. »Das Kärtchen behalte ich, und zwar an einem sicheren Ort! Was ich damit mache, wem ich es zeige und wann – das entscheide allein ich. Und zwar nach Lust und Laune … Und deshalb rate ich dir, mich bei guter Laune zu halten …«
    Mit einem übertriebenen Schulterzucken wandte sich Sonia ab und ließ Melia stehen wie eine entlassene Dienstmagd.
    Melia verharrte erschrocken. Alles war verloren. Ihr Plan wenn man ihr unüberlegtes Handeln überhaupt so nennen wollte – hatte versagt. Sie hatte versagt. Statt Sonia einzuschüchtern, war das Gegenteil passiert. Entweder mußte sie nun täglich mit Sonias Willkür rechnen, oder sie tat, was die Erpresserin verlangte. Melia wußte, daß sie so nicht leben konnte. Und auch nicht wollte. Den Türgriff schon in der Hand, drehte

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