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Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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um Eleonores Erwiderung im Keim zu ersticken. »Doch mein Besuch hat auch einen wichtigen Grund. Denn ich komme als Botin – von wem, darf ich dir allerdings nicht sagen. Denn das ist ein Teil der Überraschung …«
    Â»Als Botin? Überraschung? Wovon redest du?« Eleonore lachte erstaunt auf.
    Mit einem kurzen Blick zur Tür versicherte Sonia sich, daß sie immer noch alleine waren. Dann trat sie ganz nahe an Eleonore heran und zog den Umschlag aus der Tasche. »Hier steht alles drin, haben sie mir gesagt. Eine Überraschung für die Königin, vorbereitet vom Ensemble des Theaters. Genaueres wollten sie nicht einmal mir sagen, so geheimnisvoll soll alles zugehen.«
    Â»Wie schön! Die Königin liebt Überraschungen! Es heißt, sie schwärme noch heute von dem fackelbeleuchteten Zug der Schiffer am Abend des Cannstatter Festes! Weißt du, damals, als die Schiffe allesamt den Neckar hinabgefahren und an Bellevue vorüber …«
    Â»Jaja«, antwortete Sonia ungeduldig. Glaubte Eleonore etwa, daß sie alle Zeit der Welt hatte? »So etwas Ähnliches wird es wohl dieses Mal auch sein.« Sie zwang sich zu einem versöhnlicheren Ton. »Ich habe den anderen versprochen, daß ich dafür sorge, daß die Königin den Brief am Neujahrsmorgen bekommt. Glaubst du, das ist zu schaffen?«
    Â»Aber sicher doch!« Eleonore wischte sich ihre feuchtenHände an der Schürze ab. Behutsam nahm sie den Brief entgegen und legte ihn aufs höchste Brett des Wandregals. »Wenn Niçoise morgen früh kommt, um das Gebäck für Katharinas Morgentee abzuholen, werde ich ihn ihr höchstpersönlich übergeben. Ich bin doch froh, wenn ich bei so einer aufregenden Sache helfen kann! Da fängt das neue Jahr für unsere Königin gleich richtig an!«
    Sonias Augen blitzten. »Das kannst du laut sagen.«
    Nachdem sie die stickige Hitze von Eleonores Zuckerbäckerei verlassen hatte, fröstelte es Sonia kurz, als sie wieder in die klirrende Kälte der klaren Dezembernacht hinaustrat. Mit einem Lächeln und einem koketten Augenaufschlag verabschiedete sie sich etwas später von dem Wachmann.
    Armer Tropf. Während sie ihre Röcke zusammenraffte, um schneller voranzukommen, dachte Sonia an ihre Dachkammer. Schon bald würde sie unter ihrer dicken Federdecke liegen. Warm, trocken, sicher. Erst dann würde sie sich den Genuß gestatten, sich das weitere Geschehen im Schloß am Neujahrsmorgen auszumalen. Eine Überraschung für die Königin – in der Tat! Daß es auch böse Überraschungen gab – bald würde Katharina um diese Erfahrung reicher sein. Unwillkürlich lachte sie auf. Sollten Melia und ihr Geliebter sehen, wie sie ihren Kopf wieder aus der Schlinge bekamen! Daß sie sich heute nacht endgültig und unwiderruflich um ihre Geldquelle gebracht hatte, machte ihr nichts weiter aus. Sie würde eine neue ausfindig machen. Schließlich hatte sie schon immer für sich sorgen können. Vielleicht war es an der Zeit, ihre alte Liebelei mit Tobias Richter wieder aufzuwärmen? Nachdem er eine der größten, männlichen Nebenrollen bekommen hatte, war sein Ansehen in der Stuttgarter Theaterwelt erheblich gestiegen. Wenn sie sich seiner ein wenig annahm, würde er ihr vielleicht sogar zueiner besseren Rolle verhelfen können? Sie seufzte erleichtert auf. Das neue Jahr erschien ihr plötzlich gar nicht mehr so düster wie noch zu Beginn des Abends.
    Sie konnte es kaum erwarten, in ihre Kammer zu kommen. Nur noch drei Gassen, dann würde sie schon in die breite Allee einbiegen, die am Theater vorbeiführte. Ihre Schritte wurden schneller.
    Sie sah weder den Schatten, der sich von der Mauer löste, noch spürte sie den Luftzug, den die weit ausholende Handbewegung des Mannes verursachte. Der dumpfe Schlag des Holzprügels traf sie jäh und unvermutet am Hinterkopf, in dem Augenblick, als sie ihre Angst zum ersten Mal seit Wochen vergessen hatte.
    Einen Atemzug später war Sonia tot.

36
    S o sternenklar die Neujahrsnacht gewesen war, so düster begann der erste Tag des neuen Jahres. Regenfluten peitschten gegen die Fenster, und die nackten Baumkronen bogen sich hilflos im Wind. Weder drinnen noch draußen schien es Tag werden zu wollen.
    Deprimiert schaute Katharina sich in ihrem Schlafgemach um: Nicht einmal das Licht aller angezündeten Lampen

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