Die Zuckerbäckerin
zurück, dorthin, wo das Abenteuer »Zuckerbäckerei« für Eleonore und Sonia, die beiden StraÃenmädchen, beginnt: Katharina von Württemberg nimmt die beiden aus Mildtätigkeit mit auf ihr SchloÃ, wo Eleonore das Handwerk der Zuckerbäckerin erlernt. Die erste Erfahrung, die sie macht, heiÃt: Es wird nichts weggeworfen. Wir erinnern uns: Die Geschichte spielt am Stuttgarter Hof zu einer Zeit der Hungersnöte; Stuttgart liegt in Württemberg, und die Schwaben waren schon immer bekannt für ihre Sparsamkeit. Aber auch für ihren Erfindungsreichtum. So haben wir der schwäbischen Küche viele wunderbare Rezepte in puncto Resteverwertung zu verdanken!
»Nicht altes Brot ist hartes Brot â kein Brot ist hartes Brot« â diesen Spruch habe ich vor vielen Jahren in einer Bäckerei gelesen. Er hat mich damals sehr betroffen gemacht, weil er mir auf schlichte Art vorführte, wie nachlässig und gedankenlos wir manchmal mit wertvollen Lebensmitteln umgehen. Seitdem wird bei uns kein Brot mehr weggeworfen. Statt dessen verwerte ich es wie Lili, die Zuckerbäckerin, von der Eleonore ihr Handwerk erlernt.
Altbackenes Brot ist die Grundlage für mehrere, typisch schwäbische Gerichte, viele davon sind mehr als hundert Jahre alt. So wie das Rezept für eine meiner persönlichen Lieblingsspeisen, das hier folgt:
»Arme Ritter«
Zutaten für 1 Person:
3Â Scheiben altes WeiÃbrot oder Weizentoastbrot
1Â Ei
1Â Tasse Milch
50Â g Zucker
35 g Semmelbrösel
40Â g Butter
1Â Prise Salz
etwas Zimtpulver
etwas abgeriebene Schale einer unbehandelten Zitrone
Die Milch mit dem Ei, 1 EL Zucker, 1 Prise Salz und der Zitronenschale verquirlen und in eine flache Schüssel geben. Die Brotscheiben hineinlegen und mehrmals wenden, bis sie weich sind. Dann die Scheiben in den Semmelbröseln wenden.
Butter in einer groÃen Pfanne zerlassen und die Brotscheiben auf beiden Seiten goldgelb ausbacken. Restlichen Zucker mit Zimt mischen, darüberstreuen und sofort servieren. Ãbrigens: Was Sie als »French Toast« auf eleganten Frühstücksbüffets finden, ist nichts anderes als ein »Armer Ritter« â¦
In früheren Zeiten galt so eine SüÃspeise als vollwertige Mahlzeit, heute können Sie »Arme Ritter« auch einmal als süÃes Frühstück oder zum Sonntagsbrunch servieren.
Auch im Schwarzwald wurden Brotreste auf süÃe Art verfeinert: Ein Originalrezept anno 1900 lautet wie folgt:
Ofenschlupfer
Zutaten für 4 Portionen:
15â20Â trockene Brotscheiben oder Hefezopfscheiben
1Â l Milch
6Â Eier
120Â g Zucker
100 g Rosinen (oder gehacktes Dörrobst)
500 g Ãpfel, in dünne Scheiben geschnitten
Brotscheiben bzw. Hefezopfscheiben in eine gut gefettete Auflaufform schichten und mit Rosinen bestreuen. Die Ãpfel auf die Brotscheiben legen. Milch, Eier und Zucker verquirlen und langsam darübergieÃen.
Im Backofen bei mittlerer Hitze ca. 30Â Minuten backen.
Ist Ihnen bei der Zutatenliste etwas aufgefallen? Bei diesem Rezept sind die Mengen sehr groÃzügig bemessen â vier bis fünf Scheiben Brot pro Person wären für heutige Verhältnisse recht üppig. Bei den körperlich hart arbeitenden Schwarzwaldbauern vor 100 Jahren, deren kalorischer Grundumsatz sehr viel höher lag als der unsrige, waren solche Mengen jedoch üblich.
Alte und hart gewordene Brötchen können auf dieeinfachste Weise auch zu Semmelbrösel werden: Die Brötchen in kleine Stücke schneiden, diese in eine feine Raspel geben, zerkleinern â fertig!
Wer einmal diese selbstgemachten Semmelbrösel probiert hat, kauft nie wieder industriell hergestellte »Sägespäne«.
Auch Kuchenreste wurden in vergangenen Zeiten nie weggeworfen, sondern auf phantasievolle Art und Weise neu verarbeitet. Eine Fülle an Ideen findet man hier in englischen Kochbüchern unter dem Stichwort »Trifle«.
Sherry-Trifle mit Himbeeren
Zutaten für 6 Personen:
12 Löffelbiskuits oder 200 g Kuchenreste
(z. B. Rührkuchen oder Biskuit)
300Â g gefrorene Himbeeren
4Â EL Sherry, halbtrocken
500Â g Sahnequark
300Â ml Sahne
zum Garnieren: blättrig geschnittene Mandeln
Den Boden einer Glasschale mit zwei Schichten Löffelbiskuits bedecken. Die Himbeeren auftauen, die Löffelbiskuits mit der
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