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Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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es Eleonore unmöglich war, sich ein säugendes Kind daran vorzustellen. Nichts an diesem Leib erinnerte an die fleischige Fülle anderer Frauen, deren Brüste schwer nach unten hingen und deren Hinterteile sich breit unter runden Hüften zur Seite erhoben. Daß in Sonias Leib die Frucht eines Mannes heranwachsen sollte, konnte Eleonore kaum glauben. Und doch war es so.
    Die Frau hielt Sonia ein großes Tuch hin, nach dem sie sofort dankbar griff. »Leg dich jetzt auf den Tisch. Deck dich am besten mit dem Tuch zu. Wie ist es: Kannst du deine Hände stillhalten, oder soll ich dich festbinden?«
    Â»Ich … weiß … nicht.«
    Die Frau warf einen langen Blick in das weiße Gesicht,aus dem die dunklen Augen wie glühende Edelsteine hervorstachen. Dann erwiderte sie: »Halt dich am Tisch fest, wenn die Schmerzen stärker werden.«
    Nachdem sie den Eimer mit Wasser und einen leeren Eimer neben sich gestellt hatte, holte sie aus ihrer Tasche ein zangenartiges Instrument und eine schmale, silberfarbige Gabel.
    Beunruhigt tauschten die beiden Schwestern einen Blick. Dann trat Eleonore neben Sonias Kopf und nahm ihre Hand.
    Die Frau schaute auf. »Wenn du ruhig bleibst, wird es nicht lange dauern. Dann kannst du nach Hause gehen und bist deine Sorgen los.« Zum ersten Mal schwang die Spur eines Gefühls in ihrer Stimme mit. Doch sofort wurde sie wieder sachlich. »Wenn alles gutgeht – und das wird es, denn du bist jung und stark –, wirst du die Nacht hindurch noch bluten. Leg dir einfach Tücher zwischen die Beine, wie du es bei deiner monatlichen Blutung auch tust.« Ihr Blick wanderte von einer Schwester zur anderen. »Wenn doch etwas schiefgehen sollte – wagt es nicht, hierher zurückzukommen! Wenn’s drauf ankommt, würde ich beschwören, dich noch nie im Leben gesehen zu haben, und außerdem: Helfen könnt’ ich dir dann sowieso nicht mehr.« Sie hielt Eleonore ein zusammengerolltes Tuch hin. »Da, gib ihr das in den Mund. Ein Mittel, was die Schmerzen erleichtert, kann ich dir nicht geben, weil ich keines mehr habe. Und der Himmel weiß, wann es wieder welches gibt. Nicht einmal im städtischen Hospital haben sie Morphium, dort nehmen sie ganze Gliedmaßen ohne Betäubung ab«, sagte sie mehr zu sich als zu den beiden Mädchen.
    Die Frage, was sie denn machen sollten, wenn etwas schiefginge, brannte Eleonore auf der Zunge. Doch um die Frau nicht zu verärgern, schwieg sie. Am Ende würde sie sich weigern, den Eingriff vorzunehmen.
    Die Frau wusch sich nun die Hände in dem Wassereimer. Dabei verrutschte ihr Kopftuch ein wenig und enthüllte so einen Teil ihres Gesichtes. Eleonores Gefühl hatte sie nicht getäuscht. Die Hebamme war in der Tat noch sehr jung und ihre Haut so rosig und frisch wie die eines gutgenährten Mädchens vom Lande. Doch wo bei diesem jugendliche Unschuld das Antlitz schmückte, hatte sich bei der Hebamme ein harter Zug um den Mund gegraben.
    Â»Wag es nicht, laut zu schreien! Wenn du schreien willst, beiß auf dieses Tuch. Du kannst dir ja vorstellen, was mit mir passiert, wenn die Leute im Haus dich hören.«
    Sonia nickte beklommen.
    Â»Gut. Dann fang’ ich jetzt an.« Einer anderen Frau hätten die Hände gezittert, doch als sie Sonias Beine auseinanderpreßte, waren ihre Griffe präzise und sicher.
    Sonia schloß die Augen.
    Eleonore verstärkte den Druck auf die Hand ihrer Schwester.
    Ein leises Wimmern war von Sonia zu hören, als die Frau mit ihrer Arbeit begann. Dann biß sie mit aller Kraft auf den Knebel, den Eleonore ihr in den Mund geschoben hatte.
    Vom unteren Tischende drang ein leises, schabendes Geräusch zu Eleonore, das jedoch von der Stimme der Frau, die nun unaufhörlich vor sich hinsprach, übertönt wurde.
    Â»Wie gerne hätt’ ich den Saukerl hier liegen, von dessen Brut ich dich befreien soll. Wahrscheinlich läßt er es sich gerade bei einem Krug Bier gutgehen. Oder er hat ein anderes Weib im Arm, in das er sein Ding stecken kann. Wir Weiber bleiben die ewig Dummen. Es sind unsere Wänste, in denen es sich die elenden Bastarde so gerne häuslich machen. Es sind unsere Brüste, an denen sie sich später festsaugen wie Blutegel an ihrem Wirt, und es ist unser Leib, aus dem wir sie wieder herauskratzen müssen …«

11
    V erehrte Katharina …« Rote Flecken

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