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Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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gerade!« Sonias Antwort war genau die Bestätigung, auf die Eleonore gewartet hatte. »Wenn sich niemand der Kinder annimmt, werden sie wie ihre Eltern, egal, ob das gut oder schlecht für sie ist. Deshalb müssen die Kinder eine Gelegenheit bekommen, sich zu bessern, mehr aus ihrem Leben zu machen. Sie müssen etwas lernen dürfen!«
    Â»Mehr aus ihrem Leben machen – du hörst dich an wie der rothaarige Idiot! Der schwingt auch so seltsame Reden! Von wegen, jeder Mensch hat sein Leben selbst in der Hand. Pah! Das sind doch Träumereien.«
    Eleonore stutzte. Was wußte Sonia von Leonards Plänen?
    Â»Das sind keine Träumereien!«
    Sonia zog die Augenbrauen in die Höhe. »Und was willst du jetzt aus deinen ›Erkenntnissen‹ machen, häh?« Sie gab Eleonore einen Schubs in die Seite.
    Â»Wenn ich das wüßte. Ich kann ja wohl schlecht zur Königin gehen und ihr meine Meinung sagen. Aber recht hab’ ich trotzdem.«
    Â»Und wieso eigentlich nicht?« Kalte Augen funkelten herausfordernd unter Sonias schwarzen Wimpern hervor. »Nehmen wir doch die Gelegenheit beim Schopf und erbitten das Ohr unserer verehrten Landesmutter!« Hart packte sie ihre Schwester am Arm und zog sie hinter sich her.
    Mit aller Kraft stemmte Eleonore sich dagegen. »Um Himmels willen!« zischte sie. »Bist du wahnsinnig geworden? Laß mich sofort los!«
    Mit hochgezogenen Augenbrauen verfolgten die Damen der feinen Gesellschaft das Ringen der beiden. Auch die Frauen an den Webstühlen schauten auf. Als sie in den beiden Mädchen ihresgleichen erkannten, stießen ein paar von ihnen schrille Pfiffe aus. Andere trampelten mit ihren Füßen auf den Boden, bis der ganze Raum von einer wogenden Unruhe erfaßt war. Die zwei Aufseherinnen der Beschäftigungsanstalt klopften hilflos mit ihren Stöcken auf den Boden, ermahnten die Frauen zur Ruhe, doch ohne Erfolg.
    Schutzsuchend drängten sich Katharinas Gäste an die Wand oder hasteten aus dem Raum. Ihre Mienen verrieten, was sie von dem ganzen Aufruhr hielten, dem sie sich nun dank Katharinas abwegiger Idee, die Einweihungsfeierlichkeiten direkt vor Ort stattfinden zu lassen, ausgesetzt sahen. Die Unverfrorenheit, mit der sich die Frauen aufführten, bestätigte sie nur in ihrer Überzeugung, daß Wohltätigkeit und die damit verbundenen Almosen am besten aus der Ferne zu tätigen waren.
    Plötzlich jedoch ebbte die Unruhe wieder ab. Die Blicke der Anwesenden konzentrierten sich nun auf die Mitte des Raumes. In ihrem violetten Kleid mit den gelben Blüten wirkte die Königin wie ein schöner, bunter Falter, der sich in eine dunkle Höhle verirrt hatte und nun nach Licht suchend hin und her flatterte. Doch als sie zu sprechen begann, klang sie weder hilflos noch verirrt.
    Ihre Augen richteten sich auf die beiden Schwestern. Wohlwollend nickte sie ihnen zu. Nichts in ihrer Miene verriet die höllischen Kopfschmerzen, unter denen sie noch immer litt.
    Â»Und womit kann ich euch beiden heute helfen?« fragte sie, nicht ohne ein feines Lächeln.
    Es war Sonia, die antwortete. In einer hastigen Verbeugung ließ sie sich zu Boden fallen. »Verehrte Königin, ich bitte unser Auftreten zu entschuldigen. Aber vielleicht sind wir es, die Euch helfen können. Oder besser gesagt: Meine Schwester ist es, die etwas zu sagen hat«, antwortete sie forsch, ohne dem Blick ihres Gegenübers auszuweichen. Dann schubste sie Eleonore nach vorne, die heftig zitterte und so aussah, als ob sie verzweifelt nach einem Loch suchte, in dem sie verschwinden konnte.
    Unter den Umstehenden verbreitete sich ein erschrockenes Murmeln. Wie konnte die Küchenmagd – und daß es sich um eine solche handelte, konnte man schließlich sofort erkennen – nur so unverfroren daherreden? Und wie konnte die Königin dies zulassen? Überhaupt: Was hatte ihresgleichen hier zu suchen?
    Für einen kurzen Augenblick schien Katharina ebenfalls verblüfft zu sein. Doch dann klatschte sie in die Hände. »Dieser Esprit! Diese jugendliche Forschheit! Ist es nicht eine Freude?« Lächelnd und herausfordernd zugleich blickte sie in die Runde. Überall traf sie auf unsichere Blicke. Ungerührt wandte sich Katharina nun an Eleonore.
    Â»So, so. Du hast mir etwas zu sagen. Nun, da ich schon einmal deinen Rat erbeten und dies nicht bereut habe, schlage ich vor, daß wir uns zu

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