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Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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einem weiteren Gespräch in meine Kutsche zurückziehen.« Sie nickte Eleonore freundlich zu und erhob dann ihre Stimme. »Die Eröffnungsfeierlichkeiten sind hiermit beendet.«

10
    I n dem Raum standen ein Tisch, zwei Stühle, eine lange, hölzerne Bank und ein Regal, in dem Berge von graubraunen Lumpen aufgetürmt waren. Ein Bett oder eine andere Schlafstatt waren nirgendwo zu sehen. Offensichtlich wohnte hier niemand. Der Raum glich eher einer selten benutzten und nie gelüfteten Abstellkammer, deren alte, verbrauchte Luft Eleonore im Hals kratzte. Vor den Fenstern hingen dunkle Leinentücher, die zwar das Sonnenlicht abhielten, jedoch nicht die Hitze, die für einen Tag im April ebenso ungewöhnlich wie unangenehm war. Obwohl es schon später Nachmittag war, brannte die Sonne mit unverminderter Glut auf den festgetretenen Boden der schmalen Gassen und staute sich dort wie in einem vorgewärmten Ziegelstein auf.
    Stumm saßen die beiden Mädchen auf den Stühlen, vor sich auf dem Tisch eine kleine, schwarze Tasche. Immer wieder blickten sie zur Tür, als könnten sie allein durch die Kraft ihrer Gedanken bewirken, daß diese sich öffnete und die Frau hereintrat, auf die sie nun schon seit zwei Stunden warteten.
    Â»Wo sie nur bleibt«, zischte Sonia und rutschte auf dem Stuhl hin und her.
    Eleonore zuckte mit den Schultern. Mit jeder Minute, die sie hier verbrachten, wuchs in ihr das Bedürfnis, Sonia am Arm zu packen und wegzulaufen. Aber wäre damit jemandem geholfen?
    Â»So eine Geburt kann doch nicht ewig dauern! Was, wenn sie nachher bei mir auch so lange braucht?« nörgelte Sonia weiter und blickte dabei Eleonore vorwurfsvoll an.
    Ihre Schwester schwieg weiterhin. Daß sich die Hebamme mit einem Mädchen in Sonias Lage genausoviel Zeit nehmen würde wie bei einer Geburt in einem feinen Kaufmannshaus – daran glaubte sie nicht. Trotzdem wurde auch ihre Angst immer größer. Die Verzögerung bedeutete schließlich, daß sie im Dunkeln nach Schloß Bellevue zurücklaufen mußten! Doch um Sonia nicht weiter zu beunruhigen, behielt sie ihre Ängste für sich. Jetzt galt es erst einmal, das Kommende zu überstehen.
    Als draußen auf dem Gang plötzlich Schritte zu hören waren, schreckten beide gleichzeitig zusammen. Mühevoll, begleitet vom Ächzen der ausgetretenen Holzstufen, stieg jemand die schmale Stiege herauf, die zu der Kammer unter dem Dach führte. Dann ging die Tür auf und eine große, erstaunlich jung wirkende Frau kam herein. Mit einem Poltern setzte sie ihre schwere, lederne Tasche auf dem Boden ab. Ohne eine Erklärung für ihr spätes Erscheinen ging die Frau in die Ecke des Raumes, wo ein Eimer mit Wasser stand.
    Â»Welche von euch beiden ist es, die meine Hilfe braucht?« Während sie sich die Hände wusch, schaute sie zum ersten Mal zu den beiden Mädchen hinüber.
    Sonia antwortete.
    Â»Hast du das Geld dabei?«
    Hastig schob Eleonore ihrer Schwester die Tasche mit den Münzen zu. Sonia hob sie hoch. »Hier.«
    Â»Gut. Dann zieh dich jetzt aus. Am besten alles, wenn du keine Blutflecken draufhaben willst.« Die Frau holte ein Bündel Lumpen aus dem Regal und legte diese auf den Tisch.
    Ihre raschen, sicheren Bewegungen erinnerten Eleonorean Lili, wenn diese sich die Zutaten für eine Süßspeise zurechtstellte. Auf einmal fiel alle Angst von ihr ab. Sie spürte, daß Sonia hier in den besten Händen war, die man in ihrer Lage finden konnte.
    Â»Was ist mit dir? Willst du dabeisein? Von mir aus kannst du bleiben, aber nur, wenn du nicht zu denen gehörst, die beim Anblick von Blut zu schreien beginnen oder ohnmächtig umfallen.« Mit einem scharfen Blick wurde Eleonore von der Frau, die ihr Gesicht nach wie vor durch ein Tuch verhüllte hatte, gemustert.
    Â»Ich weiß nicht so recht …« Hilflos blickte Eleonore zu Sonia hinüber. Eigentlich hatte sie noch nie richtig viel Blut gesehen.
    Â»Lorchen, bleib!« Sonias Stimme klang heiser und atemlos.
    Â»Natürlich bleib’ ich, was hast denn du gedacht.« Eleonore versuchte ein Lächeln, aufmunternd nickte sie Sonia zu, die unbeholfen neben dem Tisch stand. Unbekleidet glich ihr Körper mehr dem eines frühreifen Kindes als dem Leib einer Frau. Ihre Beine waren schmal und langgliedrig, ihr Hinterteil klein und fest, ihre Brüste hoch und so fein, daß

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