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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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ich nicht. Das machen Kinder andauernd. Man ist mit jemandem zusammen, dann kommt jemand anders vorbei und sagt zu dem Mädchen neben einem: ›Ich muss dir was erzählen!‹, und dann drehen sich die beiden weg.«
    »Das ist aber nicht richtig. Wenn sie sich was Privates zu erzählen haben, sollten sie das nicht mitten in der überfüllten Schulkantine tun.«
    »Ich weiß, Mom, aber sie machen’s eben.«
    »Na, du machst das ja hoffentlich nicht.«
    »Nicht so oft«, sagte Morgan wehmütig. »Mir fällt nie was ein, was gut genug wäre, um dazwischenzugehen.«
    Grady kam lärmend durch die Tür und ließ Schulranzen, Jacke, Baseballhandschuh und Schaumstoff-Football auf den Boden fallen wie ein Bagger eine Schaufel voll Erde. »Wie war die Schule?«, fragte Dana.
    »Gut.« Er zuckte die Schultern, als wäre die Frage bedeutungslos. »Kannst du dein Auto wegfahren? Ich will gleich in der Einfahrt skateboarden.«
    »Okay, aber du musst Knie- und Ellbogenschützer anziehen – und schneid mir bitte keine Grimasse«, sagte sie, seinem Gequengel zuvorkommend. »Ich will nur, dass dir nichts passiert.«
    Sie hatte gerade draußen auf der Straße geparkt, als ein anderes Auto anhielt, ein avocadogrüner Kombi mit quer über die Tür gekritzelten Graffiti. Musik, die hämmernd aus dem Auto dröhnte, wurde mitten in einem Trommelfeuer unverständlicher Worte ausgeschaltet.
    Alder saß auf der Beifahrerseite, beugte sich hinüber, um den Fahrer zu umarmen, und sprang dann aus dem Auto, das schon wieder anzufahren begann, ehe die Tür richtig zu war. Der Fahrer lehnte sich aus dem Fenster und brüllte: » RUF MICH SPÄTER MAL AN !« Dana erhaschte einen flüchtigen Blick: Es war ein Mädchen mit kurzem, stachelig abstehendem schwarzem Haar und Ringen aus Eyeliner, die ihre Wangenknochen hinabzukriechen schienen.
    Alder neigte, Danas geschwollene Lippe betrachtend, den Kopf. »Harter Tag?«
    Dana war immer noch mit dem grünen Kombi und seiner lauten, schwarz angemalten Insassin beschäftigt. »Du hast eine neue Freundin«, sagte sie und hoffte, dass sie klang, als wäre sie froh über diese Entwicklung.
    »Vielleicht«, sagte Alder und machte sich auf den Weg ins Haus.
    Als die Kinder im Bett waren, zog Dana die Heftmappe mit der Zahnzusatzversicherung vom Schreibtisch in Kenneths Büro, einem quadratischen, kleinen Raum im Erdgeschoss, den er beim Kauf des Hauses für sich beansprucht hatte. An der Wand neben dem Schreibtisch hatte er mit Tesafilm Bilder und Briefchen der Kinder angeklebt. » FÜR DADY « stand in unsicherer Malkreideschrift auf einem, » EIN GRSER LLWE «. »Ein großer Löwe«, hatte Dana mit Bleistift an den unteren Rand geschrieben. Er war mit orangefarbenen Strichen gezeichnet, mit Rot für Zunge, Zähne und Augen. Sein Schwanz war unerklärlicherweise grün. Unter dem Tesafilm an den vier Ecken war das Papier mehrere Nuancen heller.
    »Dad, Du bist der Beste!«, schwärmte eine rosa-violette Geburtstagskarte von Morgan. Es war fast zwei Jahre her, dass sie sie geschrieben hatte, das Letzte, was an die Wand geklebt worden war. Jetzt diente die Sammlung als eine Art zweidimensionale Zeitkapsel aus der Zeit, als seine Vaterschaft noch eine alltägliche Erscheinung war.
    Warum hat er ihre Bilder nicht mitgenommen, als er ausgezogen ist? , fragte sich Dana traurig und etwas verärgert. Sollte sie sie abnehmen? Wenn sie es täte, wäre das dann ein deutliches Zeichen, dass er aus ihrem Familienleben ausgeschlossen war? Wenn sie es aber nicht täte, würden die Bilder die Kinder hemmen und verunsichern? Was war schlimmer?
    Durch die offene Tür konnte sie Alder sagen hören: »Connie.« Das Schweigen nach dieser einen knappen Äußerung schien minutenlang anzudauern.
    »Bist du endlich fertig?«, fragte Alder ungehalten. Wieder Schweigen. Dann: »Gut, sag nur Bescheid, wenn ich mit Reden dran bin … Wie du jetzt dastehst ? Seit wann kümmert es dich, was andere Leute von dir denken?… Ich bin bei Dana, Herrgott noch mal. Es gibt kaum jemanden auf der Welt, der so nett ist wie sie. Sie mag einfach jeden .« Die Worte klangen schmeichelhaft, der Ton jedoch nicht. Dana runzelte die Stirn.
    »Mir geht es gut …«, fuhr Alder fort. »Ja, trotz allem ist das Leben hier total super … Nein, du … Du … Könntest du ein einziges Mal aufhören, mich zu unterbrechen?… Also, ich rufe nur an, um zu fragen, ob du bitte mein Auto reparieren lassen kannst … Weil sie dafür nicht zuständig ist, und außerdem kann

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