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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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Vierecke sich auf der Tischplatte verteilten.
    »Oh, Grady.« Sie streckte die Arme nach ihm aus, und er vergrub sein Gesicht an ihrem Bauch. »Das war gemein von ihnen. Du bist ganz bestimmt kein Skelett ohne Knochen.«
    »Können wir wegziehen?«, bettelte er, die Stimme durch ihren Pullover gedämpft. »Ich hasse es hier.«
    »Willst du deswegen nicht mit Travis und Farruk losziehen?«
    »Nein, die sind bloß Idioten! Meine ganze Schule ist voll mit Idioten, und das nervt mich, das ist alles!«
    Zankt sich mit Freunden, hatte Gradys Lehrerin gesagt. Er war mürrisch und reizbar, weil sein Vater ihm fehlte, und das ließen seine Freunde sich nicht gefallen.
    »Weißt du, was ich glaube?«, sagte sie.
    »Was?«
    »Ich glaube, du musst jetzt mal an was anderes denken«, beschwatzte sie ihn. »Und ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, wie es mit Rowan of Rin weitergeht.«
    Schließlich blickte er zu ihr auf, das Kinn auf ihren Bauch gestützt, die Wimpern vor Tränen funkelnd. »Ich habe keine Lust zu lesen «, stöhnte er.
    »Wie wär’s, wenn ich lese, und du hörst zu?«
    Er wischte sich die Nase am Ärmel seines T-Shirts ab und dachte über ihr Angebot nach. »Das könnte gehen«, räumte er ein. »Wann kommt Dad noch mal?«
    »Halb fünf. Lauf und hol das Buch.«
    Um zehn vor fünf war Grady von Kenneth abgeholt worden, und Dana hatte Morgan zu Kimmi gebracht. Alder rief an, um zu sagen, dass sie und Jet vorhatten, sich im Goodwin Street Cinema in East Hartford die Rocky Horror Picture Show anzuschauen. »Und was machst du?«, fragte sie.
    Dana erklärte, wo Grady und Morgan waren. »Und ich halte hier die Stellung, teile Süßigkeiten aus.«
    »Ganz allein.«
    »Mit meinem Buch, das ich schon seit Wochen nicht mehr zur Hand nehmen konnte.« Sie versuchte, das Ganze positiv darzustellen. »Es wird schön, ein bisschen Zeit für mich zu haben.«
    »Ich könnte nach Hause kommen und mit dir abhängen. Das macht mir wirklich nichts aus.«
    »Nein, mein Schatz, ich wünsch dir viel Spaß. Ich werd’s mir mit meinem Buch hier supergemütlich machen.« Doch dann kam Dana ein Gedanke: Suchte Alder nach einem Hintertürchen? War das die Chiffre für »Mach, dass ich nach Hause komme«? Rasch murmelte sie: »Außer, du willst, dass ich dich bitte, nach Hause zu kommen. Wenn’s was nützt, schieb es ruhig auf mich.«
    »Das ist ja süß«, sagte Alder, und zwar so, dass Dana das Gefühl hatte, das goldige Baby von früher vor sich zu haben. »Eigentlich glaube ich aber, dass ein bisschen Ablenkung mir ganz guttut. Letztes Jahr hatte ich ein tolles Halloween, und wenn ich zu viel daran denke, werde ich ganz … du weißt schon.«
    Um Viertel nach fünf, als die letzten Sonnenstrahlen die Ränder der Baumspitzen umspielten, klingelte es zum ersten Mal an der Tür. Zwei Ballerinas, ein Feuerwehrmann und ein Waschbär. Das Waschbärkostüm war schön, offensichtlich von einer Schneiderin gemacht, die wusste, wie man mit Kunstfell umging. »Das ist ja mal ein Kostüm!«, bemerkte Dana mit einem Seitenblick auf die Mutter, während sie den Kindern Milky-Way-Riegel austeilte.
    »Meine Schwiegermutter«, murmelte die Frau mit einem Augenrollen. »Muss man in die Reinigung geben.«
    »Ach du je«, sagte Dana und lachte mitfühlend. Die Frau lächelte zurück – anscheinend erleichtert darüber, dass endlich jemand sie verstand.
    Ist deswegen vermutlich mit ihrem Mann aneinandergeraten , dachte Dana, als die Kinder ihr Dankeschön flöteten und sich zum nächsten Haus aufmachten. Sie ging zurück in die Küche, wo sie ihr Buch weiterlesen wollte, und wünschte, die Auseinandersetzungen mit ihrem Exmann drehten sich auch um etwas so Simples wie eine Schwiegermutter, die sich einmischte.
    Doch wie es schien, wollte das Buch nicht gelesen werden. Dabei mochte sie normalerweise Science-Fiction-Romanzen, versetzte sich gerne an einen Ort und in eine Zeit, die so fern von ihrem eigenen Leben waren. Es gab immer Rätsel zu lösen und Widersacher zu überlisten. Und obwohl die Welt sich gegen sie verschworen hatte, entdeckten die Liebenden immer das eine Szenario, das sie am Ende vereinen würde. Und die Liebesszenen hatten ein recht passables Maß an Detailgenauigkeit. Gerade genug, dass man das Gefühl hatte, selbst mit einem starken und doch freundlichen intergalaktischen Krieger zu schlafen, dachte Dana oft, aber nicht so viel, dass man gezwungen war, sich sein »pochendes Glied« auszumalen.
    Stattlicher Krieger oder nicht, Dana

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