Die Zufalle des Herzens
sie ihn sagen hören, und dann zeigte er auf das Haus und brüllte: »… GANZ ALLEIN …« und »… WENN ICH NOCH EIN MAL …«
Die Arme vor seiner ausladenden Brust gekreuzt, stand er da und überwachte, wie der Junge das Klopapier von dem Holzapfelbaum entfernte. Dana war erstaunt. Und ungeheuer dankbar.
Das Telefon klingelte. »Ja?«, antwortete sie, den Blick immer noch auf Jack und den Jungen gerichtet.
»Mom?«
»Oh, Morgan«, sagte sie. »Bist du fertig mit Süßes, sonst gibt’s Saures ?«
»Mann, das war vielleicht unheimlich. Du sagst sonst nie ›Ja‹, wenn du ans Telefon gehst.«
»Na ja, ich … Wo bist du?«
»Bei Kimmi«, sagte sie. »Kann ich hier schlafen? Und können wir eben zu Devynne rübergehen? Sie wohnt weiter vorne in der Straße.«
»Klar, mein Schatz. Soll ich dir einen Schlafanzug vorbeibringen?« Gerade zeigte Jack auf die Klopapierfetzen, die jetzt auf dem Rasen lagen.
»Kimmi leiht mir einen. Ich muss nicht mit zu Devynne gehen, wenn du’s nicht möchtest. Ich kann auch hierbleiben und Kimmis iPod hören.«
Der Junge hielt Jack die dünnen Papierfetzen hin. Jack gab ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er sie sich in die Tasche stecken sollte, und scheuchte ihn davon. »Ist Kimmis Mutter damit einverstanden, dass ihr beide geht?«
»Äh, also … ja.«
»Dann bin ich es auch. Aber bleibt nicht zu lange, hörst du?«
»Nein«, sagte Morgan rasch. »Kimmi hat versprochen, dass wir nur kurz vorbeischauen.«
»Klingt gut.« Der Junge machte sich gerade auf die Socken, und Jack ging wieder zum Haus zurück. »Ich hole dich dann morgen früh ab. Hab dich lieb, Morgan.«
»Bye, Mom.«
Als Jack ins Wohnzimmer trat, waren seine Wangen dunkelrot vor Kälte. Dana legte ihre Hände darauf. »Das war toll«, sagte sie.
Jack griff nach ihren Handgelenken, zog eine Hand herunter an seinen Mund und küsste sie in die Handfläche. »He«, sagte er mit einem leichten, stolzen Grinsen, »niemand verklopappt das Haus von meinem Mädchen.«
Und dann stand sie auf Zehenspitzen, um ihn zu küssen, presste sich an ihn, wollte sein Verlangen spüren. Mit seinen dicken, kräftigen Armen zog er sie fest an sich, seine Hände liefen ihren Rücken hinauf und hinunter. Ihre Finger kneteten den Muskelstrang über seiner Schulter. Er küsste sie heftiger, und seine Zähne stießen mit einem Klicken gegen ihre, ein kleiner Widerhaken in dem samtigen Gefühl, ihn zu begehren.
Er knöpfte ihre Bluse auf; sie zog ihm das Poloshirt aus der Hose und über den Kopf. Er hatte ein ansehnliches Gesicht, ja, aber das war nichts im Vergleich zu dem Meisterstück von einem Brustkorb. Glatte, makellose Haut, eine Muskulatur wie gemeißelt und sein Nabel ein perfektes kleines Boot, das zwischen den sanften Wogen seiner Bauchmuskeln verankert war. Danas Finger fuhren über die prachtvolle Brust. Ein zufriedenes Brummen rollte aus seiner Kehle, und sie wusste, dass sie ein Signal abgegeben hatte, das empfangen und entschlüsselt worden war, und dass sie in sehr naher Zukunft Sex haben würden. Und damit war sie einverstanden.
Zwar verspürte sie einen Hauch von Sorge darüber, wie es gehen, was es mit sich bringen und was danach passieren würde. Vor allem aber dachte sie: Es ist Zeit. Zeit, wieder von jemandem begehrt zu werden.
Ein paar Minuten später war sie nackt (oder fast nackt – die Socken hatte sie noch an, und der BH hing ihr an einem Träger von der Schulter). Der weiche Sofabezug drückte von unten gegen sie, während Jack Roburtin von oben rhythmisch dagegenhielt. Kenneth und ich haben nie auf dem Sofa miteinander geschlafen, sinnierte sie. Wir hatten es nie so eilig, dass wir nicht hätten warten können, bis wir im Schlafzimmer waren.
Und sie überlegte, ob sie gekränkt sein sollte, weil Jack Roburtin ein Kondom so griffbereit hatte, dass er nur für einen winzigen Moment unterbrechen musste, um daranzukommen. Aber wenigstens brauchte sie so keine Angst zu haben, ausgerechnet jetzt auch noch AIDS zu bekommen oder, Gott bewahre, schwanger zu werden.
Könnte Alder hereinspazieren? Sie hatte gesagt, sie würden in einen Acht-Uhr-Film gehen, und jetzt konnte es nicht viel später als neun sein. Außerdem war East Hartford zwanzig Minuten entfernt. Von daher vermutlich keine Gefahr.
Dana wusste, dass sie sich besser konzentrieren musste. Sonst würde sie nie kommen, und sie war sicher, dass Jack enttäuscht sein würde, wenn es nicht einen greifbaren, hörbaren Beweis für ihren
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