Die Zufalle des Herzens
anderen Mädchens heruntergezogen wird.«
Danas Gesicht weitete sich vor Schreck. Kimmi heruntergezogen? KIMMI ?
»Nora, Sie haben jedes Recht, zu tun, was für Ihre Tochter das Beste ist, aber ich glaube, Sie sollten wissen, was ich heute Nacht gesehen und gehört habe.«
Nora schnaubte ungeduldig. »Ich weià , was Sie gesehen und gehört haben. Kimmi hat mir alles erzählt. Morgan hat diese fürchterlichen Brownies gebacken und Kimmi gezwungen, sie mit ihr zu essen, und dann hat sie ihr gezeigt, wie sie sie wieder erbricht.«
»Es tut mir leid, Nora, aber so war es nicht . Ich habe sie gehört. Kimmi hat gesagt ⦠Also, um ganz ehrlich zu sein, sie hat sich damit gebrüstet, wie gut sie sich selbst zum Erbrechen bringen kann. Für mich hat es sich so angehört, als würde Kimmi es schon eine ganze Weile machen, und ich â¦Â«
Noras Augen verengten sich zu Perlen der Wut. »Wagen Sie es nicht, meiner Tochter die Schuld dafür zu geben! Kimmi ging es wunderbar, bis sie sich mit Morgan anfreundete. Polly hat mir von Morgans Problem erzählt, und ich hatte Mitleid mit ihr â um âºganz ehrlichâ¹ zu sein, wie Sie sagen« â dabei schnitten Noras Finger GänsefüÃchen in die Luft â »und mit Ihnen auch! Das ist nun der Dank dafür. Ich hätte es wissen müssen â¦Â«
»Moment mal«, sagte Dana und griff schlieÃlich das merkwürdigste Detail aus diesem Schwall heraus. » Polly hat es Ihnen erzählt?«
Mit einer schroffen Handbewegung wischte Nora das Eingeständnis beiseite. »Meine arme Tochter wartet im Auto, vermutlich traumatisiert, und ich stehe hier und gebe mich mit Ihnen ab. Ich kann nur sagen, ich hoffe, Sie haben etwas gelernt und übernehmen endlich Verantwortung!«
Damit machte sie auf dem Absatz kehrt, riss die Tür auf und schoss hindurch, als hätte eine Steinschleuder sie katapultiert. Es war klar, dass sie vorhatte, die Tür zuzuknallen, da sie jedoch beim Umdrehen aus Versehen einen von Gradys Stollenschuhen auf die Türschwelle gekickt hatte, sprang die Tür wieder auf. Für den Bruchteil einer Sekunde hielt sie inne, als überlegte sie, ob sie zurückgehen und einen zweiten Versuch machen sollte, doch dann setzte sie ihren Weg die Stufen hinunter fort. Durch die offene Tür konnte Dana hören, wie sie Kimmi anblaffte, als sie ins Auto stieg. Dann lieà Nora den Motor aufheulen und raste rückwärts die Einfahrt hinunter, nur knapp am Briefkasten vorbei.
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis Dana, deren Haut gerötet war, die winterliche Luft bemerkte, die durch die offen stehende Tür ins Haus eindrang. Sie setzte ihre wie gelähmt wirkenden GliedmaÃen in Bewegung, um den Stollenschuh wegzuräumen und den Eingang frei zu machen. Als sie sich umdrehte, stand Morgan, die Augen schreckgeweitet, am anderen Ende der Diele.
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A ls ihre Mittagspause begann, wusste Dana, dass ihr in den vergangenen vier Stunden etliche Fehler unterlaufen waren â angefangen damit, dass sie vergessen hatte, Termine einzugeben, bis hin zur Verwendung falscher Abrechnungscodes auf Antragsformularen. Tony würde sich deswegen ein paar Wochen oder Monate später mit doppelt belegten Terminen, kleinlichen Versicherungssachbearbeitern und erzürnten Patienten herumschlagen müssen.
Doch alles, woran sie denken konnte, war Morgan ⦠die das ganze groteske Gespräch mit Nora mitbekommen und zu Recht daraus geschlossen hatte, dass sie von ihrer ehemaligen allerbesten Freundin als Tarnung benutzt worden war ⦠die begriffen hatte, dass die Lügen, die Kimmi ihrer Mutter erzählt hatte, sich wie ein Lauffeuer in der ganzen sechsten Klasse ausbreiten würden ⦠und die in kindlicher Angst und zutiefst beschämt geweint hatte.
Mehrere Stunden hatte Dana mit dem Versuch zugebracht, ihre untröstliche Tochter zu trösten, es jedoch lediglich geschafft, ihr bis zu einer schniefenden, hicksenden Erschöpfung beizustehen. Nachdem Alder von Jet zurückgekommen war, hatte sie sich still und leise in Danas Bemühungen eingeklinkt und die arme Morgan schlieÃlich mit ins Fernsehzimmer genommen, um mit ihr einen Film anzuschauen. Als Dana mit dem Versprechen, spätestens zum Mittagessen wieder da zu sein, widerwillig das Haus verlieÃ, hatten sie unter der rosafarbenen Fleecedecke gelegen, während der Vorspann von Betty und ihre
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