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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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Unterstützung bei der Haus- und Gartenarbeit, Begleitung zu Abendessen und Partys. Sex. Jemanden zum Reden. Mehr Dinge, als sie sich einzugestehen bereit war.
    Â»Es war schön, seine Hilfe zu haben. Alles allein zu machen ist anstrengender.«
    Â»Fühlst du dich nicht allein?«
    Allein . Dana mochte das Wort nicht einmal denken. Trotz der Tatsache, dass sie nur selten einen Moment für sich hatte, war ihr oft, als hätte man sie zu Isolationshaft verurteilt.
    Â»Also, ja oder nein?«
    Â»Manchmal, ja.«
    Â»Glaubst du, dass du je noch einmal heiratest?«
    Dana konnte Morgan im Dunkeln kaum sehen. Es war, als würde ihr eigenes Bewusstsein sie befragen. »Irgendwann vielleicht. Darüber denke ich aber nicht besonders viel nach.«
    Â»Warum nicht?«
    Weil die Chancen nicht gut standen. Männer in ihrem Alter fuhren auf jüngere Frauen ab. Eine Fünfundvierzigjährige – selbst ohne Kinder – war heutzutage schwer verkäuflich. Und da sie ja nun auch noch Kinder hatte, waren ihre Maßstäbe höher. Nicht für sie selbst, aber für Morgan und Grady. Was sie sagte, war: »Einfach zu viel zu tun, nehme ich an.«
    Â»Ist Polly deine beste Freundin?«
    Â»Sie ist eine sehr liebe Freundin …«
    Â»Aber ist sie auch deine beste Freundin?«
    Â»Ja, vielleicht schon. Sie ist sehr lieb zu mir.« Worauf war Morgan aus? Wozu diese ganze Sorge um das gesellschaftliche Leben ihrer Mutter?
    Â»Glaubst du, sie würde sich je von dir abwenden?«
    Â»Warum fragst du?«
    Â»Ich weiß nicht … Ich glaube, Darby und ich sind irgendwie keine Freundinnen mehr.« Jetzt klang Morgans Stimme leiser und angespannter. »Sie antwortet nicht mal, wenn ich Hi sage.«
    Â»Bist du denn sicher, dass sie dich gehört hat?«
    Morgan gab ein kurzes, spöttisches Schnauben von sich. »In der Middle School kriegt jeder alles mit, Mom.«
    Â»Tja, dann ist sie vielleicht keine sehr gute Freundin, und du bist ohne sie besser dran.«
    Ein leises Zischen der Resignation drang von dem Kissen herüber. »Du kapierst es nicht.«
    Â»Dann erklär es mir.«
    Â»Jeder ist so. Jeder ignoriert irgend jemanden. Aber wenn ich ohne Darby besser dran bin, dann bin ich überhaupt ohne Freunde besser dran.« Und da war es. Das Einsamkeitsdilemma. Über manche Dinge konnte man hinwegsehen, und manche konnte man verzeihen. Und dann gab es Dinge, die musste man verzeihen, egal wie schlimm sie waren, denn sonst blieb einem nur die Isolationshaft. Hart genug mit fünfundvierzig. Unmöglich mit zwölf.
    Â»Es ist wie Knallfolie«, sagte Morgan. »Jede von uns ist wie ein Stück Knallfolie. Und jeden Tag werden ein paar Blasen zum Platzen gebracht. Wenn du Glück hast, sind es nur ein oder zwei. Wenn’s schlecht läuft und alle dich ignorieren und hinter deinem Rücken über dich reden, sind es vielleicht hundert. Und was hast du am Ende?«
    Â»Was?«
    Â»Nur ein Stück nutzloses Plastik. Kann man genauso gut wegwerfen.«
    Dana lag im abgedunkelten Schlafzimmer und streckte die Hand aus, um Morgans feines, seidiges Haar zu streicheln. Und ihr fiel kein Gegenbeweis zu dem Argument des Mädchens ein, weil es keinen gab. Sie hatte recht. Und die Einsätze waren höher als in früheren Jahren, der Druck stärker denn je, dieses perfekte, aber zugleich ungezwungene Mädchen zu sein. Fehlerlos. Die Kritik der anderen türmte sich inzwischen zu einem hohen Berg – wie konnte irgendjemand es schaffen, ihn zu überwinden?
    Â»Ich liebe dich, Morgan«, war alles, was Dana einfiel. »Daddy und ich lieben dich so sehr.«
    Â»Ich weiß«, seufzte Morgan, zusammengerollt im tröstlichen Dunkel des Bettes ihrer Mutter. »Danke.«
    Als Dana am nächsten Morgen aufwachte, war Morgan weg. Für einen Moment in Panik stellte Dana sich vor, dass sie sich davongestohlen und sich etwas angetan hatte. Sie wusste, dass das nicht stimmte, schälte sich jedoch rasch unter der Decke hervor und stand trotzdem auf. Es war besser zu stehen, wenn einem solche Gedanken kamen. Im Liegen war man ihrer pilzartigen Ausbreitung zu sehr ausgeliefert.
    Schnell tappte sie hinunter in den Flur und spähte durch die halb geöffnete Badezimmertür. Da stand Morgan, bereits angezogen. Sie betrachtete sich im Spiegel, einen Finger in die kleine Bodenwelle von einem Bäuchlein gedrückt, das vor

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