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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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ungefähr sechs Monaten zu sprießen begonnen hatte. Dana hatte die kleine Wulst auch bemerkt und angefangen, Morgan nach der Schule anstelle des üblichen Toasts mit Butter und Honig Apfelschnitze und Möhren mit einem fettarmen Dipp anzubieten. Morgan sprach das Thema von sich aus nicht an und knabberte reuevoll an dem Hasenfutter.
    Dana sah zu, wie Morgan jetzt ihren Finger in die kleine Fettschicht bohrte, so als gehörte sie gar nicht zu ihr, als wäre sie eine außerirdische Lebensform oder ein blass getönter Blutegel, der etwas aus ihr heraussaugte. Genau so bohrte Dana selbst sich in die Oberschenkel, wenn sie auf dem Badewannenrand saß, um Grady ein Bad einzulassen, und ihr Blick auf ihre über dem kalten weißen Porzellan gespreizten Beine fiel.
    Wieder stieß Morgan sich mit dem Finger in den Bauch, und ein Ausdruck der Hoffnungslosigkeit huschte über ihr Gesicht.
    Knallfolie , dachte Dana. Die genau vor ihren Augen platzte.

- 6 -
    H abe ich Coach Ro dich Stelly rufen hören?«, fragte Dana Grady an diesem Nachmittag.
    Â»Ja«, antwortete er, auf einer getrockneten Aprikose kauend. Das war die einzige Möglichkeit, ihn zum Obstessen zu bringen.
    Â»Gefällt dir das? Ich habe noch nie jemanden dich so nennen hören.«
    Â»Irgendwie ja und irgendwie nein.« Grady pulte sich ein Stück Aprikose aus den Zähnen. »Es macht Spaß, einen Spitznamen zu haben … aber Stelly klingt wie Stella. Eher wie ein Mädchenname.«
    Â»Wenn du nicht willst, dass er dich so nennt, kannst du ihn höflich bitten, deinen richtigen Namen zu benutzen.«
    Grady zuckte die Schultern. »So viel macht mir das auch nicht aus. Jedenfalls nicht genug, dass ich mich deswegen wie ein Baby verhalten würde.«
    Â»Ich finde es nicht babyhaft, bei seinem richtigen Namen gerufen zu werden, Grady.« Für ihn war das Thema jedoch erledigt, und er ging nach oben in sein Zimmer, um an seinem neuesten Legogebilde weiterzuarbeiten.
    An diesem Abend ging Dana nach dem Footballtraining zu Coach Ro, der gerade Trainingszubehör in einen schwarzen Matchsack stopfte. »Haben Sie einen Moment Zeit?«, fragte sie. Er hatte ein Knie gebeugt, als betete er vor dem Altar des Matchsacks. Selbst in kniender Haltung wirkte er noch einschüchternd.
    Â»Klar«, sagte er, während er weiter Footballs und Plastikhütchen in den Sack quetschte. Als er aufblickte und Dana sah, hielt er inne, die Hand mit dem braunen Klemmbrett mitten in der Luft. An dem Brett fehlte eine Ecke, fiel ihr auf, so als hätte jemand ein Stück davon abgebissen.
    Â»Also, erst mal möchte ich mich bei Ihnen für das Training bedanken.« Dana lächelte in der Hoffnung, ihn mit ihrer Freundlichkeit milde zu stimmen. »Sie machen das wunderbar, und ich weiß, dass die Jungs nicht immer einfach sind!«
    Coach Ro nickte. »Manche von ihnen brauchen die Disziplin tatsächlich, das ist mal sicher.« Er stopfte das Klemmbrett in den Matchsack und zerrte am Reißverschluss, um ihn zuzumachen. Als er aufstand und die Schultern straffte, war er einen guten Kopf größer als sie. »Sie sind Stellys Mom«, sagte er. »Sie sind immer hier.«
    Â»Na ja, ich versuche, sooft ich kann, zum Training zu kommen. Und ich wollte sagen …«
    Â»Das ist gut. Manche Kids finden Football irgendwie beängstigend. Wenn Eltern da sind, macht ihnen das Mut.«
    Â»Sie sind so eifrig damit beschäftigt, sich gegenseitig über den Haufen zu rennen, dass sie es kaum zu bemerken scheinen.«
    Â»Sie kriegen es trotzdem mit«, sagte er.
    Dana blickte zu Grady hinüber, der auf dem Spielfeld hockte und auf etwas zu warten schien. Dann kam ein anderer Junge angerannt und versuchte, einen Bocksprung über ihn zu machen, schaffte es aber nicht ganz über Gradys Helm hinüber. Während er von Gradys Rücken rutschte, hielt er sich die Hand zwischen die Beine. Die anderen Jungen lachten, und Dana konnte einen von ihnen sagen hören: »Mitten in die Eier!«
    Coach Ro schmunzelte. »Deshalb hat Gott den Unterleibsschutz erfunden.«
    Dana lächelte zögernd. »Ich wollte nur fragen … wenn es Ihnen nichts ausmacht … Ich glaube, Grady würde lieber bei seinem richtigen Namen genannt werden. Nicht Stelly.«
    Â»Er hat mich gebeten, ihn Stelly zu nennen.« Coach Ro warf sich den Matchsack über die Schulter und wandte sich dem Parkplatz zu.

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