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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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wieder in ihre imaginäre Schachtel zurückstopfen konnte.
    Als sie um Viertel nach drei schließlich zu ihrem Auto hinausging, stellte sie fest, dass sie vor lauter Grübeln über imaginären Sex kontra tatsächlichen Sex ihre Schlüssel auf dem Schreibtisch liegen gelassen hatte. Auf dem Weg zurück in die Praxis folgte ihr eine Frau mit einer Krücke und fest zusammengekniffenen Augenbrauen. Wie mit einer Art primitiver Waffe wedelte sie mit einer Rechnung vor Danas Nase herum. »Sie erwarten hoffentlich nicht, dass ich das hier zahle!«, sagte sie empört.
    Obwohl Dana versprach, sich am nächsten Tag darum zu kümmern, weigerte sich die Frau, die Rechnung aus der Hand zu geben; um sicherzustellen, dass sie nicht gegen ein weniger belastendes Dokument »vertauscht« würde, bestand sie darauf, Dana kläglich humpelnd durch den Gang zum Kopierer zu begleiten. Als Dana wieder auf dem Parkplatz ankam, war es fünfzehn Uhr dreißig, und für einen Moment geriet sie in Panik. Wie leicht hatte sie es geschehen lassen, dass ihr Feierabend um drei Uhr sich um eine halbe Stunde verzögerte. Und was konnte unbeaufsichtigten Kindern zu Hause in dreißig Minuten passieren? Alles. Alles konnte passieren.
    Als Dana nach Hause kam, war Grady damit beschäftigt, einen Basketball auf den Korb an der Garage zu werfen. Erst ließ er ihn auf dem Pflaster auftitschen und hüpfte dabei hin und her, als müsste er Heckenschützenfeuer ausweichen. Dann schnappte er sich den Ball und hievte ihn mit konzentrierter Miene nach oben. Der Ball prallte vom Ring ab und verfehlte im Vorbeifliegen nur knapp Gradys Kopf. Dana sah, dass sein Gesicht für einen Moment vor lauter Verbitterung fast brutal aussah.
    Ihr Blick ging zum Haus hinüber. Die Küchenvorhänge waren zurückgezogen, und durch die Sprossenfenster konnte man Alder erkennen. Sie hatte ihren Stuhl so gedreht, dass sie nach links zum Fenster hinaussehen und sich nach rechts über die Bücher auf dem Küchentisch beugen konnte. Grady wiederholte sein Dribbeln und Ausweichen.
    Â»Hallo, mein Spatz«, sagte Dana. »Tut mir leid, dass ich so spät dran bin. Bist du gut nach Hause gekommen?«
    Â»Hä? Ja.« Er hielt inne, bog sich nach hinten und warf erneut auf den Korb. Diesmal traf der Ball das Brett, prallte über den Korbrand und hüpfte heraus. »Scheiße!«, murmelte Grady.
    Â»He!«, warnte Dana. »Solche Ausdrücke sind bei uns …«
    Â»Tschuldigung.« Da er gerade den Ball aufhob, hatte er ihr den Rücken zugekehrt, aber sie wusste, dass er mit den Augen rollte. Das war sein Augenrollton.
    Â»Schon gut. Komm jetzt mit rein, damit wir mit deinen Hausaufgaben anfangen können.«
    Â»Hab keine auf.«
    Â»Mrs Cataldo hat euch nichts aufgegeben?« Mrs Cataldo gab immer Hausaufgaben, sogar freitags. Und heute war Dienstag.
    Â»Hab ich schon gemacht. In der Schule.« Er dribbelte schneller, sprang hoch, ließ mit einer ruckartigen Bewegung in Richtung Korb den Ball los und stolperte, als seine Füße wieder auf den Asphalt trafen, rückwärts. Der Ball fiel durch den Ring.
    Â»Guter Wurf!«, sagte Dana und wartete darauf, dass seine versteinerten Gesichtszüge vor Stolz aufbrachen. Doch er schnappte sich nur den Ball und begann von Neuem, in der Einfahrt zu dribbeln.
    Dana ging ins Haus, ließ ihre Handtasche fallen und kickte ihre Schuhe von sich. Ein süßer, buttriger Duft wehte ihr entgegen, als sie um die Ecke in die Küche ging.
    Â»Hallo, Alder«, sagte sie zu dem Mädchen, dessen Hausaufgaben den Tisch bedeckten. »Wie kommt’s, dass du hier drin bist?«
    Alder wackelte mit der Hand, sodass ihr Bleistift auf ein Schulheft klopfte. »Damit Grady mich sehen kann.«
    Dana füllte den Teekessel mit Wasser. »Möchtest du einen Tee? Es wird langsam frostig. Ich brauche was zum Aufwärmen.« Alder schüttelte den Kopf, und als sie den Blick hinaus in die Einfahrt schnellen ließ, verlangsamte sich das Wippen des Radiergummis am Ende ihres Bleistifts. Dana sank auf einen Stuhl ihr gegenüber und sah ebenfalls zum Fenster hinaus. »Kommt er dir motzig vor?«, fragte sie.
    Â»Ja«, sagte Alder. »Irgendwas nervt ihn.«
    Â»Vielleicht weil ich jetzt arbeite?«
    Alder zuckte die Schultern. Vom Ofen kam ein Summton, und sie stand auf, um ihn auszuschalten. Während sie ein paar große

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