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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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schien. Außerdem war es schmeichelhaft – Nora konnte fragen, wen sie wollte, und die Antwort wäre Ja, allerdings nicht unbedingt aus den richtigen Gründen. Viele hätten sich an der Not der überaus beliebten Frau geweidet. Vielleicht war das der Grund, warum Nora sie ausgesucht hatte, mutmaßte Dana, denn ihr konnte sie vertrauen. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich habe die Kinder den ganzen Tag nicht gesehen. Wie wär’s morgen Abend?«
    Sie verabredeten, sich am nächsten Abend um neun Uhr in Keeney’s Lakeside Tavern zu treffen, und Nora schien dankbar zu sein. »Ich stehe in Ihrer Schuld«, war die Wendung, die sie benutzt hatte und die Dana auf dem Heimweg immer wieder durch den Kopf ging.
    Am nächsten Tag nahm Dana sich vor, in der Mittagspause Gradys Lehrerin anzurufen, um zu sehen, ob in der Schule irgendetwas im Gange war, das ein Grund für seine Niedergeschlagenheit sein könnte. Hatte er Probleme mit dem Stoff? Wurde er drangsaliert? Ein paar Minuten vor der Mittagspause klingelte ihr Handy, und am anderen Ende der Leitung war, als hätte sie Danas Gedanken gelesen, Mrs Cataldo.
    Â»Nichts passiert!«, trällerte sie mit einer gekünstelten Leichtigkeit, die Dana zusammenzucken ließ. Knochen waren vielleicht nicht gebrochen, aber wenn die Lehrerin mitten am Tag anrief, die Stimme von Süßigkeit umhüllt wie ein Apfel von Karamell, dann musste irgendetwas vorgefallen sein. »Ich rufe bloß an, um mich mal zu melden«, sagte Mrs Cataldo, »und zu hören, wie es zu Hause so läuft.«
    Â»Eigentlich hatte ich vorgehabt, Sie selbst in ein paar Minuten anzurufen und zu hören, ob in der Schule alles in Ordnung ist.«
    Â»So ein witziger Zufall aber auch!«, säuselte Mrs Cataldo. »Ich will Ihnen mal sagen, was ich hier auf meiner Liste stehen habe.« Bei der nachfolgenden Aufzählung zog sich in Danas Brust alles schmerzhaft zusammen. Mit Freunden streiten, beim Mittagessen in der Schlange schubsen, vom Stuhl kippen und für Unruhe sorgen. »Und er hat darauf bestanden, in der Pause drinnen zu bleiben. Er sagt, er muss seine Hausaufgaben machen, weil er nach der Schule so beschäftigt ist.«
    Â»Also, das ist merkwürdig«, sagte Dana. »Wenn er sich nicht mit jemandem zum Spielen trifft, hat er nach der Schule jede Menge Zeit. Ich habe eine neue Stelle, aber nur in Teilzeit, und ich bin fast immer zu Hause, um ihm zu helfen.«
    Â»Ahaaa«, sagte Mrs Cataldo weise. »Eine neue Stelle.«
    Dana spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde. Ja , hätte sie am liebsten gesagt, ich bin wieder arbeiten gegangen. Mein Mann hat mich nämlich verlassen, dann sind seine Provisionen zurückgegangen, und das Geld reichte plötzlich nicht mehr. Also habe ich mir einen Job gesucht, der die Kinder fast gar nicht tangiert, und ich bringe mich fast um, damit alles glattläuft. Unterstellen Sie mir also nicht …
    Â»Vielen Dank für den Anruf«, sagte sie zu Mrs Cataldo. »Ich spreche mit Gradys Dad, und dann arbeiten wir von unserer Seite daran. Lassen Sie uns nächste Woche wieder telefonieren, ja?«
    Sie verabschiedeten sich, und Dana ließ das Handy auf ihren Schreibtisch fallen. Sie nahm einen tiefen, reinigenden Atemzug, die Art, von der in Geburtsvorbereitungskursen die Rede war, so als könnte der entsetzliche Geburtsschmerz einfach mit einem Schwall Kohlendioxid aus dem Körper geweht werden. Der Schmerz in ihrer Brust blieb jedoch fest hinter ihrem Solarplexus eingebettet.
    Â»Esse ich heute allein?«, war Tonys tiefe Stimme aus der Teeküche im hinteren Teil der Praxis zu vernehmen.
    Â»Komme gleich!«, rief sie, stand aber nicht auf. In ihren Augenwinkeln standen Tränen. Sie musste nur ein paar laufen lassen, ehe irgendjemand sie sah.
    Plötzlich stand er in der Tür. »Hey«, sagte er freundlich, fragend.
    Â»Es tut mir leid … Ich sollte nicht …« Sie nahm das Ende ihres Schals, der wie ein Lasso um ihren Hals lag, und tupfte die Tropfen von ihren Wangen.
    Â»Worum geht es denn?«, murmelte er.
    Ã„rgerlich schüttelte sie den Kopf. Hör auf zu heulen , sagte sie sich. Hör sofort auf .
    Er ging auf sie zu und griff nach ihrer Hand, seine warmen, dunklen Finger wanden sich um ihre und zogen Dana von ihrem Stuhl hoch. »Lassen Sie uns in mein Büro gehen, nur für den Fall, dass jemand reinkommt«, sagte er und

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