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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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sowieso nicht. Der Ehemann will trotzdem das neuere Modell.«
    Sie hat recht , dachte Dana, und ihr neu gewonnenes Selbstvertrauen bekam plötzlich Risse. Sie blickte hinab auf ihre Hände, die untätig auf dem Tisch lagen. Ihre Haut war trocken und wies weiße Rillen auf, die sich wie Fäden über ihre Knöchel zogen.
    Â» Sie wissen das besser als irgendjemand sonst«, sagte Nora mit einem Funken Wut in der Stimme. »Dabei spielt es nicht einmal eine Rolle, ob diese jungen Dinger genauso gut aussehen wie wir. Sie sind einfach nur neu. Im Gegensatz zu uns.« Sie kratzte fester an dem Etikett, bis es sich an einer Stelle löste. »Und damit können wir nicht konkurrieren.«
    Nora wusste also von Kenneths Untreue. Polly muss es ihr erzählt haben , dachte Dana, und der Gedanke ließ ihre Haut vor Zorn prickeln. Macht nichts , sagte sie sich, alle Welt weiß es . Doch Nora schien selbst Erfahrung damit zu haben. Dana blickte in ihre finstere Miene. »Carter …?«, fragte sie.
    Nora sah aus dem Fenster auf die nachtschwarze Fläche des Nipmuc Pond. »Nicht dass es irgendeinen Beweis gäbe«, sagte sie. »Keine Satin-Tangas in seinen Anzugtaschen oder so was.«
    Â»Warum glauben Sie denn dann …?«
    Â»Weil dieser Typ ein Schürzenjäger ist!«, antwortete Nora gereizt. »Er war ein Schürzenjäger, als ich ihn geheiratet habe, und ich war eine Idiotin, weil ich dachte, ich hätte alles. Er würde sich nie mehr irgendetwas anderes wünschen. Er hatte sich mich ausgesucht. Ich hatte gewonnen. Ich bin die glückliche, verfluchte Gewinnerin eines Schürzenjägers .«
    Danas Hände fühlten sich kalt an; um sie zu wärmen, steckte sie sie zwischen ihre Knie. Und sie war plötzlich so müde. Am liebsten hätte sie sich gleich hier auf den staubigen Fußboden gelegt oder sich zur Tür hinaus und in die trüben Fluten des Nipmuc Pond begeben, um in Dunkelheit zu versinken. Männer gingen. So war es in ihrem Leben immer gewesen. Anscheinend war das eine universelle Wahrheit.
    Nora klopfte leicht auf den Tisch, um Danas Aufmerksamkeit zu gewinnen. »Dana«, sagte sie. »Entschuldigen Sie bitte. Ich habe gerade einen netten Abend ruiniert. Zwei Freundinnen, die sich zu einem Mädchenabend treffen.«
    Â»Nein, es ist nur …«
    Â»Ã„tzend.«
    Â»Ja«, stimmte Dana ihr zu. »Das ist es.«
    Â»Deshalb sind Frauen auch so stark, und deshalb haben wir so tolle Freundschaften. Weil wir uns nicht gegenseitig betrügen.« Nora lachte, worauf Dana erleichtert aufatmete. »Na ja, so stimmt es auch wieder nicht. In dieser Stadt gibt es jede Menge Luder, die einem mit Vergnügen einen Dolch in den Rücken stoßen würden. Aber nicht Sie.« Nora grinste. »Polly sagt immer, Sie hätten ein reines Herz.«
    Dana lachte. »Das sagt sie nicht!«
    Â»Aber irgendwas in der Art auf jeden Fall. Treue Seele oder ehrliche Haut …« Noras Grinsen war so breit, dass sie kaum noch die Lippen um den Rand ihrer Bierflasche schließen konnte, um einen Schluck daraus zu nehmen.
    Â»Echt witzig«, sagte Dana, die spürte, dass ihre Hände wieder wärmer wurden.
    Als Nora fertig getrunken hatte, ließ sie ihre Flasche auf den Tisch knallen. »Als Freundin sind Sie topp, jawohl, das sind Sie!«

- 23 -
    A ls am nächsten Morgen um sechs der Wecker klingelte, meinte Dana, ein Defibrillator würde bei ihr angelegt werden. Ihr Körper spannte sich gegen den Stromstoß an, ihre Hand schlug aus, um das lästige Gerät unschädlich zu machen. Es war spät geworden.
    So spät auch wieder nicht, sagte sie sich. Viertel vor zwölf war nur leicht über der Toleranzgrenze, selbst an einem Schultag. Vermutlich hatte das dritte Bier dafür gesorgt, dass sie ihr Schlafanzugoberteil verkehrt herum angezogen hatte – sie bemerkte es, als sie aufstand und in den Spiegel über der Kommode blickte. Sie wusste, dass sie nicht betrunken gewesen war. Drei Bier, das war nur eins über ihrem üblichen Limit, wenngleich die Gelegenheiten, eine solide Alkoholtoleranz aufrechtzuerhalten, ohne Kenneth geschwunden waren. Ein bisschen albern war sie gewesen, vielleicht. Betrunken, nein. Eindeutig nicht.
    Woran sie sich erinnerte, war, dass sie lachte und Nora Dinge über Kenneth erzählte, die nicht schmeichelhaft waren, wie etwa die Liebesaffäre mit seinem Kissen.

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