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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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waren oft hierhergekommen, um in der Bar ein Bier zu trinken und sich ein Spiel anzuschauen. Dana fragte sich, ob das wohl immer noch der Fall war, jetzt, wo Kenneth in Hartford wohnte. Zusammen mit Tina.
    Nora kam in ihrem kleinen silbernen BMW angefahren und schien schon im Aussteigen begriffen, als er noch gar nicht ganz zum Stehen gekommen war. »Mein Gott, ist es toll, mal wieder auszugehen !«, sagte sie, während sie Dana an sich drückte. Die butterartige Weichheit ihrer Lederjacke roch wie der Innenraum eines fremden, mit Parfüm eingesprühten Autos. Nora gab Dana einen leichten Kuss auf die Wange und bugsierte sie auf die Tür des Keeney’s zu.
    Als sie eintraten, spürte Dana, wie sie in dem spärlich besuchten Lokal auffielen. Der Geräuschpegel stieg leicht an, und sie hörte das Wort »Weiber« und lautes Gelächter von einer Gruppe von Männern, die in einer Nische am Fenster saßen und sich scheinbar alle im selben Outdoorladen eingekleidet hatten.
    Nora ignorierte das und sagte zu dem Barkeeper: »Zwei Amstel, bitte.« An Dana gewandt, fragte sie: »Ist das für Sie okay?« Es war okay für Dana – Bier war billiger als Wein und hielt länger.
    Sie ließen sich in einer Nische abseits der anderen Gäste nieder und plauderten über die Halloween-Planung ihrer Töchter. Dana gab zu, traurig zu sein, dass Morgan zum ersten Mal nicht in ihrem eigenen Viertel von Haustür zu Haustür zog. »Obwohl ich weiß, dass sie sich mit Kimmi in Ihrer Gegend blendend amüsieren wird«, fügte sie hinzu.
    Â»Oh, ich weiß«, sagte Nora verständnisvoll. »Wenn sie anfangen, auf eigene Faust Dinge zu tun, versetzt uns das einen Stich.«
    Ihre Unterhaltung plätscherte auf angenehme Weise über eine Vielzahl von Themen dahin. Zum Beispiel den bevorstehenden Sechstklässler-Ball. Die verwirrende Benotungspraxis der Spanischlehrerin. (»Sie kann nichts dafür«, sagte Dana. »Ich glaube, ihr Englisch ist nicht besonders gut.«) Dann Kimmis Beharren darauf, einen Hundewelpen zu Weihnachten zu bekommen. (»Nur über meine Leiche«, sagte Nora. »Es gibt keinen Geruch, den ich mehr hasse als den eines nassen Hundes.«)
    Dana schwelgte in dem köstlichen Gefühl, zu einem exklusiven Club zugelassen worden zu sein, dessen Mitgliedsbeitrag ihr von der Präsidentin erlassen worden war. Sie spürte, wie sie sich für diese Ehre erwärmte, wie ihre Antworten im Laufe des Gesprächs lockerer und selbstbewusster wurden. Fast eine Stunde war vergangen, ehe sie merkte, dass ihre Biergläser leer waren und sie mit der nächsten Runde an der Reihe war.
    Nora nahm einen langen Schluck von dem neuen Bier. »Wissen Sie, warum ich dieses Lokal mag?«, sagte sie. »Es ist real. Es ist eine blöde alte Kneipe, die nicht versucht, hipper und jünger zu sein, als sie ist. Ich habe dermaßen die Nase voll von diesem Mist, Sie nicht? Ich meine, davon, dass alle Frauen in unserem Alter versuchen, sich wie junge Mädchen zu kleiden. Wenn man in den Dreißigern ist, lasse ich das ja noch durchgehen, aber nicht, wenn man erst mal diese Stahlbrücke ins Vierzigerland überschritten hat.« Sie lachte humorlos. »Niemals!«
    Dana hatte keine Ahnung, wie sie reagieren sollte. Sie fand zwar nicht, dass Nora sich zu jung kleidete, aber mit ihrer kurzen Lederjacke und ihren Designerjeans schien sie durchaus mit der neuesten Mode Schritt zu halten. Dana fand auch nicht, dass »jede Frau« es tat. Natürlich gab es ein paar Frauen, die viel zu sehr versuchten, sich als jung und hip zu präsentieren, was sich in der Art zeigte, wie sie sprachen oder sich kleideten. Sie betraten einen Raum grundsätzlich so, als fände dort eine ins Stocken geratene Verbindungsparty statt, bei der die Gäste nur auf ihr Eintreffen warteten, damit endlich etwas los war. Die meisten Leute reagierten auf diese Frauen aber auch so, als wären sie die Hauptattraktion, dachte Dana. Doch wenn die damit klarkamen und alle Welt ihnen beizupflichten schien, wem sollte das dann schaden?
    Â»Ich wünschte, ich wüsste, wie das geht«, witzelte Dana in dem Versuch, etwas Leichtigkeit hineinzubringen.
    Â»Bloß nicht – glauben Sie mir.« Noras Daumennagel nestelte an dem metallischen Rand des Bierflaschenetiketts herum. »Es ist viel zu anstrengend, es ist erbärmlich, und letztlich funktioniert es

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