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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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zehnminütige Fahrt vor sich, und wusste, dass seine Nachricht ohnehin keinerlei Informationen enthalten würde. Kenneth hasste Anrufbeantworter, neigte dazu, dauernd »ähm« zu sagen, und legte, so schnell es ging, wieder auf. Er hatte ihr einmal gestanden, dass dies sein einziger Schwachpunkt als Verkäufer sei: Er konnte keine schlüssige Nachricht hinterlassen. Dana rief ihn auf seinem Handy an, denn sie vermutete, dass er sich auf dem Weg zur Arbeit befand.
    Â»Hallo?«, sagte eine Frauenstimme, zaghaft, als bedauerte sie bereits ihren Entschluss, abzuheben. Danas erster Impuls war, aufzulegen und Kenneth bei der Arbeit anzurufen. Andererseits musste sie rasch dieses Halloween-Problem auf die Reihe kriegen – wenn möglich in den nächsten neuneinhalb Minuten; andernfalls müsste sie bis zu ihrer Mittagspause warten.
    Â»Hallo?«, flog die Frauenstimme sie wieder an. »Sind Sie da?«
    Â»Ja, ich bin da«, gab Dana zurück. »Kann ich bitte Kenneth sprechen?«
    Â»Ja, äh … er ist auf der Herrentoilette. Wollen Sie dranbleiben? Er könnte Sie aber auch zurückrufen, wenn er fertig ist.«
    Fertig? Auf irgendeiner Herrentoilette , morgens um Viertel vor acht? Wo zum Teufel war er wirklich?
    Â»Ich schwöre, ich werde dafür sorgen, dass er Sie anruft«, beharrte die Frau. »Hier ist … hier ist Tina, ganz nebenbei.«
    Du bist nicht »ganz nebenbei« , dachte Dana. Du bist absolut mittendrin.
    Â»Herrje, wo ist er denn?«, murmelte Tina. »Normalerweise braucht er nicht so lange, außer er hat …«
    Dana entfuhr ein angewidertes Schnauben. Glaubte diese Tina wirklich, dass sie nicht wusste, wie lange der Mann, mit dem sie fünfzehn Jahre verheiratet gewesen war, auf der Toilette brauchte? Oder dass sie Lust hatte, diese persönliche und etwas abstoßende Information mit seiner Geliebten zu besprechen?
    Â»Oops. Tut mir leid«, sagte Tina. »Das war total daneben.«
    Dana stand an der ersten Ampel, rechte Hand um das Lenkrad geklammert, als könnte sie es von der Lenksäule reißen, linke Hand mit dem Handy ein paar Zentimeter von ihrem Ohr entfernt. Okay , redete sie sich selbst gut zu. Komm runter und fahr vorsichtig. Du kannst dir KEINEN weiteren Unfall leisten.
    Â»Ã„h, Dana?«, kam die Stimme erneut, piepsig vor Sorge. »Ich weiß, Sie wollen nicht mit mir sprechen, und das kann ich Ihnen auch gar nicht verübeln. Ich an Ihrer Stelle wäre auch stinkesauer. Aber da Ken anscheinend ins Klo gefallen ist oder so was, soll ich Ihnen einfach von der Sache mit Grady erzählen?«
    Und wie sauer sie war! Das schien die Tussi wenigstens zu kapieren. »Ja, erzählen Sie«, blaffte Dana. »Ich muss zur Arbeit.«
    Â»Gut, also, Grady hat oft angerufen. Manchmal schreit er Kenny an und sagt gemeine Sachen, zum Beispiel, dass er ihn mies findet, weil er keine von Gradys Mannschaften trainiert – was so nicht stimmt, nur ist eben keine Baseballsaison, und Sie und ich wissen beide, dass das der einzige Sport ist, von dem Kenny wenigstens einen Funken Ahnung hat. Oder er weint und sagt, er hasst die Schule, und alle Kinder sind Arschlöcher, und warum er nicht einfach mit Ken zur Arbeit gehen kann.« Tina stieß einen gehauchten Seufzer aus. Sie klang ratlos, fast besorgt. »Es ist, als wüsste er nicht, ob er seinen Dad hasst oder liebt, verstehen Sie?«
    Der Schmerz in Danas Brust, der, während Tina sprach, immer größer geworden war, drückte jetzt gegen ihre Lunge. »Oh« , sagte sie.
    Â»Ich kenne das«, sagte Tina. »Armer kleiner Kerl.«
    In Danas Bewusstsein tauchte ein Bild von Grady als Baby auf. Während sie Staub saugte, war er aus dem Mittagsschlaf erwacht. Sie hatte ihn weder vor sich hin brabbeln hören, noch hatte sie mitbekommen, wie das Brabbeln erst in einen klagenden, dann in einen verzweifelten Ton umgeschlagen war. Als sie schließlich den Staubsauger ausgeschaltet hatte, schrie Grady wie von Sinnen. Sie war die Treppe hinaufgerast, hatte ihn aus seinem Gitterbett gehoben, geherzt und mit sanfter Stimme um Verzeihung gebeten. Er aber hatte sich steif gemacht und sich jedem Versuch, ihn zu trösten, verweigert. Die ganze Zeit schrie er so, wobei seine kleine rosarote Zunge in seinem weit aufgerissenen Mund zitterte. »Es ist vorbei«, hatte sie immer wieder gesagt. »Alles ist gut, mein Schatz. Ich bin bei dir.«
    Für

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