Die Zufalle des Herzens
gehalten, dass ein Haufen Jungs zwischen zehn und zwölf ihren Grand Marnier und Pfirsichschnaps probieren würde.«
»Wie hast du das rausgekriegt?«
»Als einer der Jungen irgendwas Rotes erbrochen hat, dachten sie, er würde gleich sterben, und haben den Notarzt gerufen.« Sie waren am Village Donuts angekommen, und Polly schüttelte ärgerlich den Kopf. »Wie sich rausstellte, hatte er ein Glas Maraschinokirschen mit Schnaps runtergespült. Er war auch noch ein glatter Einserschüler! Es ist wirklich erstaunlich, wie bescheuert diese superintelligenten Kinder sein können.« Sie bestellten ihren Kaffee und setzten sich an einen der Kunststofftische in Holzoptik, ehe sie sich wieder hinaus in den scharfen Wind begaben.
»Also, ich bin sicher, dass alles gut verlaufen ist«, sagte Dana. »Ich habe heute Morgen angerufen, da schliefen die Mädchen noch. Nora hätte mir gesagt, wenn irgendetwas passiert wäre.«
Polly trank noch einen Schluck und blickte zum Fenster hinaus. »Ich bin sicher, dass sie das vermutlich getan hätte«, sagte sie.
Auf dem Weg zu den Kinnears rief Dana Kenneth an. Der Abend sei gut verlaufen, sagte er. Sie seien im West End von Haus zu Haus gegangen und dabei auch an der juristischen Fakultät der UC onn vorbeigekommen. »Er fand es toll, die Jurastudenten in ihren verrückten Aufmachungen umherziehen zu sehen.« Kenneth schmunzelte. »Einer war SpongeBob und hatte tatsächlich ungefähr hundert gelbe Schwämme an sich kleben. Grady konnte es gar nicht fassen.«
»Ich hätte nur gerne gewusst, wann du ihn zurückbringst«, sagte Dana.
»Ach so, na ja, vielleicht sollte ich ihn bis zu seinem Spiel morgen hierbehalten. Dafür komme ich ja sowieso nach Cotters Rock. Erspart mir eine Fahrt.«
Morgen? , dachte Dana. Ich lasse dich ihn für eine Nacht nehmen â noch dazu Halloween â, und du behältst ihn für das ganze Wochenende? Das glaube ich nicht.
»Was will Grady denn machen?«, fragte sie und verkniff sich den Kommentar, dass ihr scheiÃegal war, ob er sich eine Fahrt ersparte oder nicht. Grady habe schon seine Badehose an, berichtete Kenneth. Dana konnte ihn im Hintergrund murmeln hören: »Komm jetzt, Dad!« Sie waren auf dem Sprung zum Fitnesscenter. Dana sprach kurz mit Grady, der einsilbig und ungeduldig antwortete.
Sie wollte schon auflegen, als Kenneth noch einmal ans Telefon kam. »Nur eins noch â¦Â«, sagte er und klang, als müsste er all seinen Mut zusammennehmen, um etwas Unangenehmes loszuwerden. »Morgen bringe ich Tina mit zu Gradys Footballspiel.«
»Das tust du nicht«, warnte sie ihn.
»Doch«, sagte er. »Das tue ich. Es ist das letzte Spiel der Saison, und er möchte, dass sie ihn spielen sieht.«
»Verflucht noch mal, Kenneth ⦠verflucht noch mal .«
»Ich weië, sagte er. »Falls das hilft, ich freue mich auch nicht gerade darauf.«
»Nein, es hilft nicht !«, brüllte sie. »Nichts hilft!«
Einen Moment lang war Kenneth still. Dann murmelte er: »Tina lässt sich nicht ausklammern, Dana. Glaub mir dieses eine Mal. Sie ist hier, und wir müssen dieses Footballspiel hinter uns bringen, und um der Kinder willen müssen wir es normal aussehen lassen.«
Um der Kinder willen? Die Kinder wären besser dran gewesen, wenn ihr Vater nicht mit dieser verfluchten Friseurin rumgemacht und die Familie verlassen hätte!, dachte sie. Dana holte tief Luft und stieà sie wieder aus. Kenneth kannte das gut genug, um seinen Mund zu halten.
»Gut«, murmelte sie.
»Wir werden es auf das Nötigste beschränken.«
»Ja«, sagte sie, während sie in die Einfahrt der Kinnears einbog. »Tut das.«
Als Nora ihr die Haustür öffnete, sagte sie: »Die beiden schlafen noch, ist das zu fassen?«
»Wann sind sie denn ins Bett gegangen?«, fragte Dana, von dem Gespräch mit Kenneth immer noch durcheinander.
»Ach, wer weiÃ!« Nora wedelte mit ihren langen Fingern und nahm die erste Treppenstufe nach oben. »Diese beiden könnten den Sauerstoff aus einem Raumschiff rausreden.« Sie drehte sich zu Dana um, die immer noch unten in der Diele stand. »Kommen Sie nur«, sagte sie mit einem verschmitzten Grinsen. »Ich habe ein Geschenk für Sie.«
Dana folgte ihr nach oben in ein geräumiges Elternschlafzimmer, das in Gold- und Cremetönen
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