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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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gehalten war: zitronengelb und butterfarben gestreifte Tapete, elfenbeinfarbene, geschwungene Vorhänge, ein übergroßes Bett und darauf ein von goldenen und senffarbenen Fäden durchsetztes Federbett. Nora verschwand, anscheinend ganz von ihrem eigenen Dekor verschluckt, doch dann tauchte sie aus einem begehbaren Kleiderschrank wieder auf. In der Hand hielt sie eine Einkaufstasche mit gold-schwarzem Schachbrettmuster und dem roten Schriftzug PERFECTUA oben auf einer Seite. »Zugegeben, ein echtes Geschenk ist es nicht, weil ich es bei der Arbeit bekommen habe. Aber als ich es auf dem Ständer mit den Mustern hängen sah, hab ich gewusst, dass es für Sie gemacht ist.«
    Vorsichtig nahm Dana den in Seidenpapier gewickelten Gegenstand heraus. Es war eine Bluse in einem hellen Champagnerton. Der Kragen war breiter als normal und endete in zwei scharfen Zacken. Die Manschetten waren lang und eng, mit drei kleinen, flachen Perlmuttknöpfen an jedem Handgelenk. Abnäher, die vom unteren Saum zu jeder Brust liefen, betonten eine schmale Taille und einen üppigen Busen. Auf dem kleinen Etikett im Kragen stand nur PERFECTUA – SEIDE .
    Â»Das ist so … Sind Sie … Ist das Ihr Ernst?«, stammelte Dana.
    Â»Ernst?«, sagte Nora, als wäre das Wort ihr unbekannt. »Natürlich ist es mein Ernst. Probieren Sie sie an.« Abwartend verschränkte sie die Arme vor ihrem schmalen Brustkorb.
    Einen Moment lang wusste Dana nicht, was sie machen sollte. Wurde von ihr erwartet, dass sie sich vor Nora auszog? Nora rührte sich nicht, bot ihr auch nicht die Ungestörtheit ihres Badezimmers an, und so zog Dana sich ihren grauen Rollkragenpullover mit Zopfmuster über den Kopf, sodass sie oben herum nur noch ihren schlimmsten, dunkelroten BH anhatte, der zudem völlig ausgeleiert war.
    Â»Natürlich würden Sie einen anderen BH tragen«, sagte Nora, »aber Rohseide deckt sowieso sehr gut.«
    Sorgsam darauf bedacht, mit den Fingernägeln nicht in dem feinen Material hängen zu bleiben, zog Dana die Bluse an. Während sie sie vorn zuknöpfte, übernahm Nora geschickt die Knöpfe an den Handgelenken und schlug die Manschetten zurück. Mit zusammengekniffenen Augen besah sie sich die Bluse kritisch, zog die Schultern zurecht und zupfte am Kragen, bis die Spitzen in perfekter Symmetrie herunterhingen. Dann drehte sie Dana so, dass sie in einen riesigen Spiegel schaute, der über einer niedrigen Kommode hing.
    Â»Genial«, hauchte sie. Dana war sich nicht sicher, ob sie damit sich selbst oder die Bluse meinte.
    Die beiden Frauen brachten eine ganze Weile damit zu, sich gegenseitig von der absoluten Perfektion der Bluse vorzuschwärmen: Man könne sie zu eleganten Jeans oder einem bodenlangen Rock tragen, ihre Farbe bringe Danas rotblondes Haar zur Geltung, ihr Schnitt sei auf so raffinierte Weise vorteilhaft, dass niemand sagen würde: »Oh, wie vorteilhaft« – die Leute würden einfach finden, dass sie super gut aussehe.
    Die ganze Zeit über dachte Dana: Ich werde mich nie mit etwas auch nur annähernd so Perfektem revanchieren können . Die Tatsache, dass Nora für die Bluse nichts bezahlt hatte, spielte dabei keine Rolle. Ihr wurde ganz schwummrig bei dem Gedanken, dass Nora eines Tages erkennen würde, dass Danas Möglichkeiten, Geschenke zu machen, nie an die ihren herankommen würden.
    Â»Mom?« Morgan stand in der Tür und starrte sie an. »Wem gehört denn die?«, fragte sie.
    Â»Also … das ist …«
    Â»Sie gehört ihr!«, trällerte Nora. »Nur ein winzig kleines Geschenk aus dem Laden. Sieht deine Mutter nicht umwerfend aus?«
    Â»Hm«, machte Morgan. »Doch. Mom, können wir bald gehen? Ich muss noch einen Haufen Zeug für Gemeinschaftskunde lernen. Ich muss alles über China wissen.«
    Dana fiel auf, wie blass sie aussah; ihre Lippen wirkten blutleer. »Klar, mein Schatz. Geh schnell deine Sachen zusammenpacken.«
    Morgan hielt eine Plastiktüte mit ihrem Kostüm hoch. »Bin startklar«, sagte sie, und den Blick auf Nora gerichtet: »Danke, dass ich hier sein durfte.« Dann drehte sie sich um und ging durch den Flur zurück.
    Auf der Heimfahrt fragte Dana Morgan nach ihrer Nacht, aber Morgan war nicht sehr gesprächig. »Ich bin total müde«, sagte sie. »Ich glaube, wir haben ungefähr anderthalb Minuten geschlafen.«
    Â»Warum bist du

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