Die Zufalle des Herzens
Nicht ein Einziger konnte es erraten. Bis jetzt habe ichâs auch niemandem erzählt.« Dana streckte die Hand aus und streichelte Alders Handrücken. »Ich bin froh, dass ich hier bin«, sagte Alder erschöpft. »Aber irgendwie ist es gerade überall, wo ich bin, beschissen.« Sie drehte die Hand um, sodass Dana ihre Fingerspitzen jetzt über die Handfläche gleiten lieÃ.
Dana hätte gerne etwas gesagt, aber alles, was ihr in den Sinn kam, klang hohl und verlogen. Sie sah Alder vor sich hin starren und streichelte weiter ihre Handfläche. Nach kurzer Zeit schien die Spannung aus dem Gesicht des Mädchens zu weichen, und ihre Schultern sanken etwas tiefer. Alder drückte sanft Danas Hand, erhob sich und verlieà das Zimmer. Bald hörte Dana das Wasser im unteren Bad laufen, dann das Quietschen der Federn in der Ausziehcouch.
Sie lehnte das Buch gegen ihre angezogenen Knie und begann mit neuer Konzentration zu lesen, als wäre es von Bedeutung, als könnte es etwas lösen, auch wenn sie wusste, dass dem nicht so war.
- 25 -
K önnen wir die Strecke nehmen, die an Village Donuts vorbeigeht?«, fragte Dana Polly, als sie am nächsten Tag walken gingen. »Seit ich heute Morgen aufgestanden bin, lechze ich nach einem Latte.«
»Tja, niemand raucht mehr«, frotzelte Polly. »Jetzt gibtâs nach dem Sex nur noch einen Kaffee.«
Dana stöhnte. »Findest du, dass ich zu voreilig war? Ich bin ja erst seit einer Woche mit dem Mann zusammen!«
»Ich gebe Tina voll und ganz die Schuld.«
» Was? Wieso?«, sagte Dana und fiel vor Schreck aus dem Tritt. »Ich meine, ich bin immer dafür, Tina für alles verantwortlich zu machen â aus meiner Sicht ist sie schuld an der Erderwärmung, am Welthunger und am FuÃpilz.«
»Genau«, grinste Polly. »Und an deiner Verwandlung in eine sexgeile Zahnarztsprechstundenhilfe.«
»Nein, wirklich nicht«, sagte Dana, ihren Schritt verlangsamend, um Polly anzuschauen. »Ich will nicht, dass sie der Grund für alles ist, was ich tue. Dass es sie gibt, halte ich ja schon kaum aus.«
»Eben. Sie ⦠Sie â¦Â« â Polly blinzelte angestrengt â »ist eine GröÃe , die es zu berücksichtigen gilt . Und bisher hast du so getan, als gäbe es sie nicht.«
»Hab ich nicht!«
»Doch, und als sie sich als real herausstellte, hast du alle Vorsicht über Bord geworfen und mit deinem Freund geschlafen. Das hat diese letzte Verbindung zu Kenneth zerbrochen. Ist völlig einleuchtend.«
»Polly!«
»Was? Das ist mein voller Ernst.«
»Ich gründe meine persönlichen Entscheidungen â Entscheidungen überhaupt â nicht auf die Existenz dieses Flittchens!«
Polly schürzte die Lippen, nicht überzeugt. »Gut, neues Thema. Wie geht es Morgan?«
Dana machte noch ein paar gereizte Schritte, dann seufzte sie. Sie konnte Polly nie lange böse sein. »Ihr gehtâs besser, glaube ich. Diese Freundschaft mit Kimmi Kinnear hat ihr eine Menge Selbstvertrauen gegeben. Sie scheint nicht den Drang zu verspüren zu ⦠du weiÃt schon â¦Â«
»Kotzen.«
Eine Zeitlang sprachen sie nicht. Der Gedanke daran lieà sie ernüchtert verstummen. »Morgan wirkt jetzt eindeutig zufriedener«, sagte Dana schlieÃlich. »Gestern Nacht hat sie bei Kimmi geschlafen. Und ist zu einer Party in der Nachbarschaft gegangen â ein Mädchen aus ihrer Klasse namens Devynne.«
»Und wie weiter?«, fragte Polly. »Vielleicht kenne ich sie.«
»Oh, den Nachnamen kenne ich gar nicht. Ich habe angenommen, dass ihre Familie okay ist, wenn Nora nichts dagegen hat, dass die beiden dorthin gehen.«
»Du hast aber nicht dort angerufen und mit den Eltern gesprochen? Das hättest du nämlich wirklich tun sollen, weiÃt du. Eltern haben manchmal nicht den blassesten Schimmer.«
»In der sechsten Klasse? Ist das nicht eher ein Highschool-Ding?«
»Ja und nein«, sagte Polly. Sie erzählte die Geschichte von ihrem Sohn Peter, der, als er noch in der Middle School war, zu einem Freund ging, um sich dort Stargate -Episoden ohne Ende anzuschauen. »DrauÃen war es noch hell, verdammt noch mal!«, sagte Polly. »Die Eltern des Jungen waren beim Leichtathletikwettkampf eines seiner Geschwister und damit über Stunden auÃer Haus; sie hätten es nie für möglich
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