Die Zufalle des Herzens
der mangels farbenprächtigen Gefieders seine Brustmuskeln spielen lieÃ. Er drehte sich zu Kenneth um und grinste eingebildet. »Jetzt, wo mein Glücksbringer da ist, gewinnen wir auf jeden Fall.«
Dana hätte fast laut losgelacht, und für den Bruchteil einer Sekunde wünschte sie sich sehnlichst, jemand anderes wäre da, um zu bezeugen, dass diese bizarre Szene sich tatsächlich abspielte â Tina mit ihrem bauschigen Mantel und ihrer Stupsnase; Kenneth, der sich vor lauter Unbehagen an seinen Jackenärmeln festklammerte; Jack mit seinem karikaturartigen Gehabe. Das ist kein Witz , sagte sie sich, während sie sich das Lachen verbiss. Diese Menschen sind real.
»Ich geh dann jetzt rauf auf die Tribüne«, sagte sie zu ihnen. Dann, zu Tina gewandt: »Wir sehen uns bestimmt noch.« Und mit einem Lächeln zu Jack: »Viel Glück, Coach.«
»Besten Dank!« Er zwinkerte ihr vertraulich zu und schickte hinterher: »Ich ruf dich heute Abend an.«
»Klingt gut.« Und dann machte sie sich auf den Weg zu Morgan und Alder.
Während sie auf sie zukam, beäugten die Mädchen sie, als wäre sie ein exotischer Vogel, der jeden Moment in den Wolken verschwinden könnte. Sie setzte sich zwischen die beiden. Nachdem Morgan sie einen Moment lang betrachtet hatte, legte Dana den Arm um sie und drückte sie leicht.
»Beeindruckend«, murmelte Alder.
»Danke«, flüsterte Dana und wandte ihre Aufmerksamkeit dem Spiel zu.
- 26 -
A ls Dana am Freitag zur Arbeit fuhr, regnete es Sturzbäche, und die Tropfen, die auf das Dach ihres Autos trommelten, hörten sich an wie Gewehrfeuer. Doch sie fühlte sich so ruhig und hoffnungsvoll wie schon seit Monaten nicht mehr.
Die Woche war praktisch ohne gröÃeren Zwischenfall verlaufen. Gradys Ãberheblichkeit wegen seines spielentscheidenden Laufs in die Endzone am Sonntag hatte sich ein bisschen gelegt und zeigte sich am Montagmorgen nur noch in einem leicht stolzierenden Gang, nachdem er vor der Schule aus ihrem Minivan gehüpft war. Ein Junge, den Dana nicht kannte, schrie: »Stelly!« und rannte so schnell auf ihn zu, dass sie beim Aufprall beide ins Gras fielen. Während sie sich hochrappelten, versetzte Grady ihm einen freudigen Klaps auf die Brust, bevor die beiden, sich ständig anrempelnd, in Richtung Schulhof loszogen.
Am Dienstagabend hatte Kenneth angerufen, um zu sagen, dass er am Mittwoch mit einem frühen Feierabend rechne und deshalb kommen und bei den Kindern sein könne, wenn sie länger arbeite. Er ging, kurz bevor sie gegen Viertel nach acht heimkam und feststellte, dass Grady und Morgan ihre Hausaufgaben gemacht und zu Abend gegessen hatten. Jetzt spielten sie im Untergeschoss Wii, nicht gerade freundschaftlich, aber ohne offensichtliches Kneifen und Schubsen, ohne bissige Bemerkungen und ohne sich gegenseitig den Controller wegzuschnappen. Als Dana eintrat, beugte Grady sich zu Morgan hinüber und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Morgan lächelte milde und nickte.
Alder war offenbar kurz vor Kenneths Eintreffen mit Jet fortgegangen und erst zurückgekommen, als er schon weg war. »Dass ihr Dad wieder zu Hause war, war für die beiden zu schön, um wahr zu sein«, erklärte Alder Dana später. »Wenn ich dageblieben wäre, wäre die Wirkung vollkommen im Eimer gewesen.«
Dana hätte es fast geschafft, nicht zu fragen, was Kenneth ihnen zum Abendbrot gegeben hatte, doch als sie Grady an diesem Abend zudeckte, schien die Frage Beine zu bekommen und sich ganz von allein herauszuschleichen.
»Hähnchen-Nuggets«, sagte er, während er unter seiner Star Wars -Bettdecke vor- und zurückrollte, bis seine untere Körperhälfte zu seiner Zufriedenheit in einen Stoff-Jedi eingepackt war. »In der Mikrowelle statt im Backofen, wie du sie machst, aber ich hab sie trotzdem gegessen«, sagte er selbstzufrieden. »Und einen Apfel.«
»Aufgeschnitten?«
»Nein, er hat ihn mir so gegeben.«
»Und du hast ihn gegessen?«
»Ja«, schnaubte Grady. »Als ob so was sonst nie passieren würde.«
Sie warf ihm die Decke über den Kopf und kitzelte ihn, bis er wie der kleine Junge kicherte, der er war. Dann zog sie die Decke wieder unter sein Kinn herunter und nahm sein Gesicht zwischen ihre gewölbten Hände. Als er grinsend zu ihr aufsah, wurde ihr bewusst, dass dies der ruhigste, glücklichste
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