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Die Zuflucht der Drachen - Roman

Die Zuflucht der Drachen - Roman

Titel: Die Zuflucht der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penhaligon Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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wären nur kleine Lichtpunkte an einer schwarzen Decke. Aber wenn ihm der Blick von einer Klippe hinab weiche Knie machen konnte, warum sollte es ihm dann anders gehen, wenn er in Millionen Kilometer luftleeren Raums hinaufschaute? Wenn er so darüber nachdachte, machte ihn die atemberaubende, ungeheure Weite der Kluft, die ihn von diesen Sternen trennte, beinah schwindlig.
    Er überlegte sich, ob er aus dem Schlafsack kriechen und Mara ein bisschen helfen sollte, sich die Zeit zu vertreiben. Das Leben im Rucksack hatte seinen Schlafrhythmus durcheinandergebracht. Dann sagte er sich aber, dass er es später, wenn er mit der Wache an der Reihe war, bestimmt bereuen würde, wenn er jetzt wach blieb. Also schloss er die Augen und zwang sich, sich zu entspannen.
    Kendra hatte in dieser Nacht die dritte Wache. Dougan weckte sie sanft und rief ihr ins Gedächtnis, dass sie als Nächstes ihren Bruder wecken musste. Nickend schlüpfte Kendra aus ihrem Schlafsack, wickelte sich in eine Decke und rückte näher an das kleine Feuer heran.
    Während sie allein dasaß, fragte sie sich, warum sie sich überhaupt die Mühe machten, Wache zu halten. Ganz gleich, wer wach war, Mendigo würde als Erstes Alarm schlagen. Und trotzdem würde es ihnen wenig nutzen. Sie waren alle wach gewesen, als die Marionette sie vor den Perytons gewarnt hatte, und die Sache hatte dennoch in einem Fiasko geendet.
    Wyrmroost war nicht Fabelheim. Die Wesen hier waren riesig. Wenn ein Drache wie Nafia ihren Tod wünschte, würden sie sterben. Sie waren der Drachendame nur deshalb entkommen, weil Gavin es ihr ausgeredet hatte, sie zu töten. Er hätte sie nicht zwingen können. Sie hatten sich auf ihre Großmut verlassen, und Nafia hatte sich dafür entschieden, sie gehen zu lassen. Was spielte es also für eine Rolle, wenn sie hier wachten und Ausschau nach Kreaturen hielten, die zu besiegen sie ohnehin keine Chance hatten?
    Sie schaute zum Himmel empor und suchte nach Satelliten, die sich zwischen den Sternen bewegten. Der voller werdende Mond war aufgegangen, und sein Leuchten ließ das Licht der Sterne nun schwächer erscheinen als noch vor ein paar Tagen. Aber nach einigen Minuten fand sie tatsächlich einen kleinen Lichtpunkt, dessen langsame, stetige Bewegung ihre Aufmerksamkeit erregte.
    Als sie die klimpernden Gelenke Mendigos herannahen hörte, kehrte Kendras Blick zur Erde zurück. Mendigo bewegte sich nicht schnell, aber er näherte sich. Bei ihrer letzten Wache hatte sie ihn weder gesehen noch gehört.
    Die Marionette tauchte zwischen den Tannen auf, und mit ihr eine hochgewachsene schöne Frau. Die hübsche Fremde hatte aristokratische Züge – fein geschnittene Wangenknochen, makellose Haut und herrische Augen. Ein fließendes, durchscheinendes Gewand bedeckte ihren geschmeidigen Körper, und ihre Füße steckten in goldenen Sandalen. Das Auffälligste aber war ihr Haar, eine schimmernde Kaskade aus silbrigem Blau. Abgesehen von ihrer Miene, die entspanntes Selbstvertrauen ausstrahlte, ließ nichts an der Frau erwarten, dass sie so mir nichts, dir nichts mitten in der Nacht durch ein gefährliches, gebirgiges Sanktuarium wandern könnte. Ihr Alter war schwer zu schätzen. Trotz des silbernen Haars hätte Kendra sie auf den ersten Blick für etwa Mitte zwanzig gehalten, aber die Fremde trat mit einer würdevollen Anmut auf, die einem weit höheren Alter entsprach. Mendigo ging neben ihr her und hielt ihre Hand.
    »Wir haben Besuch«, verkündete Kendra laut und erhob sich. Sie dachte, die Frau wäre vielleicht eine Dryade, aber sie hatte nicht die Absicht, der Fremden allein entgegenzutreten.
    »Ich will euch nichts Böses«, rief die Frau mit sanfter und melodischer Stimme.
    Kendra hörte, wie sich ihre Gefährten in ihren Schlafsäcken regten.
    »Wer sind Sie?«, fragte Kendra.
    »Lass mich das übernehmen«, brummte Gavin. Er kroch aus seinem Schlafsack und zog sich eine Jacke über.
    Trask hatte eine Hand auf seine Armbrust gelegt.
    Die Frau blieb einige Schritte vor Kendra stehen. Selbst mit ihren flachen Sandalen war sie über einen Meter achtzig groß. »Kannst du dir nicht denken, wer ich bin? Wir sind uns schon einmal begegnet.«
    »Nafia?«, flüsterte Kendra.
    Die Frau errötete. »In menschlicher Gestalt trage ich den Namen Nyssa. Ich bin hier, um zu helfen.«
    Gavin trat neben Kendra. »Wie könnten Sie uns helfen?«, fragte er.
    Nyssas Blick wurde listiger, als sie ihm in die Augen sah. »Ich kenne mich hier aus.«
    »Das

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