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Die Zuflucht der Drachen - Roman

Die Zuflucht der Drachen - Roman

Titel: Die Zuflucht der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penhaligon Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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geplant.«
    »W-W-Wir werden darüber nachdenken«, antwortete Gavin.
    »Der tapfere kleine Stotterer«, meinte Nyssa nonchalant. »Du hast gerade von deinem sicheren Tod erfahren, und doch bleibst du gefasst. Vielleicht verdienst du es wirklich, ein Drachenbruder zu sein.«
    »Das würde ich gern hoffen«, murmelte Gavin und senkte den Blick.
    Nyssa umarmte Kendra. »Es war mir eine Freude, dich kennenzulernen«, sagte sie. Sie hielt Gavin eine Hand hin, der sie ergriff und dann vorsichtig küsste. »Wie ritterlich! Unser Treffen war fast so unterhaltsam, wie ich gehofft hatte, wenngleich ich es vorgezogen hätte, ein Weilchen länger in eurer Gesellschaft zu verweilen. Nun ja. Wie das Leben so spielt. Ich will nicht weiter stören. Tut mir leid, dass ich schlechte Nachrichten überbringen musste. Wenn es euch ein Trost ist, so lasst euch sagen, dass euer Dahinscheiden ohnehin so gut wie gewiss war, auch ohne Navarog vor Wyrmroosts Toren. Genießt, was euch von eurem Besuch noch bleibt.«
    Nyssa drehte sich um und schritt in die Nacht davon, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Kendra griff nach Gavins Hand und drückte sie fest. Er drückte zurück.
    »Könnte sie helfen, uns zu beschützen?«, flüsterte Kendra.
    Gavin schüttelte den Kopf. »Wenn man bedenkt, was wir vorhaben, wäre eine Einladung an Nyssa, sich uns anzuschließen, der sichere Tod.«
    Trask trat neben sie, die Armbrust in der Hand. »Es wäre ein leichter Schuss gewesen.«
    Gavin schnaubte abschätzig. »Du hättest es tun können. Sie war verletzbar. Selbstverständlich wären wir dann kurze Zeit später ebenfalls gestorben. Nichts hätte die Drachen davon abbringen können, an uns Rache zu nehmen.«
    »Eben daran habe ich auch gedacht«, erklärte Trask mit einem Seufzen. »Ich bin nicht gerade froh zu hören, dass Navarog uns auf der Spur ist. Allerdings nehme ich an, durften wir auch mit niemand Geringerem rechnen.«
    »Aber etwas Besseres erhofft hätten wir uns schon«, erwiderte Gavin.
    Niemand widersprach.
    Am nächsten Tag erwachte Kendra mit einem unguten Gefühl. Nyssas Neuigkeiten hatten sie beunruhigt. Es fiel Kendra schwer, sich an die Einzelheiten ihrer Träume zu erinnern, aber es war eine schöne Frau darin vorgekommen, die sich in einen Drachen verwandelte, und jede Menge Gerenne. Zumindest der erste Teil des Tages versprach, noch relativ sicher zu sein. Solange sie die Krebsgangkluft durchquerten, würden zumindest keine riesigen Ungeheuer an sie herankommen.
    Kendra brachte Warren das Frühstück. Er schien guter Dinge zu sein, obwohl sein Atem flach war und ihm das Luftholen schwerfiel. Wann immer er seine Position veränderte, war seinem Gesicht der stechende Schmerz anzusehen. Gemeinsam tranken sie heiße Schokolade. Kendra aß außerdem einen Energieriegel, aber Warren verzichtete dankend und begnügte sich mit ein paar Orangenstücken.
    Nach dem Frühstück stopften sie ihre Schlafsäcke in den Rucksack und gingen zum Eingang der Kluft. Die Spalte in der Felswand war mindestens dreißig Meter hoch, wurde nach oben hin immer schmaler und schloss sich schließlich ganz, ohne das Ende der Wand zu erreichen. Kendra hatte noch nie eine so hohe, enge Höhle gesehen.
    Mit Trask und Gavin an der Spitze gingen sie in den Spalt hinein, Dougan und Tanu bildeten die Nachhut. Ein gutes Stück weit konnten zwei Personen bequem nebeneinandergehen, aber nach einiger Zeit konnten sie sich nur noch im Gänsemarsch fortbewegen. An einer Stelle wurde der Gang so schmal, dass Tanu und Dougan sich gerade noch seitwärts – im Krebsgang – hindurchzwängen konnten. Alle hatten ihre Taschenlampen eingeschaltet. Kendra blickte nach oben auf die Wände der Felsspalte, die sich hoch über ihnen schlossen. Sie musste gegen die fixe Idee ankämpfen, die Wände könnten sich aufeinander zubewegen und die kleine Gruppe zu Brei zerquetschen.
    Am anderen Ende schließlich war die Felsspalte nicht mehr so hoch, höchstens zehn oder zwölf Meter, dafür aber breiter. Auf dem letzten Stück hätten sie sogar zu viert nebeneinandergehen können.
    Hinter der Krebsgangkluft führte der Weg auf einem Felssims weiter. Die Breite des Simses schwankte, manchmal war es viele Meter breit, manchmal hatten gerade ihre Füße darauf Platz. An der schmalsten Stelle musste sich Kendra flach gegen die Felswand drücken. Sie biss sich auf die Lippen, während sie mit den Fingern über den kalten, rauen Stein tastete und sich alle Mühe gab, nicht in die tiefe Schlucht unter

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