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Die Zuflucht der Drachen - Roman

Die Zuflucht der Drachen - Roman

Titel: Die Zuflucht der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penhaligon Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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fertig war, hielt sie den Papierflieger hoch und inspizierte ihn aus verschiedenen Winkeln. Er würde wohl kaum einen Schönheits- oder Langstreckenflugwettbewerb gewinnen, und sie konnte Seth förmlich über ihren jämmerlichen Versuch lachen hören.
    Warum hatte sie nie richtig gelernt, Papierflieger zu bauen? Ihr Bruder beherrschte mindestens sechs Varianten, allesamt exzellente Flieger. Sie waren einfach und schnittig, und er fügte sogar noch eigens Faltungen hinzu, damit sie Kunstflugfiguren machten.
    Die Flieger, die sie nach mehreren kläglichen Misserfolgen zustande bekommen hatte, flogen kaum besser als zerknülltes Papier. Sie brachte das hässliche kleine Ding zum Fenster, öffnete es und schob die Hand zwischen den unsichtbaren Gitterstäben hindurch. Kalte Luft strömte in den Raum. Eine schnelle, sanfte Drehung des Handgelenks hatte sich als die beste Methode herausgestellt, die Flieger zu werfen. Die Dunkelheit der Nacht würde ihn verbergen, und hoffentlich würde am nächsten Tag irgendein Passant einen ihrer Briefe finden.
    Mein Name ist Kendra Sørensen. Ich bin entführt worden. Setzen Sie sich bitte mit der Polizei in Verbindung. Kontaktieren Sie dann Scott Michael Sørensen und Marla Kate Sørensen. Sie leben außerhalb von Rochester, New York. Dies ist kein Scherz.
    Bald nachdem der Goblin Kendra in ihr Zimmer gesperrt hatte, hatte sie beschlossen, eine Luftbriefkampagne zu starten, das aeronautische Äquivalent zur Flaschenpost, und jetzt überlegte sie, in welche Richtung sie den nächsten Wurf ausrichten sollte.
    Ein Schlüssel klapperte in der Tür.
    Kendra warf den Flieger und schloss eilig das Fenster, bevor sie sich der Tür zuwandte.
    Torina trat ein und strahlte nur so vor Selbstbewusstsein. Sie trug noch immer dasselbe protzige Kleid wie zuvor, füllte es aber ganz anders aus, weil ihre Figur jetzt wieder mehr Rundungen hatte. Arme und Beine waren fest und straff, die Haut gesund und weich. Das Make-up hatte sie nun viel dezenter aufgetragen – Torina verließ sich auf die natürliche Ausstrahlung ihres schönen Gesichts. Als sie einen triumphierenden Blick in Richtung Kendra warf, sah sie aus wie eine Schulballkönigin kurz vor ihrem großen Auftritt.
    Es entstand eine verlegene Pause, bis Kendra begriff, dass Torina auf ein Kompliment wartete. »Sie sehen umwerfend aus«, sagte sie schließlich.
    »Was auch immer die Leute sagen mögen«, bemerkte Torina beiläufig und legte eine Hand auf ihre schlanke Taille, »ob sie auf Diät schwören oder auf Bewegung, Medikamente, Kosmetika, Schönheitsoperationen oder die Behandlung in Wellnesseinrichtungen – es gibt einfach keinen Ersatz für Jugend.«
    »Sie haben ihn ausgesaugt?«
    »Viel skrupelloser, als ich es ohne deine Einmischung getan hätte«, erklärte Torina mit hartem Blick.



»Warum?«
    Torina schloss die Tür und kam ins Zimmer geschlendert. »Meine Lebensweise erlaubt mir nur begrenzte Freuden, Kendra. Mit meiner Beute zu spielen, ist wahrscheinlich noch die befriedigendste davon, und ich musste mich bereits mehrere Male mit eher unzulänglichen Exemplaren zufriedengeben. Dann hast du unserem Stelldichein auch noch den ganzen Spaß genommen und mich gezwungen, mich zu beeilen.«
    »Es tut mir ja so leid«, entschuldigte sich Kendra. »Es muss schlimm sein, wenn einem jemandem den Spaß daran verdirbt, einem Menschen das Leben auszusaugen.«
    »Wage es nicht, mich zu verspotten, junge Dame«, zischte Torina. Die Entrüstung ließ ihre jugendlichen Züge straffer erscheinen. An ihrem Hals traten die Sehnen hervor.
    »Sie sind so schön, wenn Sie wütend sind«, sagte Kendra in dramatischem Tonfall.
    Torinas Zorn verwandelte sich in grimmiges Gelächter. »Auch wenn du das nur im Scherz sagst, Kendra, war dein Kommentar spontan, und das bedeutet, dass irgendetwas dran sein muss.« Sie wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel, ging zum Schreibtisch, sammelte das dort herumliegende Papier ein und öffnete die Schubladen, um alles weitere Schreibpapier herauszunehmen. »Keine Flugzeuge mehr. Die, die du bisher geworfen hast, haben wir eingesammelt. Origami ist nicht deine Stärke.«
    »Sie sind mir nicht besonders gut gelungen«, gab Kendra zu.
    »Die Untertreibung des Jahres«, murmelte Torina. »Hör mal, normalerweise würde ich dich wegen der Nummer, die du vorhin abgezogen hast, in den Keller verlegen. Ich hatte dir eine Menge Freiraum gegeben, und du bringst mich gleich in Teufels Küche. Aber das Wiederaufleben

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