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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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FLUCHT
    Immer wieder trieb ich Bleich an, wich einem angreifenden Freak aus oder sprang über die Leichen derer hinweg, die weniger Glück gehabt hatten, während wir um unser Leben rannten. Die Dunkelheit und das allgemeine Chaos waren unsere Rettung.
    Und die anderen, die für uns starben.
    Ein paar von ihnen würden es vielleicht schaffen und sich nach Erlösung durchschlagen wie wir damals. Falls nicht, waren sie wenigstens nicht als Schlachtvieh gestorben. Ob die Freaks sie mästeten? Mich fröstelte vor Abscheu bei dem Gedanken.
    Nach nur einem Bruchteil der Zeit, die ich für den Hinweg gebraucht hatte, hatten wir Pirschers Versteck erreicht. Die Freaks verfolgten uns, aber es war eine dunkle Nacht, und ich roch wie einer von ihnen. Außerdem irrten noch jede Menge andere Flüchtende umher, und sie konnten nicht allen auf einmal nachstellen. Es war nicht allzu weit bis zum Vorposten. Wenn uns im Wald ein kleiner Jagdtrupp aufstöberte, müssten wir mit ihm fertigwerden.
    Â» Du hast es geschafft«, flüsterte Pirscher.
    Ich bedeutete ihm mit einer Geste, dass jetzt keine Zeit zum Reden war, und packte meinen Beutel.
    Pirscher kam mühsam auf die Beine. Sein Knie war steif von der Warterei, und er unterdrückte einen Schmerzensschrei.
    Bleich stand regungslos da, aber wir mussten los, und das sofort. Ich hörte sie bereits hinter uns. Bald würden sie den Trick durchschauen und sich nicht länger von meiner falschen Witterung täuschen lassen.
    Ich lief gerade so schnell, dass die beiden mithalten konnten. Bleichs Beine waren in Ordnung, aber seine Rippen bereiteten ihm schreckliche Schmerzen, und Pirscher kam mit seiner Krücke nur schleppend vorwärts. Ich hörte die Schreie der fliehenden Menschen, das Jagdgebrüll der Freaks und trieb meine Begleiter zur Eile an. Wir hatten gerade den Waldrand erreicht, als Pirschers Knie endgültig nachgab und sein Gewicht trotz der Bandage nicht mehr tragen konnte.
    Â» Das war’s«, knurrte er durch zusammengebissene Zähne. » Ich kann keinen Schritt weiter.«
    So wenig mir der Gedanke gefiel, wir mussten ein Lager für die Nacht aufschlagen. Meine Augen schmerzten, als hätte mir jemand Salz hineingerieben, und meine Muskeln brannten vor Erschöpfung. Trotzdem war ich immer noch weit besser dran als die beiden Jungs.
    Bleich ließ sich nicht von mir anfassen. Als ich seine Wunden untersuchen wollte, sprang er wie ein wildes Tier einen Schritt zurück. Die Reaktion kam aus dem Innersten seiner Seele, instinktiv, wie ein Reflex.
    Â» Nicht«, krächzte er.
    Â» Tut mir leid«, flüsterte ich.
    So hatte ich mir unser Wiedersehen nicht vorgestellt. Die Freaks haben ihn halb totgeschlagen, sagte ich mir, und ich rieche wie einer von ihnen. Gib ihm Zeit. Er muss sich erholen, und du musst dich waschen, und dann wird es wieder so sein wie früher.
    Ich rang meinen Schmerz nieder und gab ihm Miles’ Decke. Sie stank, aber die Wärme, die sie spendete, war immer noch besser als nichts. Bleich nahm sie wortlos entgegen, und ich wünschte, ich könnte irgendetwas von seinem Gesicht ablesen. Aber in diesem Moment hätte er genauso gut ein Fremder sein können.
    Er breitete sich die Decke über die Schultern, legte sich aber nicht hin. Stattdessen lehnte er sich gegen einen Baum. » Ich übernehme die erste Wache«, murmelte er.
    Â» Ich die nächste. Weck mich in drei Stunden«, sagte Pirscher.
    Â» Dann bleibt die dritte für mich. Hast du die Uhr deines Vaters noch?«
    Bleich hob die Hand, und ich sah die Zeiger matt in der Dunkelheit schimmern.
    Â» Willst du meine Messer?«
    Â» Bitte.« Er konnte kaum sprechen vor Schmerz.
    Ich gab sie ihm und reichte Bleich noch meinen Wasserschlauch, den ich am See aufgefüllt hatte. Er nahm einen tiefen Schluck und bedankte sich mit einem Nicken, dann sprang sein Blick davon, als tue es ihm weh, mich zu sehen. Also würden wir heute Nacht wohl nicht mehr miteinander sprechen. Ich vertraute darauf, dass sie mich wecken würden, wenn es Ärger gab, und legte mich hin. Nach all der Anspannung und Gefahr, die hinter uns lag, schlief ich sofort ein.
    Ein stechender Schmerz auf meinem Bauch weckte mich. Instinktiv rollte ich zur Seite und riss die Augen auf. Ich sah Pirscher, wie er auf seinem Stock herangehumpelt kam, aber Bleich stürzte sich bereits auf den Freak, der

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