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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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dem sie ihn gehalten hatten wie ein Tier.
    Â» Aber das war nicht der einzige Grund«, fügte Bleich hinzu.
    Â» Nur zu«, ermunterte ihn Draufgänger.
    Â» Sie drangen durch die Rückwand des Zeltes ein und haben uns gepackt. Im Wald kam ich wieder zu mir. Sie hatten uns im Schlaf bewusstlos geschlagen, mein Schädel dröhnte höllisch, und es war immer noch dunkel. Sie hatten mich an Händen und Füßen gefesselt wie ein Stück Vieh, das zum Schlachter gebracht wird.«
    Ich konnte nicht ertragen, wie gleichgültig er die Ereignisse schilderte, und griff nach seiner Hand, aber er zog sie zurück und verschränkte die Finger in seinem Schoß. Sie zitterten nicht einmal. Bleich wirkte, als würde er übers Wetter reden.
    Â» Sie trugen uns, ich weiß nicht wie lange. Irgendwann konnten wir uns befreien. Wir kämpften, aber mir war immer noch schwindlig, und Frank war wie gelähmt vor Angst. Sie töteten ihn, und ich sah, wie sie ihn mit ihren Klauen in Stücke schnitten. Nachdem sie die Knochen entfernt hatten, packten sie das Fleisch in einen Sack.«
    Draufgänger schnappte nach Luft, und sein wettergegerbtes Gesicht wurde aschfahl. Galle stieg mir in der Kehle hoch. Kein Wunder, dass Bleich so zugemacht hatte. Er durfte diese Erinnerungen nicht an sich heranlassen.
    Oh, Bleich .
    Unbeirrt erzählte er weiter. » Sie fesselten mich wieder, fester diesmal, und marschierten weiter. Offensichtlich hatten sie etwas mit mir vor.«
    An dieser Stelle unterbrach ich. Ich musste einfach. Der Schmerz, den die Bilder in mir wachriefen, die ich mit eigenen Augen gesehen hatte, wühlte in meinen Eingeweiden wie ein Schlachterhaken. » Sie haben ihn in die Kolonie gebracht.«
    Draufgänger zog die Augenbrauen hoch, und ich beschrieb ihm in kurzen Worten meine Entdeckung, die unglaubliche Anzahl von Freaks und die Pferche. Sie hatten einen weiteren Entwicklungsschritt gemacht, wurden uns Menschen immer ähnlicher. In ihren Augen machten sie es mit uns nicht anders als wir mit den Tieren, dessen war ich sicher.
    Â» Langschweinhaltung«, murmelte Draufgänger, und ich runzelte verwirrt die Stirn, aber er schüttelte nur den Kopf. » Und du hast nicht vielleicht mehr Freaks gesehen, als es tatsächlich waren, weil es so dunkel war und du Angst hattest?«
    Er fragte immer noch einmal nach, wenn ich ihm etwas berichtete, aber diesmal war es auch Verzweiflung, die aus seinen Worten sprach. Es war nicht so, dass er mir nicht vertraute. Er wollte einfach nicht glauben, dass sich unsere Lage so weit verschlimmert hatte. Wenigstens hörte er mich an und drohte mir nicht mit irgendwelchen Strafen, falls ich nicht den Mund hielt.
    Â» Deine Verletzungen, hast du sie dir in dem Kampf zugezogen?«, fragte ich Bleich.
    Er schaute mich lange an, beugte sich vor und zurück, bevor er antwortete. Die Schwellungen in seinem Gesicht ließen ihn aussehen wie ein Ungeheuer und verzerrten seine Worte, als er sprach. So gerne hätte ich ihn berührt, aber er war schon zweimal vor mir zurückgeschreckt. Anscheinend gab es Dinge, die mit einem Kuss nicht wieder in Ordnung zu bringen waren. Außerdem stank ich immer noch wie die Bestien, die ihn entführt hatten.
    Â» Nein«, sagte er schließlich. » Die sind von später.«
    Â» Wie das?«, hakte Draufgänger nach.
    Â» Warst du je bei Oma Oaks zum Abendessen eingeladen?« Bleich hatte ein eigenartig entrücktes Lächeln auf den Lippen, als stünde er vor einem Trümmerhaufen, der einmal sein Leben gewesen war, und könnte jetzt über alles lachen, selbst über den Tod.
    Â» Sicher«, erwiderte der Kommandant verunsichert.
    Â» Dann weißt du, wie sie das Fleisch stundenlang weichklopft, damit es schön zart wird?«
    Draufgänger fiel keine Antwort darauf ein und mir auch nicht. Auf so etwas gab es keine Erwiderung. Er erhob sich. » Unsere Zeit hier ist vorüber. Gegen so viele können wir nicht bestehen. Das Einzige, was uns noch bleibt, ist, so viel von der Ernte zu retten wie möglich und uns in Erlösung in Sicherheit zu bringen.«
    Ich glaubte nicht, dass die hölzernen Mauern den Horden, die wir auf der Ebene gesehen hatten, lange standhalten würden, aber manchmal war es besser zu schweigen. Die Menschen hassten einen nur dafür, wenn man die Wahrheit aussprach, und ich hatte auch keine bessere Lösung, sah keine Möglichkeit, die

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