Die Zuflucht
trainierte, während wir das Feld bewachten. Frank, den ich besiegt hatte, um in Draufgängers Patrouille aufgenommen zu werden, schien besonders interessiert. » Ist es schwer, die Messer so beherrschen zu lernen?«
» Es braucht Zeit«, antwortete ich.
» Ist es gefährlich?«
» Man übt nicht mit scharfen Messern, wenn man anfängt.«
» Würde es dir was ausmachen, wenn du mir ab und zu ein paar Techniken zeigst?«
» Nicht wenn es dir nichts ausmacht, dir von einem Mädchen was beibringen zu lassen.«
Die anderen lachten, aber Frank zuckte nur die Achseln. Danach wurden alle wieder still, und wir warteten auf Anweisungen. Normalerweise teilten sich die Leute auf und bepflanzten mehrere Felder gleichzeitig, aber Draufgänger hatte Bedenken. Nachdem wir auf so viele Freaks getroffen waren, hielt er es für sicherer, unsere Kräfte zu konzentrieren und die Felder einzeln zu bepflanzen. Ich konnte ihm nur zustimmen. Etwas späterâ er lehnte allein an einem der Wagen, Altes Mädchen quer über seinen Armenâ ging ich zu ihm.
» Wie läuft es normalerweise ab?«, fragte ich.
» Nicht so.« Er klang erschüttert. » Zumindest in den letzten Jahren nicht. Diese Anzahl⦠es war⦠unnatürlich.«
Das hörte sich nicht gut an. Auf dem Weg nach Erlösung hatten wir viele Freaks gesehen, aber da ich erst seit Kurzem hier war, wusste ich nicht, was normal war und was nicht. Bleich hatte gesagt, als er noch ein Balg war, hätte es hier noch keine gegeben. Auch Pirscher hatte noch nie welche gesehen, bevor er sich an unsere Verfolgung machte. Und jetzt schien die ganze Welt von ihnen befallen zu sein wie eine verwesende Leiche. Es war unmöglich zu sagen, wann genau sie Oben erschienen waren und wo sie ursprünglich herkamen. Aber irgendwo krochen sie hervor wie aus einer schwärenden Wunde.
» Dann waren es mehr als sonst?«, fragte Pirscher und gesellte sich zu uns. In der Schlacht schien er einen Teil seiner Wut abreagiert zu haben, aber er blickte mir noch immer nicht in die Augen.
» Es waren mehr, als wir sonst in einem ganzen Jahr zu sehen bekommen«, antwortete Draufgänger mit gerunzelter Stirn.
» Werden die Felder normalerweise bewacht?«, wollte Bleich wissen.
Draufgänger schüttelte den Kopf. » Nicht nötig. Sie machen keine Ãberfälle, streifen nur planlos umher.«
» Ich hatte dir gesagt, dass die, denen wir unterwegs begegnet sind, schlauer waren als die Unten«, gab ich zu bedenken. Ich war nicht sicher, ob er meine Worte wirklich ernst genommen hatte.
Er seufzte. » Das hat uns gerade noch gefehlt. Als ob das Leben hier nicht schon hart genug wäre.«
Der Rest des Tages verlief ohne weitere Zwischenfälle. Falls noch mehr Freaks in der Gegend waren, hatten sie sich auf leichtere Beute verlegt. Trotzdem hinterlieà der Angriff von heute Morgen einen bitteren Nachgeschmack. Sie hatten uns aufgelauert, hatten gewusst, wo der Konvoi entlangkommen würde. Wahrscheinlich wussten sie auch, dass es noch mehr Konvois geben würde. Sobald die Saaten zu wachsen begannen, mussten die Pflanzer zurückkommen und sich um sie kümmern.
Bestimmt würden sie es wieder versuchen.
Mein Instinkt sagte mir, wenn die Freaks es schafften, uns im Wald aufzulauern, waren sie vielleicht auch noch zu mehr in der Lage. Sie waren die klügsten, die ich je gesehen hatte, und das war erschreckend. Pirscher hatte nicht genug Erfahrung mit ihnen, um irgendetwas beitragen zu können, also fragte ich auf dem Rückweg Bleich nach dessen Einschätzung.
» Was hältst du davon?«, flüsterte ich.
» Sie haben sich definitiv verändert«, bestätigte er meine Meinung.
» Kannst du dir vorstellen, wie das passiert ist?«
Er schüttelte den Kopf. » Wenn ich es könnte, würde mir vielleicht einfallen, was sich dagegen tun lässt.«
Genau das war das Problem. Ich genoss das bisschen Respekt, das ich mir heute verschafft hatte, und ich wollte es nicht aufs Spiel setzen, indem ich wilde Theorien verbreitete, für die ich keinen Beweis hatte. Es war möglich, dass das Leben Unten mich vorsichtig gemacht hatte und ich meine Meinung gegenüber Ãlteren lieber für mich behielt, aber in dieser angespannten Lage konnte man mir das kaum vorwerfen. Tiefe Sorge rumorte in mir, als wir uns dem Stadttor näherten. Wir hatten so vieles
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