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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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aber entweder, wir ziehen das durch, oder wir verhungern. Das ist die nüchterne Wahrheit. Die Stummies haben rausgefunden, wo unser wunder Punkt liegt. Der letzte Krieg ist schon eine Weile her, aber es sieht ganz so aus, als ob wir bald einen neuen haben werden.«
    Verunsichertes Gemurmel erhob sich unter den Wachen. Dann stellten wir uns in Zweierreihen auf und marschierten im Licht der aufgehenden Sonne los. Wahrscheinlich war es nur ein ganz normaler Sonnenaufgang, aber das Schauspiel am Himmel schien mir ein gutes Omen, wie ein Versprechen, dass unser Unternehmen gelingen könnte und die Verluste sich in Grenzen halten würden.
    Siebzehn Pflanzer hatten sich am Tor versammelt. Neben ihnen standen ganze Wagen voll Samen. Diesmal waren sie richtiggehend verängstigt, schienen den Gedanken kaum ertragen zu können, wieder hinaus auf die Felder zu müssen. Wenn noch einmal etwas schiefging, hätten wir nicht mehr genug Saatgut, um einen dritten Anlauf zu unternehmen. Ich versuchte, erst gar nicht an diese Möglichkeit zu denken, als ich sah, wie eine der Pflanzerinnen mir zuwinkte. Es war Tegan. Sie hatte das Haar zu Zöpfen geflochten und trug ein Tuch auf dem Kopf, um sich vor der Sonne zu schützen.
    Ich lief zu ihr. » Was sagt Doc dazu, dass du dich freiwillig gemeldet hast?«
    Â» Es brauchte ein bisschen Überzeugungsarbeit nach allem, was schon passiert ist. Aber es gab nicht genug Helfer, und mit Pflanzen kenne ich mich aus.«
    Â» Ich werde auf dich aufpassen«, versprach ich.
    Â» Ich weiß… sonst wäre ich nicht hier.«
    Draufgänger rief die Wachen zusammen, und ich reihte mich wieder in die Formation ein. Keine Fanfare ertönte, als die Tore sich öffneten. Nicht einer war gekommen, um uns Glück zu wünschen für die gefährliche Aufgabe, die vor uns lag. Egal. Es hätte den Abschied nur umso schwerer gemacht für alle, die– milde ausgedrückt– nicht ganz freiwillig dabei waren.
    Â» Bleibt dicht bei den Wagen«, wies Draufgänger uns an. » Ich will Wachen auf jeder Seite, und behaltet die Bäume im Auge.«
    Â» Ja, Sir«, murmelte ich zusammen mit neunzehn anderen.
    Ich saugte die frische Morgenluft ein und schnupperte nach verdächtigen Gerüchen, roch aber nur den Duft des grünen Grases unter meinen Stiefeln, vermischt mit Tierausdünstungen und der Süße wilder Blumen, die am Wegesrand sprossen. An all das hatte ich mich immer noch nicht gewöhnt, und ich bestaunte die reichhaltige Schönheit dieser für mich so neuen Welt. Es war mir ein Rätsel, wie die anderen sie als so selbstverständlich hinnehmen konnten.
    Als ich die Vögel hörte, wusste ich, dass im Moment keine Gefahr drohte. Buntes Gefieder leuchtete zwischen den Blättern der Bäume, und sie sangen unbehelligt ihre Lieder. Dennoch lag eine verhaltene Drohung in dem scheinbaren Frieden, denn wir marschierten nicht zum ersten Mal hier entlang. Wir wussten, dass hinter jedem Ast Unheil lauern konnte. Für eine Jägerin war Warten weit schlimmer als Kämpfen, und ich legte die Finger auf meine Messer, als wir uns dem ersten Feld näherten. Die Verwüstung, die die Freak-Klauen dort angerichtet hatten, war schrecklich anzusehen, die vertrockneten braunen Pflanzen, die die ganze Stadt hätten ernähren sollen.
    Diesmal wird es klappen. Draufgänger weiß, was er tut.
    Wir erreichten das Feld, und er wies die Pflanzer an, von den Wagen herunterzusteigen und sich an die Arbeit zu machen. Tegan trug einen an einem Riemen befestigten Eimer über der Schulter. Ein älterer Mann folgte ihr mit mehreren Krügen voll Wasser hinaus auf das Feld, mit denen er die Samen bewässerte, nachdem Tegan sie in der Erde vergraben hatte.
    Ich beobachtete die beiden aufmerksam und versuchte, gleichzeitig auch die anderen Pflanzer im Auge zu behalten. An der Art, wie die meisten Wachen ihre Gewehre umklammert hielten, sah ich, wie viel Angst sie hatten.
    Schließlich kam Frank Wilson zu mir. Er sah aus wie zwanzig, aber da die Leute Oben viel langsamer alterten, mochte er vielleicht auch schon älter sein. Sein braunes Haar war zu lang, die Adlernase viel zu groß für das schmale Gesicht, aber wenigstens war er nicht so verängstigt wie der Rest der Truppe. Entweder war er mutiger als sie oder einfach nur dumm. Manche Jäger waren beides zugleich. Seide hatte mir einmal gesagt, nur ein Narr fürchte

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