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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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die Situation zu haben. Er mochte sich selbst für keinen guten Anführer halten, aber meiner Meinung nach machte er seine Sache hervorragend.
    Bevor wir gingen, zahlte Draufgänger uns aus. Es war das erste Mal, dass ich selbst welche von diesen kleinen Holzscheiben bekam. Wir hatten sie für unsere Arbeit verdient, und in der Stadt konnten wir sie gegen andere Dinge eintauschen. Es war ein wunderbares Gefühl, so selbstbestimmt.
    Nachdem die Letzten aus der anderen Gruppe mit Geschenken und Briefen aus Erlösung zurückgekehrt waren, machten wir uns auf den Weg. Es war nicht ganz ungefährlich, denn unterwegs könnten uns Freaks auflauern, aber Bleich und ich waren gute Läufer. Wenn wir es nicht mit ihnen aufnehmen konnten, würden wir unser Heil eben in der Flucht suchen. Bleich rannte in halsbrecherischem Tempo los, und ich musste an unseren Lauf nach Nassau denken.
    Â» Glaubst du, deine Pflegeeltern nehmen mich noch einmal bei sich auf?«, fragte er keuchend.
    Ich atmete durch die Nase, um nicht so schnell außer Atem zu geraten. » Sie haben gesagt, du wärst jederzeit willkommen.«
    Â» Das muss nicht unbedingt ernst gemeint gewesen sein.«
    Â» Wenn Oma Oaks es sagt, dann schon. Und für Edmund gilt das Gleiche.«
    Er nickte. » Ich hatte nicht den Eindruck, aber wenn du es sagst. Du kennst sie besser.«
    Wir hörten Laub rascheln und Äste knacken. Das Geräusch schien immer auf gleicher Höhe mit uns zu bleiben. » Hörst du das?«, fragte ich.
    Â» Jemand folgt uns.«
    Wir wussten beide, wer. Die Frage war nur, wie viele und ob sie zuschlagen würden, bevor wir in Sicherheit waren. Die Freaks, die wir in dem Dorf gesehen hatten, hatten zwar nicht besonders gefährlich gewirkt, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie uns nicht angreifen würden. Vielleicht sahen sie es als Gelegenheit, leichte Beute zu machen, und wenn sie es taten, bedeutete das, dass sie uns genau beobachteten und ihre Überfälle anhand unseres Verhaltens vorausplanten. Ein entsetzlicher Gedanke. Sie waren gefährlich genug gewesen, als sie noch hirnlose Monster waren.
    Bleich spurtete los, und ich hielt mit. Er hatte viel längere Beine, aber ich war klein und flink. Unten hatte ich kaum je Gelegenheit gehabt, so schnell zu rennen.
    Nach kurzer Zeit fielen die Geräusche zurück. Wer oder was auch immer uns da verfolgt hatte, hatte offensichtlich beschlossen, die Deckung des Waldes nicht zu verlassen. Stattdessen spürte ich jetzt nur noch ihre hungrigen Blicke in meinem Rücken. Ich konnte ihre Gedanken förmlich hören: Noch nicht, aber beim nächsten Mal .
    Â» Macht auf!«, rief Bleich nach oben, als wir das Tor erreichten. » Im Moment ist die Luft rein.«
    Der Wachposten inspizierte die Umgebung genau, bevor er uns hereinließ. Wir quetschten uns durch den schmalen Spalt, und als das Tor mit einem Krachen zufiel, verriegelten sie es sofort wieder mit einem dicken Verstärkungsbalken. Seit dem letzten Überfall schienen die Wachen ihn jedes Mal vorzulegen. Ich konnte es ihnen nicht verdenken.
    Der Anblick des sauber geschnittenen Grases, der gepflegten Gärten und Blumenbeete erweckte den Eindruck, als könnte sich an diesem Ort nie etwas Schreckliches ereignen. Die Häuser leuchteten in frischem Weiß, alles war in bester Ordnung und unter Kontrolle. Selbst die Bürger von Erlösung sahen gepflegter und gesünder aus als zuvor. Die langen hübschen Kleider der Mädchen waren blitzsauber, und die Männer lupften höflich die Hüte, wenn sie auf der Straße einer Dame begegneten.
    Es kam mir vor, als wäre ich seit einer Ewigkeit nicht mehr hier gewesen, als hätte die Zwei, die bei den Oaks lebte, nichts mit der Jägerin aus College zu tun, als würde mir jedes Mal, wenn ich in den Spiegel blickte, eine andere entgegenschauen. Und ich fühlte mich erwachsener. Auf jeden Fall erwachsen genug, um nicht zu Mrs. James’ Unterricht zu gehen, auch wenn ich wahrscheinlich immer noch nicht die Zwei war, die ich eines Tages sein würde. Vielleicht war es das, worum es im Leben letztlich ging: Wenn man es richtig machte, bedeutete Leben ständiges Lernen, ständige Veränderung. Wer es falsch machte, starb oder hörte zumindest auf zu wachsen, was mehr oder weniger auf dasselbe hinauslief. Also würde ich wohl noch in viele Rollen schlüpfen müssen, bis ich die gefunden hatte,

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