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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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die am besten zu mir passte.
    Und während ich die Szene so betrachtete, fiel mir auf, dass sich noch etwas in der Stadt verändert hatte. Vor vielen Häusern standen Tische mit frischen Blumen darauf. Die Blüten waren weiß und wunderschön wie die, die ich auf dem Weg zu den Feldern gesehen hatte. Die Geschäfte neben der Dorfwiese waren mit Girlanden verziert, und ein paar Leute spielten auf ihren Instrumenten eine fröhliche Melodie. Sie lachten mit einer Unbeschwertheit, die nur jene kannten, die sich keine Sorgen über gefräßige Ungeheuer zu machen brauchten.
    Ich warf Bleich einen fragenden Blick zu, aber er zuckte nur die Achseln. Er hatte auch keine Ahnung, was vor sich ging.
    Â» Gibt es eine Feier?«, fragte ich eine der Wachen, als mir Justines Geburtstag wieder einfiel.
    Â» So was in der Art. Wir begehen das Kirschblütenfest. So feiern wir hier jedes Jahr den Frühlingsbeginn.«
    Â» Was bedeutet das?«
    Der Mann kratzte sich am Kopf. » Nun, heute Abend tanzen wir auf der Dorfwiese. Es gibt Essen und Getränke für alle. Wir zeigen, wie dankbar wir sind, die Kälte fürs Erste überstanden zu haben.«
    Â» Klingt gut«, meinte Bleich. » Danke.«
    Â» Was ist tanzen?«, fragte ich Bleich, nachdem der Wachsoldat außer Hörweite war.
    Statt etwas zu sagen, nahm er meine Hände und legte sie auf seine Hüfte. » Tu einfach, was ich dir vormache.« Er fing an, die Füße zur Musik zu bewegen, und drehte sich im Kreis– und ich mich mit ihm.
    Als er aufhörte, war ich vollkommen außer Atem. » Wo hast du das gelernt?«, fragte ich lachend.
    Â» Meine Mutter hat oft mit mir getanzt.«
    Das hörte sich nach einer schönen Erinnerung an. Zum ersten Mal fragte ich mich, was für ein Verhältnis meine Züchter wohl zueinander gehabt hatten. Manchmal, wenn zwei Züchter sich sehr mochten, baten sie beim Rat um die Erlaubnis, Nachkommen zu haben. Solche Fälle wurden genauestens überwacht, damit nach der erfolgreich verlaufenen Schwangerschaft kein weiterer, unnötiger Kontakt zwischen den beiden bestand. Trotzdem gab es zumindest die kleine Chance, dass ich aus der Zuneigung zweier Menschen zueinander entstanden war. Oder meine Züchter hatten mich auf Befehl der Ältesten gezeugt, wie es bei den meisten der Fall war. Bei Bleichs Eltern war es Zuneigung gewesen, und ihr Sohn war ein wunderbarer Mensch geworden.
    Bleich beobachtete mich, als versuche er zu erraten, was ich gerade dachte.
    Ich blickte ihm fest in die Augen. » Ja?«
    Â» Möchtest du heute Abend mit mir tanzen?«
    Â» Unbedingt«, erwiderte ich. » Aber wenn wir zusammen mit den anderen feiern wollen, werden wir uns vorher ordentlich waschen müssen.«
    Â» Ich möchte dich noch einmal in einem Kleid sehen… und mit offenen Haaren.«
    Wenn man bedachte, was wir schon alles miteinander erlebt hatten, hätten seine Worte mich eigentlich nicht in Verlegenheit bringen dürfen, aber sie taten es trotzdem. Vielleicht deshalb, weil er den Abend mit Zwei, dem Mädchen, verbringen wollte, und nicht mit Zwei, der Jägerin. Dabei kannte ich meine weibliche Seite selbst kaum. Vor unserem ersten Kuss hatte ich kaum gewusst, dass es sie überhaupt gab.
    Wir schlenderten durch die Stadt, und ich bewunderte die Dekorationen für das Fest. Es würde prächtig aussehen, wenn alles fertig war. Merry und Hannah winkten uns aufgeregt zu, als sie mich und Bleich sahen. Aus Höflichkeit blieb ich kurz stehen.
    Â» Ist es nicht schrecklich gefährlich da draußen?«, fragte Hannah.
    Â» Manchmal.«
    Wir unterhielten uns eine Weile, dann mussten sie zurück zu ihrer Arbeit. Kurz darauf hatten wir das Haus der Oaks erreicht, und aus den offenen Fenstern strömte uns ein verlockender Küchenduft entgegen. Mein Magen begann sofort zu knurren.
    Oma Oaks begrüßte uns an der Tür und erdrückte mich fast mit ihrer stürmischen Umarmung. Tränen schimmerten in ihren Augen, aber sie lächelte, was mir sagte, dass sie in Wahrheit glücklich war, mich wiederzusehen. Dreckig und zerzaust stand ich im Eingang, und wie bei unserer ersten Begegnung rief sie nach oben: » Edmund, sieh dir das an!«
    Er schloss mich freudig in die Arme, doch mir entging nicht, wie er leicht die Nase rümpfte. Das bisschen Wasser, das wir am Vorposten hatten, reichte nicht, um den Schweißgeruch in

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