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Die Zukunft des Mars (German Edition)

Die Zukunft des Mars (German Edition)

Titel: Die Zukunft des Mars (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Klein
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so, mitten im Bild sitzend, die Rat- und Hilfesuchenden seines Reichs empfange.
    Don Dorokin nehme die linke Hälfte eines kleinen Sofas ein, dessen Bezug große Sonnenblumenblüten zeige, er trage, die Beine lässig übereinander geschlagen, eine schlichte erdbraune Uniform und jenes schmucke Barett, mit dem sein Kopf auch auf den Anschlägen abgebildet sei. Den jeweiligen Bittsteller begrüße er nicht mit Worten, gebe bloß mit einer Handbewegung zu verstehen, dass man sein Anliegen vorbringen solle. Während man spreche, knapp und klar, weil man sich alles wohlweislich vorher zurechtgelegt hat, gewinne Dorokins Bild, wie es dereinst in Filmen bewerkstelligt worden sei, zügig an Größe, bis sein Gesicht die ganze Höhe des Leuchtschirms einnehme. Der Don sei ein gut aussehender Mann! Ein wenig älter zwar, als sie ihn sich vorgestellt hatte, aber dafür stehe ihm das schmale Bärtchen zwischen Unterlippe und Kinn in der bewegten Wirklichkeit noch besser als im gedruckten Bild. Und wenn er dann spreche, begreife man, begreife zumindest jede Frau, wie vorteilhaft diese minimale Gesichtsbehaarung zwischen den fast weiblich üppigen Lippen und dem markanten Kinn vermittle.
    Der Don gab ihr zur Antwort, wer einem Mütterchen das Brot, welches diese im häuslichen Ofen backe, aus den Händen reiße, habe jeden Anspruch auf Gnade verwirkt. Und gleich mit dem nächsten Satz wurde sie gefragt, ob es in ihrem Sinne sei, wenn die Daumen der Hände, mit denen die drei schändlichen Brüder – noch dazu vor dem Weihnachtsfest! – nach ihrem Korb gegrapscht hätten, mit einem Hammer Bekanntschaft machen würden. Diese Strafe war ihr dann doch übertrieben streng, auch unadventlich roh erschienen. Und so habe sie gefragt, ob stattdessen eine unmissverständliche Ermahnung, zusammen mit einer mittelprächtigen Tracht Prügel, sowie die sofortige Rückerstattungihrer Winterstiefel, geputzt und frisch eingefettet, in Frage kämen. Sehr milde, aber auch mit einem erkennbaren Anflug von Bedauern habe das Don-Gesicht gelächelt, zugleich kaum merklich genickt, und schon sei ihr von hinten unter die Achsel gegriffen worden, und man habe sie weg von dem ruckartig verlöschenden Bild, durch eine andere Tür als die, durch sie hereingeführt worden war, hinausgeschoben.
    Auf jenen Leuchtschirm, breiter als ein quergestelltes Türblatt, sowie auf die Drohung, dass eines seiner Glieder einen Hammer zu spüren bekommen könnte, war Umann gefasst gewesen. Aber stattdessen streckte ihm ein morgendlich gut gelaunter Don die Rechte zum Handschlag entgegen, drückte männlich fest zu und lud ihn ein, mit ihm zu frühstücken. Ein großer ovaler Tisch war hübsch gedeckt. Der Duft von warmem Brot stieß Umann in die Nase, und als ihm auf einen Wink Dorokins einer von dessen Männern unglaublicherweise Kaffee, wunderbarerweise echten Kaffee, wie er ihn seit Jahren weder gesehen noch gerochen, geschweige denn getrunken hatte, in eine große sonnenblumengelbe Tasse goss, war Umann von der hellen Wucht des Augenblicks so überwältigt, dass er die Antwort auf die Frage, ob er Milch und Zucker nehme, erst unhöflich spät über die Lippen brachte.
    Don Dorokin trank den Kaffee wie Umann schwarz, ließ allerdings gleich vier gehäufte Löffelchen Zucker in den dunklen Kreis rieseln, rührte sehr lange um und wartete mit dem ersten Schluck, bis sein Gegenüber die Tasse an die Lippen gesetzt, andächtig geschlürft und die Köstlichkeit des Trunks zunächst mit einem herausgestammelten Eigenschaftswort, dann nach einem zweiten und dritten Kosten mit angemessen vollständigen Sätzen gepriesen hatte. Auch er selbst, erzählte der Don, sei erst seit kurzem wieder in der glücklichen Lage, diesem Genuss zu frönen. Als ihm AnfangHerbst von einem befreundeten Fernhändler ein Säckchen grüner Kaffeebohnen als Mitbringsel überreicht worden war, habe er, ehrlich gesagt, an der Echtheit der afrikanischen Früchte gezweifelt. Volle acht Wochen habe es dann noch gedauert, bis seine Leute einen kaffeekundigen Mann, einen steinalten Italiener, aufgetrieben hatten, der sich zutraute, die von einem silbrigen Häutchen umhüllten Bohnen zu prüfen. Und dieser glücklich Gefundene verstehe sich sogar darauf, die rohen Bohnen in einer Pfanne fachgerecht zu rösten. Wie Umann denn als junger Mann, in häuslichem und beruflichem Zusammenhang, den Kaffee zubereitet und genossen habe?
    Umann begriff, dass es nun angeraten war, ausführlich von früher zu erzählen,

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