Die Zukunft des Mars (German Edition)
des Marschs durch die Abenddämmerung bewiesen die beiden Dickschädel eine Zähigkeit, die Twitwi ihren dünnen Beinenund den Lungen in ihren schmächtigen Brustkörben nicht zugetraut hätte. Auf dem letzten Stück, das sie bereits im Schein der Mondgleiche bewältigen mussten, waren es sogar ihre Gehilfen, die voranstapften und sie ermunterten, das Tempo noch einmal zu steigern. Und schon wenig später sollte es sich als hilfreich erweisen, dass die beiden nicht in der Werkstatt geblieben waren.
Das Abbaufeld für orangen Warmstein ist schon bedenklich lange unergiebig. Die gerade mal fingerlangen Splitter, die weiterhin aus dem Grausand gesiebt werden, haben zudem fast keine Kraft. Twitwi weiß darüber genau Bescheid. Denn Smosmo hatte zuletzt noch, kurz bevor er in die Faltenhügelchen verschwand, beim Rat erwirkt, dass die gesamte Ausbeute der Fundstätte bis auf Weiteres der Werkstatt für unsichtbare Kräfte übergeben werden sollte. Dreimal hat der Panik-Rat in den letzten Jahren die Zahl der Schürfenden verkleinert. Inzwischen stehen dem alten Sursur, der lange ein erfolgreicher Warmsteinfinder gewesen ist, bloß noch zwei Helfer zur Seite. Bis heute versteht sich Sursur als Einziger darauf, die richtigen Schlüsse aus der Dichte und der schwankenden Feuchtigkeit des Grausands zu ziehen. Die zahllosen knie-, schulter- oder gar mannstiefen Gräben, von denen das Schürfgebiet durchzogen ist, sind auf seine Anweisung und unter seiner Aufsicht entstanden. Noch immer gibt allein Sursur an, wo noch tiefer geschaufelt, wo die trockene Kruste der obersten Schicht erstmals mit der Spitzhacke aufgerissen werden soll. Und nur Sursur entscheidet, wann eine der mühsam in die Tiefe getriebenen Furchen dem Wind überlassen wird, der sie von neuem mit Staub und Sand füllt.
Als sie gestern, im Zwielicht der dunstig umschleierten Monde, die Bodenwelle erreicht hatten, von der sie auf Sursurs Reich hinunterschauen konnten, begriff Twitwi den schwarzen Wirrwarr der Gräben plötzlich als ein zusammenhängendesMuster, und auf eine zwingende, ja wohltuende Weise ging diese Anschauung mit der Erschöpfung zusammen, die sie im selben Moment aus den müdgelaufenen Beinen aufsteigen spürte. Spispi und Hoho jedoch, denen die Fundstätte des orangen Warmsteins zum ersten Mal vor Augen lag, begannen herumzuhopsen, als hätten sie den Weg, wie man es den kleinen Kindern gestattet, auf der Ladefläche einer Zugkarre zurückgelegt und müssten nun einer zurückgestauten Bewegungslust gehorchen.
Twitwi verstand nur Bruchstücke von dem, was ihr die Brüder da im Schein der Mondgleiche zuriefen, aber die Aufregung der beiden war ohne Zweifel eine freudige, und schon stolperten sie Hand in Hand den flachen Abhang hinunter. Sie rannten schnurstracks zwischen die Furchen und dann in einen tiefen Graben hinein, so zielstrebig und trittsicher, dass einem, der sie nicht als Twitwis Gehilfen erkannt hätte, unweigerlich der Gedanke gekommen wäre, diese Bürschchen schwängen trotz ihrer Schmächtigkeit unter Sursurs Aufsicht die Hacke und fänden sich folglich im Dunkeln genauso gut zurecht wie bei Tage.
Nun, fast eine ganze lange Nacht später, sieht Twitwi, wie Porrporr mit den Fingerspitzen die Kraft des Werkstatttisches prüft, und seine Miene verrät ihr, dass er mit der Wärme der Mosaikplatte unzufrieden ist. Porrporrs Hand kann vergleichen. Als Nothelfer hat er oft genug auf dem Altar des Sonnenhauses geruht. Wahrscheinlich genügt schon eine einzige derartige Wache, um ein inneres Maß für die Wirkung orangen Warmsteins zu setzen. Twitwi verdrießt es seit langem, wie wenig sie mit den Gerätschaften ihrer Werkstatt messen kann. Wenn sie, stets dicht gefolgt vom misstrauischen Altmaterialwart, so langsam wie möglich an den Regalen des Altgutlagers entlanggeht, hat sie gerade die schönsten, die rundum rätselhaften Stücke der Sammlung in Verdacht, einst der genauen Bestimmung, dem getreuenAbzählen von Kraft-, Wärme- oder gar Lichthäppchen gedient zu haben.
Den alten Sursur nie hierauf angesprochen zu haben, bedeutet ein schwerwiegendes Versäumnis. Jetzt ist es womöglich zu spät. Gestern, im Doppelmondlicht der angebrochenen Nacht, war Twitwi ihren Gehilfen, so schnell sie ihre müden Beine trugen, in die Tiefe des Grabens gefolgt. Etwas in ihr spürte, dass sie ganz nahe an der augenblicklichen Schürfstelle sein mussten. Rennend zwischen Wänden, die ihr im Nu über den Kopf gewachsen waren, fiel ihr noch auf, wie
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