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Die Zukunft des Mars (German Edition)

Die Zukunft des Mars (German Edition)

Titel: Die Zukunft des Mars (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Klein
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verblasst, aber noch schwingt eine heftige Dankbarkeit in Sursur nach. Ohne die Erinnerung an Smosmo läge er gewiss weiterhin kraftlos auf dem Rücken. Nun kann er sogar mit dem Gedanken spielen, die Nothelfer, die zu seiner Versorgung eintreffen werden, aufrecht stehend zu empfangen. Wie schön wäre es, dem Gebot des Seligen Tausches nachgeben zu können und Smosmo die Platte zu zeigen, gerade jetzt, wo der Grausand im selten klaren Licht der Monde einen nie zuvor gesehenen Grünschimmer angenommen hat und dieses erstaunlich glänzende Grün den allerschönsten Kontrast zum nächtlich dunklen Orange des Warmsteins bildet.
    Sursur beschließt, dem Aufeinandertreffen der Farben entgegenzukriechen. Er kommt voran. Gestützt auf die Ellenbogen, das rechte Bein schonend, geht es sogar schneller, als er zu hoffen gewagt hat. Schon hat er die Kante der Platte erreicht, greift über ihren Rand und hält erschrocken inne. Denn die Fingerspitzen seiner Rechten verraten ihm, dass nicht allein das Mondlicht dieses wunderbar stimmige Grün verursacht. Ganz offenbar hat sich der Grausand, als seine Hütte zerbarst, in eine neue Substanz verwandelt. Die Glasmacher werden mit offenen Mündern staunen, wenn sie eine dieser dünnen grünen Scherben in Händen halten. Sursur entscheidet sich aufzustehen. Der Graben ist so eng, dass er sich mit den Händen gegen die Wände stemmenkann. Er schafft es. Als er sich schwankend vollends aufrichtet, kommt das Pfeifen noch einmal, heftig anschwellend, in seinen Kopf zurück, aber dann vergeht es, und stattdessen hört er die Scherben des grünen Glases unter den Sohlen seiner Mockmock-Galoschen, unter dem Druck seines Gewichts zu noch kleineren Scherben zerknacken.
    Smosmo, aber auch Twitwi und ihren Gehilfen sei Dank. Was immer der Himmelsschlag und das Auftauchen des bewusstlosen Kindes auch bedeuten mögen, für ihn scheint das Schlimmste nun durchlitten. Sein Blick geht über den Boden des Grabens. Die Verglasung reicht weit in ihn hinein. Es sieht aus, als wäre eine Flüssigkeit über die Kante der Platte geströmt. Sogar der letzte Gaskamin, den seine Gehilfen mit der Spitzhacke freigelegt hatten, ist noch grün umrandet. Beim Weitergehen wird er sorgsam darauf achten müssen, nicht mit dem Fuß in die Öffnung zu geraten.
    Seine Beine, auch das lädierte linke, gehorchen ihm. Zwei schiebende Schrittchen, denen ein bereits recht sicheres Ausschreiten folgt, schon ist die gefährliche Stelle erreicht, schon hat er die rechte Kuppe seines Schuhs in die Nähe des Lochs gebracht. Er spürt den Luftstrom, der aus der Erde aufsteigt. Erfahrene Mockmock-Beobachter können erschnüffeln, welche Gesteinsaromen dieser Hauch, den sie Kaminwind nennen, enthält, und folgern daraus, durch welche Schichten die jeweilige Röhre nach unten führt. In den Faltenhügelchen, bei den Blausteinvorkommen, soll es Öffnungen geben, denen allerbeste, völlig reine, die Lungen köstlich sättigende, den Geist beschwingende Urgrundluft entweicht. Das Mondlicht reicht mehr als einen Armlang in das Loch zu seinen Füßen. Wie bei den anderen Kaminen, auf die sie bislang gestoßen sind, ist die Öffnung oben kaum größer als ein Gesicht, aber bereits wenige Handbreit tiefer beginnen viele der Röhren sich trichterförmig zu erweitern.
    Sursur spürt, dass ihm erneut schwindlig wird. Er sollte den Blick besser wieder heben. Aber die Sorge um sein Gleichgewicht, um den gerade erst errungenen Stand, ist nicht so stark wie die Neugier, die seinen Blick in das Schlotloch zieht. Dort drinnen ist etwas. Nahe der Kante klebt ein kugeliges Gebilde. Es kann sich nur um Mockmock handeln. Nie hat Sursur gehört, dass Mockmock derart weit aufgestiegen ist. Und nichts wird aufmerksamer beobachtet als der unendlich träge Fortschritt der Mockmock-Wanderung.
    Der Schwindel nimmt zu. Er muss begreifen, dass es ein Fehler war, sich so zeitig wieder aufzurichten. Smosmo ist schuld. Smosmos hemmungsloses Lachen hat ihn übermütig werden lassen. Brav sitzend, besser noch demütig liegend, hätte er das Eintreffen der Nothelfer erwarten sollen. In seinem Schädel hat es erneut heftig zu pfeifen begonnen. Wenn er jetzt nach vorne stürzte, auf die Knie und dann auf seine Brust, käme er womöglich über der Kaminöffnung zu liegen. Dann würde sein Körper verdunkeln, was er jetzt überdeutlich, das Doppelmondlicht duldet keinen Zweifel, erkennen kann: Freund Mockmock bewegt sich.
    Mit einem gewagt weiten Schritt, mit zwei

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