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Die Zukunft des Mars (German Edition)

Die Zukunft des Mars (German Edition)

Titel: Die Zukunft des Mars (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Klein
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letzte Gewölk hat sich verzogen. Der Nachthimmel, an dem er, zu schwach, um sich auf die Seite zu wälzen,nicht vorbeisehen kann, ist wie von einem mächtigen Atem klar geblasen. Sursur kann sich an keine vergleichbar reine Mondgleiche erinnern. Gleich den wenigen anderen Alten weiß er, wie stark sich das Wetter in seiner Lebenszeit geändert hat. Aber es ist unschicklich, darüber zu sprechen oder gar jenen wüst bewegten Firmamenten hinterherzugrübeln, die noch die Betagten seiner Kindheit gesehen haben wollen und die seine Mutter einmal, dem Hörensagen folgend, «Wasser, die am Himmel wogen» nannte. Das Große Palaver schweigt sich über diese vergangenen Himmelsbilder aus und beschränkt sich sogar bei der schrecklichen Kälte, unter der die Siedler einst litten, auf die Nennung ihres nackten Namens. Er selbst hat erst als erwachsener Mann von Smosmo erfahren, die Luft sei früher derart unverträglich gewesen, dass die Ahnen stets helfende Apparate brauchten, wenn sie sich im Freien aufhalten wollten. Smosmo gab dies, dem Gebot des Seligen Tausches gehorchend, preis, als Sursur ihm, der damals noch gewöhnlicher Nothelfer war, vorgeführt hatte, was ein Brocken besten orangen Warmsteins und ein Stück Ziehstein sogleich miteinander anstellen, wenn man sie nur nahe genug zusammenbringt.
    Sursur fühlt, wie wohltuend es ist, an Smosmo zu denken. Also schließt er die Augen und versucht sich den jungen Nothelfer und dann auch noch die Barmherzige Schwester, in die dieser sich verwandeln durfte, vorzustellen. Beides gelingt ihm sogleich in großer Deutlichkeit, und dass sich dabei die Gesichter von Twitwis Gehilfen, deren beulige Schädel vor wenigen Stunden über ihm pendelten, immer wieder dazwischen schieben, erweist sich nicht als störend, im Gegenteil, die frische Erinnerung an die hässlichen Kerle scheint das Heraufbeschwören von Smosmos längst entschwundenen Zügen zu befördern. Einen lächelnden, dann sogar heftig, schließlich hemmungslos lachenden alten Smosmo sieht er vor sich, obwohl das Sonnenhausamt ein derartiges Gebarenausschließt und der vorsichtige Smosmo gewiss nie gegen dieses Gebot verstoßen hat.
    Nun gelingt es ihm doch, seinen Rumpf auf die Seite zu wälzen. Das rechte Knie tut weh, als er es über das linke schieben muss, aber das schreckt ihn nicht, in gewisser Weise ermutigt ihn der Schmerz, es nach einem kräftigen Luftholen mit einem Aufrichten zu versuchen. Und weil er dabei die Augen schließt, sieht er Smosmo überdeutlich die Zähne blecken, hört ihn sogar beifällig grunzen. Sursurs Oberkörper schwankt, er muss sich mit beiden Händen nach hinten abstützen, dennoch ist es ein großartiges Sitzen. Mehr als nur Wärme scheint ihm in die Fingerspitzen und in die Handballen zu strömen.
    Erst acht Tage ist es her, dass ihn seine Männer, stammelnd vor Aufregung, an beiden Armen in den Gang zogen, dessen Endstück sie auf seine Anweisung hin noch einmal ein paar Spatenstiche vertieft hatten. Gewiss dachten sie, die Finger in die Ärmel seinen Kittels gekrallt, er habe die Lage des Entdeckten längst geahnt, und die quälend gedehnte Zeit ergebnislosen Wühlens sei ihnen von ihm, dem einzig wahren Finder orangen Warmsteins, als Prüfung ihrer Beharrlichkeit auferlegt worden.
    Sursur schämt sich jetzt, wie geschickt er damals, mit der ganzen Schläue des Alten, die eigene Überraschung verborgen hat. Gar nichts hatte er vorhergesehen. Im Gegenteil, just als ihm die beiden entgegengestürmt kamen, war er auf dem Weg zu ihnen gewesen, um sie an eine andere Stelle zu schicken. Eine weitere Vertiefung des Grabens war ihm plötzlich doch zu gefährlich erschienen. Erneut war der Boden in eine jener Röhren hinabgebrochen, von denen sie im Lauf des letzten Jahres mehr als drei Dutzend freigelegt hatten. Zum Glück maßen diese Hohlräume, die von den Mockmock-Beobachtern Gaskamine genannt werden, allesamt nur einen knappen Fuß im Durchmesser. Aber einjähes Einbrechen konnte durchaus einen verstauchten oder gebrochenen Knöchel zur Folge haben. Den letzten derart Verletzten hatte ihm der Rat nicht mehr zurückgeschickt, sondern ihn nach seiner Genesung, ohne dass eine Erklärung nötig gewesen wäre, den schon eine Weile ungemein erfolgreichen Glasmachern zugeteilt.
    Sursur reißt die Augen auf und blickt genau in die Mündung des fraglichen Grabens, dorthin, wo seine Männer auf die Kante der Warmsteinplatte stießen, in deren Mitte er sitzt. Smosmos lachendes Gesicht ist

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