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Die Zukunft des Mars (German Edition)

Die Zukunft des Mars (German Edition)

Titel: Die Zukunft des Mars (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Klein
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garstig bedrohlich der Boden unter ihren Sohlen knackte, aber da hatte sie Spispi und Hoho und das seltsam lichte Ende des Grabens schon erreicht.
    Gern würde sie nun Porrporr, wenn sie ihm und seinem männlichen Mut nur trauen könnte, schildern, was sie und ihre Gehilfen dort sahen. Sursurs Männer hatten gewiss Tage damit zugebracht, dieses riesige Loch in den festen Boden zu schachten. Die Platte im Grund der Grube schien genau quadratisch zu sein. Die Ecken dieses Quadrats hatten den über zwei Mann langen Durchmesser des Grabungsrunds erzwungen. Wie dick die freigelegte Warmsteinplatte war, ließ sich nicht sagen. Zwei Handbreit tief war ihr Rand freigeschaufelt, aber ihre untere Kante hatten Hacke und Schaufel noch nicht erreichen können.
    Gleich ihren in stumme Anschauung versunkenen Gehilfen sah Twitwi, was da mitten auf dem orangen Rechteck lag, und obwohl sie die Zusammenhänge nicht begriff, sondern nur ein heftiges Zusammenklingen von Ahnungen, einen Sinngong, in ihren Ohren dröhnen hörte, war ihr zumindest eines klar gewesen: Nicht einmal bester oranger Warmstein konnte in der Kälte der allmählich vollends aufklarenden Doppelmondnacht verhindern, dass sich dieses kleine nackte Mädchen, so es nicht schon gestorben war, den Tod durch Auskühlung holte.

Dreimaldrei
    D en Blick im Himmel, wo sich die Monde nacheinander durch eine Wolkenschliere schieben, versteht Sursur, dass Twitwi und ihre Gehilfen ihn erst einmal liegen lassen mussten. Es ging nicht anders. Die leichte Zugkarre, die genügt, um Wasser und Nahrung an die Grabungsstelle zu schaffen, ist für einen zweiten Körper nicht breit genug. Immerhin haben ihn die drei, obwohl Eile geboten war, aus den Trümmern der Grabungshütte hierher auf die Platte, auf den Fund seines Lebens, getragen und in die noch warme Mulde gebettet. Sogar die große Plane, das Dach der zerstörten Hütte, haben sie aufgerollt herübergeschleppt und ihn damit zugedeckt. Damit ist sein Körper auch gegen Auskühlung von oben geschützt. Twitwi flößte ihm so viel Wasser ein, wie er zu schlucken vermochte, und legte einen halb vollen Trinksack und ein Häufchen Mockmock-Kekse neben ihn. Sursur weiß, so gilt es den Rest der Nacht zu überstehen. Irgendwann am Vormittag, spätestens in der Mittagsstunde werden die Nothelfer eintreffen, um seine Wunden mit den richtigen Salben zu versorgen.
    Trotz seiner Schwäche glaubt Sursur nicht, dass er viel Blut verloren hat. Nachdem er zu sich gekommen und, blind vom aufgewirbelten Grausand, auf allen vieren unter der Plane der eingestürzten Hütte hervorgekrochen war, tasteten seine Hände panisch gründlich über Kopf, Rumpf und Glieder. Die Stirn und das rechte Knie fühlten sich feuchtan. Aber kein Knochen schien gebrochen. Erst wie der rechte Oberschenkel jäh, wie mit einem inneren Aufschrei, zu schmerzen begann, bemerkte er, dass er bis auf ein leises Pfeifen nichts hörte. Das, wovon er während seiner Mittagsruhe überrascht, wovon ihre leichte Behausung zum Einsturz gebracht worden war, hatte ihn mit Taubheit geschlagen.
    Als er zum zweiten Mal zu sich kam und dicht über sich Twitwis Gesicht erkannte, war das Pfeifen in seinem Kopf erloschen, aber Twitwis hübscher Mund bewegte sich im Licht der Monde, ohne dass ihn ein Wort erreichte, als täuschte sie wie zum Scherz das Sprechen bloß mit den Lippen vor. Allein was sich Twitwis Gehilfen, neben seinem Kopf kniend, zu sagen hatten, drang als ein an- und abschwellendes Knistern über seine Ohren oder auf irgendeinem anderen Wege in seinen Schädel und tat auch unverstanden gut.
    Sursur dankt der Sonne, dass ihn der Himmelsschlag allein getroffen hat. Seine beiden Helfer, fleißige und geschickte Kerle, waren zum Glück, wie es sich für junges Blut gehört, am späten Vormittag Richtung Siedlung aufgebrochen. Als die Nachricht von der bevorstehenden Mondgleiche zu ihnen hinausgelangt war, fragte er sich ernstlich, ob die Burschen es über sich bringen würden, die Grabungsstelle zu verlassen. Zu wild hatte sich ihr Eifer in den letzten Tagen gebärdet. Noch vor ihrem Abmarsch waren sie, ohne dass er ihnen dies befohlen hatte, fegend, wischend, schließlich sogar pustend, auf der Oberfläche ihres einzigartigen Fundes herumgekrochen. Offenbar wollten sie das orange Quadrat von jedem Sandkrümelchen befreien, bevor sie die Platte für eine lange Nacht in Sursurs Obhut zurücklassen mussten, in der Obhut eines Mannes, den die Mondgleiche nichts mehr anging.
    Das

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