Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)
prüfen lassen
und mit der Bank gesprochen … Mehr kann ich nicht tun. Also, das Haus steht
schon. Nun müssen wir nur noch das Dach draufdecken.“
„Jetzt aber, und jetzt richtig!“, sagte Jonas
und schlug sich mit der Faust in die offene Hand. „Wir werden immer wieder neue
Ideen entwickeln, wir werden uns niemals auf dem Erreichten ausruhen …“ Er
spann weiter seine Visionen und nahm sich kaum Zeit zum Luftholen.
Als Marie später nach Hause kam, quatschte er
ihr vor Aufregung fast das Ohr ab. Es dauerte eine Weile, bis sie begriffen
hatte, dass er demnächst in ihrer Traumvilla zwischen Gobelins, Kronleuchtern
und Ahnenbildern residieren würde. Aber dann drang die Nachricht endlich zu ihr
durch, und sie haute sie fast um. Es gab keinen Menschen, der sich so schön
mitfreuen konnte wie Marie, fand er. Und als Kordula sie dann noch fragte, ob
sie in Zukunft auf Sammy aufpassen könne, war es restlos um sie geschehen. Das
bedeutete, dass sie Jonas jeden Tag in der Villa besuchen konnte, wenn sie Frau
Meyer, den Adeligen und in Zukunft eben auch Sammy von dort abholte.
Eigentlich hatte Kordula nicht lange bleiben
wollen. Aber weil die drei so hochgepusht und euphorisiert waren, hockten sie
noch stundenlang zusammen auf der Couch und malten sich die kommende Zeit
schön. Am Ende drehten sie mit ihren Hunden noch eine abendliche Gassirunde um
den Block und trennten sich dann in bestem Einvernehmen.
In den nächsten Tagen war Jonas glücklich wie
nie zuvor. Nicht nur über seine berufliche Zukunft. Auch über Marie. Diese Frau
war wirklich ein Geschenk des Himmels. Wenn sie ihn ansah, leuchtete aus ihren
Augen die reine Liebe. Selbst als Freundin und Kumpel war sie unschlagbar. Kein
Wunder, dass die Hingebung und die Zärtlichkeit jetzt mit Macht aus ihm
hervorbrachen. Er schlief mit ihr, er kaufte ihr einen Verlobungsring und warf
dabei sein ganzes Geld zum Fenster hinaus, er holte die restlichen Sachen aus
ihrer Wohnung und übergab sie an die Nachmieterin, er kochte, bügelte und ging
mit dem Wischmopp durch alle Zimmer, er schlief mit Marie, er unterschrieb
seinen ersten richtigen Arbeitsvertrag und half Kordula bei den Vorbereitungen
im Büro, er schlief mit Marie, er ging mit Frau Meyer und Othello in den Park
und ließ sie Karnickel jagen, er träumte von seinem neuen Leben und sprühte vor
Ideen … Und wenn er das alles erledigt hatte, blieb immer noch genügend Zeit
übrig, um mit Marie zu schlafen.
Nur einmal gab es Zoff im Paradies. Da wollte
er Marie auf dem Hundeplatz besuchen und kam gerade dazu, als seine Mutter zu
ihr sagte: „Er war eben ein frühreifer Bengel, und die Mädels waren scharf auf
ihn, alle miteinander. Keine konnte ihn angucken, ohne an Sex zu denken.“
„Ist gut jetzt, Mama“, sagte er und trat
mit wild jagendem Herzen auf sie zu. Aber Rita war bereits in Fahrt geraten und
ließ sich nicht mehr stoppen.
„Das sind die Hormone“, sagte sie zu Marie. „Du
kennst dich doch aus mit so was: Wenn der Ringfinger länger ist als der
Zeigefinger, haben die Jungs zu viel Testosteron im Blut. Das bleibt auch so,
wenn sie erwachsen sind. Sie sind ihm rudelweise nachgestiegen, die Weiber. Es
ist nicht so, dass er es drauf angelegt hat, aber er hat auch alles
mitgenommen, was er kriegen konnte. Und wozu? Sie sind alle wieder weg. Keine
ist bei ihm geblieben. Außer Nadine. Aber die wollte er nicht. Ist auch besser so.“
„Du bist kein Freund von Langeweile, was?“,
sagte Marie und sah ihn an.
Er beachtete sie nicht. Stattdessen packte er
seine Mutter in einem Akt der Verzweiflung am Jackenaufschlag und sagte: „Ich
dreh dir gleich den Hals um!“
„Das will ich nicht gehört haben!“, sagte sie
und machte sich wieder los. Dann fuhr sie, an Marie gewandt, fort: „Da siehst
du’s. Er hat ’n Gehirn wie ’n Fünfzehnjähriger. Deshalb bist du auch die
Richtige für ihn. Er braucht jemanden, der ihn fest an die Hand nimmt und ihm
zeigt, wo’s langgeht ...“
In der nächsten Viertelstunde plauderte sie
noch mehr Wissenswertes aus Jonas’ Vergangenheit aus, und Marie hörte ihr zu.
Dabei täuschte sie eine freundlich-interessierte, ja fast amüsierte Reaktion
vor.
Aber als sie abends nach Hause kam, machte sie
ihm die Hölle heiß und beschimpfte ihn als Lügner, Casanova und Weiberhelden.
Gleichzeitig krallte sie sich verzweifelt an seinem T-Shirt fest und weinte ihm
die ganze Schulterpartie nass. Er stand nur stumm und regungslos da und wartete
auf das Fallbeil.
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