Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)
Hoffnungslosigkeit
vor sich hin, bis sich die Ereignisse plötzlich überschlugen.
Eines Tages stand Christoph vor seiner Tür und
wollte ein klärendes Gespräch mit ihm führen. Er entschuldigte sich für seine
„Überreaktion“ und die damit verbundenen „Unannehmlichkeiten“, widerrief die
Kündigung und überreichte Jonas dann eine Mappe mit einem Zweijahresvertrag.
„Mein lieber Jonas“, sagte er, bleckte seine
blitzweißen Zähne und grinste wie ein Pitbull Terrier, der Kreide gefressen
hatte. „Du bist ein guter Entwurfsarchitekt, und auf deine konzeptionellen und
darstellerischen Fähigkeiten halte ich große Stücke. Deshalb möchte ich dich
einstellen. Natürlich erwarte ich weiter vollen Einsatz von dir, aber du bist
ja kampferprobt. Willst du dir den Vertrag gleich durchlesen?“
Wahrscheinlich erwartete er, dass Jonas jetzt
sagte: „Ja, sofort! Und ob ich will!“ Aber da irrte er sich.
Jonas musterte ihn nur schweigend.
„Du zögerst? Geht’s um Geld? Schau nach, was
ich dir anzubieten hab, dann sehen wir weiter.“
Jonas starrte ihn unverwandt an.
„Na schön, du bist sauer auf mich, und an
deiner Stelle wäre ich es auch. Ich hab dir nicht immer die positiven
Rückmeldungen gegeben, die du dir gewünscht hast. Vielleicht, weil ich nicht
wollte, dass du auf dumme Gedanken kommst. Aber das musst du bitte verstehen.
Ich kann dich nicht dauernd in Watte packen. In unserem Bereich wird mit harten
Bandagen gekämpft. Besser, du gewöhnst dich dran.“
Jonas’ Schweigen war aufschlussreicher als jede
Erwiderung.
„Nun komm schon. Ohne dich ist das Büro
aufgeschmissen. Du darfst mich jetzt nicht hängen lassen. Wir profitieren doch
beide von einer Zusammenarbeit. Das ist ’ne Win-win-Geschichte.“
Früher hätte Jonas für einen Zweijahresvertrag
seine Seele verkauft. Aber nun mochte er nicht mehr.
„Sorry, ist nicht mein Bier“, sagte er.
„Wenn das so ist, hab ich hier etwas, das dich
vielleicht umstimmen wird“, sagte Christoph und legte als Dreingabe noch eine
Packung Papiertaschentücher auf den Vertrag.
Jonas starrte das Ding an, als wäre es lebendig
und könne ihm jederzeit an die Gurgel fahren. Dann hob er den Kopf und sagte:
„Das ist nicht dein Ernst.“
„Doch“, sagte Christoph mit einem
scheinheiligen Grinsen. „Bei gewissen Dingen würde ich in Zukunft ein Auge
zudrücken. Pass auf, am Montag gehst du frisch-fromm-fröhlich ans Werk, und
alles ist wieder gut.“
Der Typ war so widerlich. Am liebsten hätte
Jonas ihn gefragt: „Was bist du bloß für ein Chef!? Schämst du dich nicht?“
Aber dann überlegte er es sich anders, ließ ihm die Mappe vor die Füße fallen
und sagte: „Kein Interesse, echt nicht.“ Dann machte er ihm die Tür vor der
Nase zu.
„Du kannst noch mal darüber nachdenken“, rief
Christoph im Flur. „Wenn du es dir anders überlegst, bin ich immer für dich
da.“ Dann polterte er die Treppe hinunter.
Er war noch keine halbe Stunde weg, als Kordula
anrief und fragte, ob sie vorbeikommen könne. Zehn Minuten später saß sie auch
schon mit ihrem Schäferhund Sammy zu Füßen auf Jonas’ Sofa.
„Ich hab auch gekündigt“, sagte sie.
„Was?“ , rief Jonas. „Doch nicht meinetwegen!?“
„Nein, schon vor ein paar Monaten. Ich verrat
dir mal was, und ich möchte, dass das unter uns bleibt.“
„Versprochen.“
„Das, was Christoph heute an Umsatz macht, hat
er schon vor Jahren erwirtschaftet. Seine Finanzdecke ist dünn wie ein Blatt
Papier. Aktuell hat er nur noch das Hotelprojekt, und wenn die Baustelle weiter
vor sich hindämmert … Ach, das weißt du noch nicht. Die rechte Hand ist neulich
in Panik geraten und hat die Bagger losgeschickt. Obwohl noch gar nicht alle
Genehmigungen vorlagen.“
„Und jetzt gibt’s Ärger.“
„Auch. Aber das ist es nicht allein. Die
Bauarbeiter haben da was auf dem Areal gefunden?“
„Eine Fliegerbombe? Eine Panzergranate?“
„Schlimmer. Irgendwelche historischen Gewölbe
und Brunnen. Jetzt müssen erst mal die Archäologen anrücken, um das Material zu
sichten und Proben zu nehmen. Keiner weiß, was Sache ist, wie lange sie dauert
und was am Ende dabei herauskommt. Das ist der Worst Case , auch für Christophs Büro. Wenn nicht ein
Wunder passiert, wird das Ganze ein Verlustgeschäft für ihn.“
„Und was Neues ist nicht in Sicht?“
„Kein Stück.“
„Weil er sich weigert, im Bestand zu bauen. Der
hat immer nur die Neubauten im Fokus, und da herrscht seit
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