Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zusammenkunft

Die Zusammenkunft

Titel: Die Zusammenkunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
die Kraft für den bloßen Gedanken an Widerstand aufzubringen imstande war.
    Dann trat Gabriel vor jene, die er zu sich gezwungen hatte, indem er ihnen Freiheit versprochen hatte - und eine sorglose Zukunft.
    Jedem einzelnen von ihnen.
    Dreihundertneunundvierzig an der Zahl.
    Und als Glory Anson sich eingereiht hatte, nickte Gabriel befriedigt.
    »Dreihundertfünfzig«, flüsterte er beinahe andächtig. »So war es - und so mußte es wieder sein. Jetzt kann es beginnen!«
    *
    Dreihundertfünfzig Menschen bildeten einen weiten Kreis um den Kromlech, den äußeren Ring von Stonehenge. Reglos standen sie da, bereit, wenn auch nicht alle willens, ihren Preis für die versprochene Freiheit zu zahlen.
    Von Gabriels Warte aus - nackt stand er inmitten des inneren Steinkreises - wirkte die geschlossene Reihe da draußen wie eine Mauer, mannshoch und wie aus schwarzem Stein.
    Er hob den Blick zum Himmel, und es schien, als wende sich der Mond ihm zu. Dessen silbernes Licht bündelte sich auf unbeschreib -liche Weise, fokusierte sich auf Gabriels Gesicht.
    Er öffnete den Mund, breitete die Arme aus, hieß willkommen, was diese Nacht ihm schenkte, nahm alles Licht in sich auf. Es drang ihm zwischen die Lippen, in Nase und Augen, versickerte in den Poren seiner Haut und wurde darunter zu etwas wie kalter Weißglut, so strahlend hell, daß sie eine wahre Lichtgestalt aus dem Jüngling machte.
    Dann - explodierte er!
    So schien es jedenfalls.
    Was er in sich aufgesogen hatte, brach mit unvorstellbarer Gewalt wieder aus ihm hervor!
    Die gleißende Lichtfülle blähte sich um ihn her, verästelte sich in feine und feinste Blitze - und jeder einzelne von ihnen fand sein Ziel! Raste hinaus aus den steinernen Kreisen und hin zu jenem dritten Ring, den die Flüchtlinge aus Highgate Hall gebildet hatten.
    Die Blitze schlugen ihnen zwischen die Augen, ohne daß die Menschen unter der Wucht auch nur gezuckt hätten. Reglos ließen sie geschehen, was geschah - noch reglos.
    Das Wimmern und Stöhnen hob erst an, als die Blitze, ohne zu verlöschen, ihre wahre Wirkung taten. Und es wurde mit jeder Sekunde lauter, bis es sich zu einem grauenhaft mißtönenden Chor aus Schreien steigerte, den dreihundertfünfzig Kehlen anstimmten.
    Gabriel beobachtete fasziniert und glühenden Blickes, wie sein Plan sich erfüllte.
    Die Schädel der Menschen dort wurden - durchscheinend. Als würden Haut, Fleisch und Knochen zu Glas. Und die Hirne glühten in grellstem Licht! Brannten aus, ohne sichtbaren Schaden zu nehmen.
    Die Blitze wüteten darin, tasten wie substanzlose Tentakel in jede Windung, sogen jede Zelle leer und raubten alles, was sie an bösem Willen und dunkler Energie in diesen Menschen, die ihrer greulichen Verbrechen wegen in die Verbannung von Highgate Hall geschickt worden waren, fanden.
    Gabriel wußte, spürte, wann dieser Prozeß abgeschlossen war -jetzt!
    Er riß befehlend die Arme in die Höhe, und als habe er damit eine ungeheure Sogkraft entfesselt, rasten die Blitze wieder in seine Richtung, auf das Zentrum von Stonehenge zu.
    Zurück blieben dreihundertfünfzig Menschen, die nie mehr wissen würden, daß sie Menschen waren. Nurmehr Hüllen aus Fleisch und Blut waren sie, bar allen Geistes, wahrlich befreit von allem .
    Die Blitze sammelten sich, bündelten sich und schlugen in die Mono- und Trilithen von Stonehenge ein, ganz so, wie Gabriel es ihnen mit fliegenden Händen, einem irrsinnigen Dirigenten gleich, befahl.
    Es krachte wie im schlimmsten Unwetter, doch kein Stein nahm Schaden. Sie sogen sich gleichsam voll mit Geist und Licht, bis sie wie in weißer Glut dastanden, so strahlend hell, daß jeder einzelne von ihnen sein Abbild in die Nacht zu projizieren schien.
    Aber so war es nicht .
    Tatsächlich überstrahlte ihr Licht Grenzen, die kein Mensch kannte und nie zu überschreiten vermocht hätte. Der Weg von jenseits dieser Barrieren ins Diesseits wurde gleichsam freigebrannt - und herüber kam, was vor Urzeit dort deponiert worden war .
    ... Stonehenge!
    Jenes Stonehenge, das einmal gewesen war und das die Zeit gefressen hatte.
    Jetzt nahm es seinen angestammten Platz ein. Legte sich wie in einer Doppelbelichtung über die Ruine der Gegenwart - und wurde wirklich.
    Gabriel ließ die Arme sinken, erschöpft, aber lächelnd.
    »Geschafft«, rann es ihm von den Lippen, »fast geschafft .«
    Der Inkarnierte streckte die Hand zum Mond hin aus, als wolle er nach einem Gesicht greifen, um es sich zuzudrehen.
    Und tatsächlich

Weitere Kostenlose Bücher