Die Zusammenkunft
gespürt haben, denn als er hinter ihr auftauchte, drehte sie sich um und lächelte ihn an. Erst da merkte er, dass er ja fast nackt war, und wollte sich umdrehen, als er ihr Lachen hörte.
»Guten Morgen Taamin, machen Sie sich keine G edanken, wir sind im Urlaub und ich habe gestern schon wesentlich mehr von Ihnen gesehen.«
Er senkte den Blick und schmunzelte. »Da war ich aber wohl noch etwas besser frisiert.«
Sie schmunzelte kaum merklich, dann fragte sie: »Ob es möglich ist, dass man uns einen Kaffee aufs Zimmer bringt? Ich möchte den Morgen langsam angehen lassen und später auf der Piazza frühstücken.«
Sie bekam keine Antwort, er war bereits am Telefon, um sein Italienisch wieder zum Einsatz zu bringen. Gemeinsam standen sie später nebeneinander auf der Terrasse und tranken ihren Kaffee im Stehen; beide hatten sich inzwischen weder etwas übergezogen noch sich gekämmt.
Später, als sie auf der Piazza Del Popolo an einem Tisch saßen und die köstlichsten Tramezzini aßen, die Rom zu bieten hatte, sagte sie: »Ich möchte ans Meer, nicht an den Strand. Ich möchte dorthin, wo das Meer an die Klippen rollt und ich allein sein kann.«
»Ich werde gleich nach dem Frühstück einen Wagen besorgen.«
Nachdem sie gespeist hatten, gingen sie zurück zum Hotel, von wo aus er einen Fiat Barchetta besorgte, t ypisch italienisch, sehr stilsicher.
Sie trug ein hellblaues, luftiges Kleid, das unter dem Brustbein eng anlag und danach in weiten Wellen bis kurz über ihr Knie fiel. Taamin ließ sie einen Moment an der Anmeldung warten, weil er die Vermietung abwickeln musste, und kam dann mit einem kleinen Päckchen z urück. Sie setzten sich ins Auto und er übergab ihr das Geschenk. Sirona wickelte ein hellblaues Seidentuch aus, dessen Farben verschwammen wie die des Himmels, mal etwas dunkler, dann wieder etwas heller, und in der Mitte entsprangen drei Delphine diesem Blau.
»Ich dachte, Sie sollten sich ein Tuch umlegen, um sich vor dem Fahrtwind und vor der Sonne zu schützen. Es ist bald Mittag und die Sonne sollten Sie mit den blo nden Haaren nicht unterschätzen, wir sind immerhin eine Stunde unterwegs.«
Am Anfang mussten sie die Ränder der Großstadt überwinden, die wie in vielen Großstädten schmutzig und unschön waren. Bald darauf befanden sie sich in der her rlichen Landschaft Mittelitaliens, durchfuhren die Ausläufer eines kleinen Gebirges und mehrere Dörfchen und kamen dann auf die Küstenstraße. Rechts von ihnen lag das Meer, dessen tiefes Türkisgrün immer wieder von weißen Kronen aus Gischt unterbrochen wurde. Anderthalb Stunden später steuerte Taamin auf ein abgelegenes Stück Land zu, das etwas zu klein war, um als Landzunge durchzugehen. Die Wiese endete in Felsen und darunter tobten die Wellen, die sich immer und immer wieder gegen die unerbittliche Wand aus Stein warfen. Hier oben war es wesentlich windiger als auf der Straße und der Wind war salzig und feucht. Sturm schien in der Luft zu liegen.
»Ich möchte etwas allein sein, warten Sie hier bitte auf mich.« Sirona stieg aus, legte das Tuch und die Sonne nbrille behutsam in das Handschuhfach, damit beides nicht wegwehen konnte, und bestieg den Felsen.
Taamin stieg aus dem Wagen und beobachtete, wie sie zu den Felsen ging. Was auch immer sie plante, er würde sie nicht einen Augenblick aus den Augen lassen.
Sie ließ sich auf ihre Knie nieder, schloss die Augen und hob die Arme. Sie atmete tief ein und aus, spürte, wie sie den Sturm ansog.
Sie spürte den Wind, spürte den Sturm, hörte ein alles übertönendes Rauschen und Brausen – und dann plötzlich nur noch Stille.
Ihr Geist löste sich von ihrem Körper, streckte sich dem Himmel entgegen und sah nun von oben auf ihren Körper hinab.
Sie war entspannt und leicht und ließ ihren Gedanken und ihren Gefühlen freien Lauf. Ihr Geist flog zu Darken, der in seinem Haus am Fenster stand. Sie las seine G edanken, er verzehrte sich nach ihr, sein Herz war in Aufruhr aus Angst, sie zu verlieren. Sie spürte sein Verlangen nach ihr und sie spürte, dass sich ihr eigener Geist nach ihm sehnte. Darken war der Mann, den sie ihr Leben lang gesucht hatte. Die Erkenntnis, dass er es war, überraschte sie nicht.
Sie fühlte die Dunkelheit in ihm, die Macht, die A ggression, und sie wusste, dass er sie brauchte, um sich an ihrer Weißmagie zu nähren, um endlich leben zu können.
Sirona spürte, wie ihre positiven, guten Kräfte zu ihm hinstrebten, um sich an ihm
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