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Die Zusammenkunft

Die Zusammenkunft

Titel: Die Zusammenkunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Bauers
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festzusaugen, um ihrerseits Kraft aus seiner Stärke zu ziehen. Sie spürte, dass sie eine gemeinsame Macht waren, die vor tausenden von Jahren getrennt worden war und die seitdem vergeblich versuchte, sich zu vereinigen.
    Sirona sah ihn an Gräbern stehen. An Gräbern, in d enen sie gelegen hatte, um dann wieder aufzuerstehen, wiedergeboren zu werden, nur um ein über das andere Mal zu spät von ihm gefunden zu werden und abermals zu sterben. Jetzt hatte er sie gefunden, früh genug, um sie zu halten. Früh genug, um sie zu seiner Königin zu machen. Denn Darken war ein König, wenn auch kein König der guten, hellen Seite. Er war unsterblich, aber sie allein hatte die Macht, ihn wieder ins Licht zu holen. Sie wusste, dass sie sich ihm hingeben konnte, ohne sich selbst zu verlieren, und genau dies wollte sie tun. Mit Taamin an ihrer Seite hatte sie genug Kraft und Sicherheit, den Weg zu gehen, der ihr schon immer vorherbestimmt war.
    Taamin war ihr persönlicher Schutzengel, und sie ließ ihren Geist zu ihm fliegen. Sie fuhr in ihn ein und spürte die Vertrautheit. Dieser Engel war anders als Darken, dieser Engel wollte nur geben und er liebte sie, wenn auch auf einer anderen Ebene. Dieser Engel würde immer dort sein, wo sie war und er würde nicht nur sie schützen, er war auch bereit, Darken Schutz zu gewähren, denn Darken war ein Teil von ihr.
    Ihr Geist flog weiter, nach Hause zu Kim, zu Omma, zu Stella. Sie alle waren ein Teil von ihr, sie alle brauc hten sie, nährten sich unbewusst von ihrer Energie und liebten sie, jeder auf seine eigene, persönliche Weise. Sie sah Lora und Robert, sah Claire, die am Fenster stand und ihren hübschen Garten betrachtete, sich an dem Kupfer ihres Wetterhahns erfreute, um die Vorräte an Metallen aufzufrischen. Selbst Karstens Geist war da, er sah sie an, lachte und verstand, seine Augen leuchteten stolz. Sie sah auch die warmen Augen ihres Vaters und spürte, wie seine Liebe sie durchflutete. Sein Blick dankte ihr, dankte ihr, dass sie Omma so viel mehr geben konnte, als sie je erhalten hatte.
    Alle konnte sie sehen, alle, die ihr wichtig waren. Mit jedem Einzelnen würde sie sich in den nächsten Tagen beschäftigen müssen, denn sie wusste, dass sich ihre W ege trennen würden, nicht jetzt, aber bald. Dann, wenn sie einen anderen Weg einschlagen musste, einen Weg, den sie nicht allein gehen würde, sondern gemeinsam mit ihrem Engel und Darken und mit ihrer Kim, die sie um nichts in der Welt zurücklassen würde.
    Plötzlich tauchte ein kleiner Knabe vor ihr auf, mit blondem, lockigem Haar, das ihm bis auf die Schulter fiel. Er hatte Pausbacken und lächelte sie mit großen, hellbla uen Augen traurig an. Sein Gesicht kam ihr so vertraut vor, aber sie kannte keinen Jungen in seinem Alter– oder erinnerte sie sich nur nicht? Er stand da und wartete.
    In Gedanken formulierte sie die Frage: »Wie ist dein Name?«
    »Ich habe keinen Namen, du hast mir nie einen Namen gegeben.«
    »Warum sollte ich dir einen Namen geben, ich kann mich nicht an dich erinnern.«
    »Du hast so geweint, als du ihm von mir erzähltest. Er wollte mich nicht, ich habe deine Angst gespürt, da bin ich gegangen. Jetzt bin ich traurig, weil ich deine Tränen sah und deinen Kummer spürte, so lange Zeit, weil ich gegangen bin. Weil ich dir nicht vertraute.« Eine Träne kullerte über sein Gesicht.
    »Mutter, gibst du mir jetzt einen Namen?«
    Sirona spürte plötzlich eine Trauer, die ihr fast die Kehle zuschnürte, unendliche Trauer. Es war ihre Trauer, nicht die Trauer des Knaben vor ihr. »Ich gebe dir den Namen ›Mabon‹. Du bist mein ungeborener Sohn, den ich niemals wieder im Stich lassen werde. Ich liebe dich, wie ich deine Schwester Kim liebe. Sei bitte nicht mehr traurig.«
    Er lächelte sie an, dann kam er näher und es schien, als umarmte er sie, dann war er verschwunden.
    Sie rief ihm nach: »Wir werden uns wiedersehen!«
    Als Antwort bekam sie ein Kinderglucksen. Dann war es still.
    Langsam glitt Sironas Geist hinab, zum Felsen zurück, zu ihrem Körper und in ihn hinein.
    Sie spürte ihre Beine nicht, ruderte mit den Armen und schwankte, nur, um im gleichen Moment starke Arme zu spüren, die sich um ihren Oberkörper schlangen.
    Sie ließ sich hineinfallen und kuschelte sich frierend an die Brust ihres Schutzengels.

T aamin hatte sofort gewusst, dass sie ihren Körper verlassen hatte. Er wagte sich aber nur vorsichtig näher an sie heran, hatte sie ihn doch um Ruhe und Einsamkeit

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