Die Zusammenkunft
gebeten. Er hatte gespürt, wie sie ihn mit ihrem Geist gestreichelt hatte und in ihn hineingefahren war, ohne ihn zu missbrauchen. Er spürte die Ruhe, die einkehrte, und ihr Erwachen, als sie zurückkehrte. Er sah, dass sie drohte, vornüber zu fallen. Instinktiv war er losgelaufen. Die Sonne war inzwischen fast untergegangen und wärmte schon lange nicht mehr. Sie war völlig ausgekühlt, war viel zu lange von ihrem Körper getrennt gewesen. Taamin fühlte, wie sie zitterte und hatte Angst, zu spät gekommen zu sein. Er zog seine Jacke aus und wickelte sie darin ein. Dann trug er sie zum Auto zurück.
Das Verdeck des Barchetta hatte er geschlossen und im Wagen war es warm. Er setzte sich mit ihr auf den Beifahrersitz, versuchte, sie mit seinem Körper zu wärmen. Obwohl sie zitterte, spürte er, dass sie glücklich war. Irgendwann öffnete sie ihre Arme und legte sie um ihn, um noch mehr Wärme aus seinem Körper zu ziehen. Fest drückte sie sich an ihn. Nach einer schier endlosen Weile, in der sie schweigend eng umschlungen dagesessen hatten, hörte sie auf zu zittern. Sie sah ihm in die Augen, lächelte und sagte: »Ich liebe dich auch, und ich bin glücklich, dass ich dich habe.« Dann gab sie ihm einen Kuss auf den Mund, lehnte sich an seine Brust und entspannte. Taamin wusste, dass dieser Kuss ein Gelübde war, das nichts auf dieser Welt brechen konnte, und er wusste, dass er nicht sexueller Natur war, sondern ein heiliger Kuss. Er zog sie noch dichter an sich, um sie weiter zu wärmen. Sie hatte über viele Stunden dort im Wind gekniet. Nein, nicht sie, sondern ihr Körper, das war ihm klar, aber ihr Geist war unwiderruflich mit ihrem Körper verbunden und deshalb war er ebenso wertvoll, wie ihre Seele und ihr Geist.
Taamin wartete noch ein paar Minuten, dann löste er sich von ihr, setzte sie in seine Jacke gewickelt auf den Beifahrersitz und schnallte sie an. Im Hotel parkte er den Wagen in der Tiefgarage. Er trug Sirona in den Fahrstuhl und fuhr mit ihr direkt in die Suite. Dort entkleidete er sie behutsam bis auf die Unterwäsche, legte sie ins Bett und deckte sie zu. Sie begann wieder zu zittern. Er dachte nicht lange darüber nach, holte eine Decke aus seinem Zimmer, legte sie über sie, zog sich aus und legte sich nur mit Shorts bekleidet neben sie. Dann rutschte er vorsichtig unter die Decke und nahm sie fest in den Arm, damit sie sich weiter an seinem Körper erwärmen konnte. Ihr gleichmäßiger Atem verriet ihm schließlich, dass sie endlich eingeschlafen war.
Er erwachte am nächsten Morgen, als ihm die Sonne ins Gesicht schien. Blinzelnd öffnete er die Augen. Sie lächelte. Er löste seinen festen Griff, den er die ganze Nacht nicht gelockert hatte. Sie drehte sich ein wenig, um ihren Kopf an seine Brust zu rücken. »Ich muss mich schon wieder bei dir bedanken.« Er wollte sich verschämt abwenden, aber sie sagte: »Bitte bleib. Ich weiß jetzt, dass du mein Schutzengel bist, ich habe dich gestern gesehen.« Stille. »Genau wie du sicher schon lange vor mir gewusst hast, wohin ich gehöre, weiß ich es jetzt auch. Ich habe es gestern fühlen und sehen können.« Damit stand sie auf und ging ins Bad.
Taamin sank auf ihr Kissen – und dann geschah etwas Unfassbareres: Eine Träne rollte über seine Wange. Er war glücklich, denn nichts stand jetzt mehr zwischen ihm und Sirona, die er beschützen würde bis ans Ende seines Lebens.
Sie gingen in gelöster Zweisamkeit zum Fahrstuhl, fuhren hinunter und schlenderten über die Piazza, um sich ein Lokal zu suchen, in dem sie frühstücken konnten. Sirona sprudelte nur so über, so hatte er sie zuvor noch nicht gesehen.
»Taamin, ich will den Vatikan sehen und ich möchte ins Kolosseum. Wir dürfen nicht die Mitbringsel für Kim, Omma und Lora vergessen. Ich wünsche mir noch ein paar Kleider.« Sie hielt inne. »Falls Schutzengel für solche irdischen Vergnügen überhaupt zuständig sind«, fügte sie hinzu.
»Ich kenne ein paar gute Adressen in Rom, aber vie lleicht sollten wir erst einmal ein Handy für mich kaufen«, meinte Taamin.
Sie überließ ihm die Führung und Planung. Nachdem er sich ein neues iPhone gekauft hatte, setzten sie sich in ein Café und er telefonierte, wobei er sich diverse Notizen machte.
Kurz darauf fuhr ein schwarzer Wagen vor. Der Fahrer stieg aus, ging zielstrebig auf Taamin zu, begrüßte ihn und nahm ihn in den Arm. Die beiden unterhielten sich auf Italienisch, sodass Sirona nicht viel verstehen konnte, aber
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