Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
gefallen war, kletterten Theron Goldklinge und Dassios den Berg hinauf und überraschten den Drachen. Das Ungeheuer wurde durch den Zauberer Zarudin bis dahin in einem Schlaf gehalten, was dieser allerdings mit seinem Leben bezahlte. Die beiden Menschen lieferten sich ein tödliches Gefecht mit dem schrecklichen Gegner, bei dem der Listige in eine Schlucht stürzte und starb, was sein Freund danach, so erzählt man sich, niemals ganz verwand. Aber auch Moron fand sein Ende an diesem Tag. Als er sich auf Theron stürzte, reckte dieser Aurona und Fínorgel als Verderben bringende Stachel zugleich empor und traf den Angreifer an einer ungeschützten Stelle. Anschließend schleuderte der Krieger das verruchte Schwarze Schwert in irgendeine Kluft, worauf es niemals wieder auftauchte.“ Der ältere Mann überlegte sich, ob er hinzufügen sollte, dass sich letzteres kürzlich geändert hatte, doch schwieg er, da er nicht noch mehr düstere Gedanken aussprechen wollte. „Gehen wir weiter, wir sollten uns so weit wie möglich vom Großen Haupt entfernen, denn es verheißt nichts Gutes.“
Gerade als die Menschen und der Zwerg sich umgewandt hatten, um weiterzugehen, zerriss urplötzlich ein markdurchdringendes Kreischen die ungetrübte Stille. Sofort wurden die Erinnerungen an den Laut, den sie vor ihrem Abstieg in die Grotte vernommen hatten, in ihnen wach.
Alle wirbelten sie herum, wobei sich manche instinktiv duckten, wie um sich vor einem Angriff in Sicherheit zu bringen. Borgas, der niemals viel sprach, bewegte sich dabei so unbeholfen, dass er auf einigen losen Steinen den Halt verlor und hinstürzte. Schützend hob er den rechten Arm über sich und rollte sich zur Seite, da er aufpassen musste, dass ihn keines der wiehernden und auf engem Raum ängstlich mit ihren Hufen hin- und herscharrenden Pferde zertrampelte.
Danach vernahmen die Gefährten einen weiteren, langgezogenen Schall, worauf sie zunächst glaubten, dass der Schrei sich wiederholte oder aber von anderen Stellen her beantwortet wurde. Dann aber gewahrten sie, dass es bloß das Echo war, welches die grausige, grelle Stimme quer durch das Gebirge, von einem Gipfel zum nächsten, trug, sich an Gletschern und Felswänden brach und wieder zurück schallte. Es schien ganz so, als ob auf zahllosen Wipfeln gleichartige Wesen saßen und ein gemeinsames Lied anstimmten.
Endlich ebbte das Widerhallen ab, und sie waren unsagbar froh darüber, denn das Erklingen hatte in ihren Ohren gedröhnt, die sie sich verbissen zuhielten, ihnen Kopfschmerzen bereitet und sie keinen klaren Gedanken fassen lassen.
Dann, als sich die klamme Stille der Berge so besänftigend wie ein weicher Teppich über die letzten Akkorde des Missklanges ausbreitete, trat plötzlich ein großer, schattiger Umriss vor die westlich von ihnen stehende Sonne, sodass es mit einem Male dunkler wurde.
Die Beobachter sahen eine schwarze Silhouette, die weder Adler, Greif noch Drachen zu gehören schien und aufgrund seiner gezackten Flügel am ehesten an eine Fledermaus oder vielleicht an eine Harpyie erinnerte. Für einige Augenblicke verharrte das Abbild in jener Position, so als wolle es sein gewaltiges Antlitz drohend enthüllen und gleichzeitig einen weitschweifenden Blick über die welligen Lande werfen. Schließlich schlugen zwei riesige Flügel, und das Geschöpf schoss in elegantem, pfeilschnellem Flug in Richtung des Tôl Danurs davon. Dort, auf dessen wolkenverhangener Krone, entschwand es den Blicken mit einem letzten klagenden Ruf.
Keiner aus der Gemeinschaft sprach für eine gewisse Zeit, und es dauerte einige Minuten, bis sich Mensch, Zwerg und Ross von ihrer Aufregung erholt hatten.
„Rasch weiter!“, zischte Arnhelm schließlich. Er klang düsterer und noch entschlossener als sonst.
Die anderen waren noch zu aufgewühlt, um zu antworten, und folgten ihm stillschweigend mit hastigen Schritten.
Nach dem Mittag beschrieb der Weg, den die Dahinschreitenden nahmen, zunächst einen geraden, einigermaßen ebenmäßigen und gut zu passierenden Verlauf. Da sie die Mitte des Gebirges bereits deutlich hinter sich gelassen hatten, löste dies in ihnen die Zuversicht aus, dass sie das jenseitige Land vielleicht bereits am nächsten Tag würden erreichen können. Spätestens an dem wiederum darauffolgenden Morgen aber sollten sie die Wildnis des Ostens vor ihren Augen sehen.
Ein neuerlicher kühler und ungemütlicher Tag verging, in welchem sie unbeirrt ihre Richtung hielten und ihrem Ziel
Weitere Kostenlose Bücher