Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)

richteten sie sich im Folgenden gleichfalls zur Gänze ihrer Größe auf.
    Die drei steinernen Wesen reckten sich wie zu einem Gähnen und ließen dabei ein schweres Stöhnen erklingen. Dann schritten sie nach vorne, worauf der Boden erbebte und sich alle bis auf Dwari kaum noch auf den Beinen halten konnten.
    „Bergriesen!“, rief Braccas so laut wie er konnte, damit man ihn durch das Lärmen hindurch verstehen konnte. „Weg von hier!“
    Dwari packte den verletzten Borgas über seine Schultern, was aufgrund der unterschiedlichen Größenverhältnisse der beiden eigentümlich aussah. Der junge Ulven half ihm dabei. Danach folgten sie alle Braccas und Sanae, die zuvorderst der Gefährten in Richtung des nordöstlichen Teils der Schlucht rannten. Hier waren die Ghuls bereits furchtsam auseinander gestoben, sodass sich eine breite Gasse gebildet hatte und der Weg frei war.
    Schließlich sprangen sie in eine Kluft im Boden, die nicht sehr tief war und in deren Nähe sich auch ihre Pferde befanden. Die Mulde schmiegte sich an den Felswall, der an dieser Stelle eingebuchtet war, und wurde von einem großen, überhängenden Steinzacken geschützt.
    Als sie den vermeintlich sicheren Ort allesamt unversehrt erreicht hatten, beobachteten sie aus ihrer Deckung heraus, dass hinter ihnen ein wildes Torso losgebrochen war. Offenkundig hatten sich die Ghuls aus Schrecken oder Trotz zu spät zur Flucht entschlossen und waren nun in der misslichen Lage, sich den drei steinernen Kolossen erwehren zu müssen. Und dies war mitnichten ein Kampf ebenbürtiger Gegner, sondern vielmehr eine metzlerische Jagd, bei der die schwarzen Kreaturen die hilflose Beute darstellten.
    Die Riesen waren weitaus flinker, als man es ihnen aufgrund ihrer überaus massigen Körper zutraute, und machten Schritte von enormer Reichweite. Unter wütendem Grollen und Brummen zermalmten sie zahlreiche der flüchtenden Gestalten, worauf diese quiekend und knirschend wie Seifenblasen in grünen Fontänen zerplatzten und als schmieriger Brei an den steinernen Füßen der Umherstampfenden kleben blieben.
    Andere der Ghuls waren bereits weit hinfortgerannt und hatten sich an der Felswand, über die sie die Schlucht zuvor betreten hatten, hochgehangelt. Viele von ihnen wurden daraufhin von gewaltigen Findlingen, welche die drei unermüdlichen Verfolger so spielerisch warfen oder rollten als hätten sie kein Gewicht, schwer getroffen und zerquetscht. Die Geschosse rissen an vielen Stellen tiefe Krater und Klüfte in den harten Granit und verewigten die Schlacht auf diese Weise zweifellos für eine lange Zeit.
    Dann endlich verebbte der schlimme, ungestüme Zorn der Bergriesen, denn ihr Wüten ließ nach.
    Nur wenigen der Ghuls war es geglückt, lebendig zu entkommen. Für eine Weile wurde es ruhig, bis auf das flehende, ängstliche Schnauben der Pferde, die sich in einer Ecke des hoch eingefriedeten Geländes in Sicherheit gebracht hatten. Glücklicherweise erweckten sie offensichtlich nicht das Interesse der siegreichen Geschöpfe.
    Die Angehörigen der Gemeinschaft lugten aus der Bodenvertiefung hervor und schwiegen still, in der dringenden Hoffnung, dass der Zorn der Wesen besänftigt sei und man sie überdies gar nicht erst entdeckte. Zugleich betrachteten sie die Kolosse eingehender und erkannten, dassjeder derselben viele Schritt hoch war und ihre Leiber und Gliedmaßen tatsächlich aus massivem Gestein waren. Ihr Antlitz glich damit wahrhaftig demjenigen von wandelnden Bergen.
    In den Köpfen der Geschöpfe schimmerten zwei große, runde und wachsame Augenlöcher, die in diesen Momenten suchend umherschweiften und versuchten, im weißlichen Dämmerlicht der aufgehenden Sonne weitere Feinde oder Störenfriede zu erspähen. Ohren waren an ihnen nicht auszumachen, dafür jedoch jeweils eine einzelne, große Nasenhöhlung sowie breite, lippenlose Schlünde. Diese öffneten sich regelmäßig und stießen rauchige Wolken aus verbrauchter Luft sowie vereinzelte, tief brodelnde Geräusche aus. Rund um jene Öffnung herum wucherte dichtes Wurzelwerk mit grünen, teilweise blühenden Trieben wie eine stattliche Barttracht. Der übrige Körper wurde von Gliedern gebildet, die aus beachtlichen Felsbrocken bestanden und trotz erkennbarer Zwischenräume fest miteinander verbunden waren. Zwei gewaltige Arme und Beine gaben ihnen einige Bewegungs- und Handlungsfähigkeit, und die fingerlosen Hände waren wie abgeflachte und ausgehöhlte Steine. Diese konnten sie wie Schalen