Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
verlassen. Und da keine Geräusche aus ihm herausdringen, hat man ihm seinen jetzigen Namen gegeben.“
Diese Worte genügten denjenigen, die bislang nur flüchtig von diesem Ort gehört hatten, um zu verstehen, warum man sich entschieden hatte, den Forst in gebührendem Abstand zu umgehen, indem man sich zunächst nach Süden hielt. Dies war deshalb so zeitraubend, da der direkte Weg nach Osten anschließend von den Waidland-Mooren versperrt wurde. Diese waren, wie Braccas anschließend erklärte, ein kaum durchdringliches Sumpfland, über dem stets dunkler Nebel wogte und das als Hort übler Kreaturen galt.
Nachdem jeder der Gefährten über das, was sie im Folgenden erwartete, unterrichtet worden war, packten sie ihre Sachen zusammen und verteilten sich auf ihre Pferde. Hernach brachen sie auf und nahmen sich vor, vor dem Einsetzen der Dunkelheit noch ein gutes Stück Weg hinter sich zu bringen.
Die Strecke, die sie in der nächsten Zeit durchquerten, führte sie durch ein Gelände, welches von endlosen hohen Grashalmen beherrscht wurde und zudem von reichlich wild wachsendem Korn und an manchen Stellen von prallen Büschen durchsetzt war. Ihre Pferde schienen in jenem graugrünen Meer zu schwimmen. Darüber zogen unverändert reinweiße Wolken friedlich über den hellblauen Horizont, und die hernieder brennende Sonne verwandelte die welligen Wiesen in einen einzigen goldenen Dunst.
Obwohl sie gut voran kamen, ritten sie vorsichtig und nicht so schnell, wie sie gekonnt hätten. Niemand von ihnen kannte die Gegend wahrhaft gut, und der dichte Wuchs zeigte ihnen erst sehr spät, ob sich vor ihnen irgendwelche Gefahren und Tücken verbargen. So geschah es mehr als einmal, dass die vorderen Reiter erst im letzten Augenblick eine tiefe Bodenspalte erspähtenund einen Sturz nur um ein Haar verhindern konnten. Darüber hinaus beunruhigte die Tatsache, dass sie für eine endlos lang erscheinende Weile zwischen dem Milmondo Mirnor auf der einen und dem Ered Fuíl auf der anderen Seite eingeschlossen waren, sie mehr, als sie es sich eingestehen mochten,. Die ganze Zeit über fühlten sie sich beobachtet und zugleich verwundbar und schwach angesichts der unermesslichen Gewaltigkeit und Größe der Natur, welche dieser Teil Arthiliens barg.
Als die ersten Schatten des Abends fielen, hatten die Reiter weder die Nachbarschaft der Berge verlassen noch den unheilvollen Wald, der sich unerwartet weit nach Süden dahinzog und dem sie sich etwas genähert hatten, gänzlich passiert. Immerhin fanden sie gerade zur rechten Zeit eine geschützte Stelle auf einem hohen Hügel, die sich für ihr Nachtlager anbot.
Die Anhöhe war steil und an den Hängen vollständig mit einem niedrigen, sanften Grasteppich bewachsen. Auf der Kuppe hingegen standen mehrere vielblättrige Gebüsche dicht beisammen und überragten durch ihr verzweigtes Geflecht eine Mulde mit einem natürlichen Dach. Boden und Wände der Vertiefung waren mit einem weichen Moos überzogen, das einen bequemen Eindruck machte.
„Ich habe bereits bei einigen meiner früheren Reisen an diesem Platz genächtigt“, erzählte Braccas. „In vergangenen Tagen pflegten Elben hier regelmäßig zu verkehren, weshalb der Hügel als Elbenspitze bekannt wurde. Als Wächter über den Einklang der Natur Arthiliens vermochten sie mit ihren scharfen Augen von diesem Grat aus alles zu erkennen, was in den umliegenden Landen vor sich ging. Dementsprechend sandten sie Nachricht aus an ihre Verwandten im Süden, Norden und Westen, indem sie sich Feuer und Rauch, Brieftauben und mit Nachrichten versehenen Pfeilen bedienten, die angeblich so weit flogen, wie ein Pferd in vielen Stunden reiten kann.“
Als die Menschen und der Zwerg sich umsahen, fiel ihnen sehr wohl auf, dass der üppige, so zweckmäßige Wuchs sehr wohl dem entsprach, was man sich über die Elben und deren innige Freundschaft mit allen Lebensformen erzählte. Nicht wenige Leute behaupteten schließlich, dass das verschwundene Volk mit Baum und Strauch tatsächlich reden und sich über die jeweiligen Empfindungen und Erfahrungen austauschen konnte.
„Elben, die über den Einklang der Natur wachen! Als ob Arthilien so etwas bräuchte! Pah!“, grummelte Dwari vor sich hin.
Der Tag schied endgültig dahin, während die Gefährten ihre Pferde festbanden und es sich anschließend in der Mulde gemütlich machten. Danach entzündeten sie ein Feuer, da es in dieser Höhe kalt wurde in der Dunkelheit. Als Aidan und Kogan noch
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