Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
einmal bis an den Rand der Senke hinaufstiegen und darüber hinweg blickten, konnten sie nichts sehen als graues Land, das rasch im Schatten versank.
Als es richtig Nacht wurde und der Schein des Feuers hell leuchtete, trat ein Heer von blinkenden Gestirnen trat über das Buschwerk, das ihre Schlafstätte schützend überdachte. Während sie sich zum Einschlafen auf ihre Decken zurückzogen, stellten sie nur eine einzige Wache auf, da sie sich in diesem Versteck vor unerwarteten Überfällen einigermaßen sicher fühlten. Dwari, Arnhelm, Marcius und zuletzt Sanae teilten sich jene Aufgabe, sodass für jeden genügend Zeit zum Ausruhen verblieb.
Am nächsten Morgen fühlten sich die Gefährten so erfrischt wie lange nicht mehr. Allerdings mussten sie feststellen, dass sich der Zustand von Borgas wieder verschlechtert hatte, nachdem er seit dem Verlassen des Gebirges scheinbar auf dem Weg der Besserung gewesen war. Nun, da der Verwundete über Schmerzen und sich abwechselnde Kälte- und Hitzegefühle klagte, entsannen sich alle, dass er am gestrigen Tag noch weitaus weniger gesprochen hatte alsgewöhnlich und zudem einen irgendwie abwesenden Eindruck gemacht hatte. Dies werteten sie im Nachhinein als ungutes Zeichen und nahmen es zum Anlass, sich Vorwürfe zu machen.
Braccas und Sanae, die beide über ein wenig medizinische Kenntnisse verfügten, untersuchten ihren stark schwitzenden und mühsam um Worte ringenden Begleiter neuerlich und legten ihm kühle Verbände an, um sein offensichtlich vorhandenes Fieber zu lindern. Außerdem zerstieß Braccas einige Kräuter, die er in einem wohl behüteten Beutel seit ihrem Aufbruch aus Rhodrim dabei hatte, und bereitete mit ihnen über dem Rest des Nachtfeuers ein heißes Getränk zu.
Borgas hustete bitterlich, als man ihm den Aufguss zu kosten gab. Anschließend traten ihm Tränen in die Augen, und sein Kopf wurde hochrot, was die Sorgen der anderen noch weiter steigerte. Nach einer Weile aber schien es ihm plötzlich ein wenig besser zu gehen, denn er scherzte, indem er mutmaßte, dass man seinen Todeskampf durch das Gebräu immerhin ein wenig beschleunigen wolle. Auch wenn seine Worte heißer und nicht freudig klangen, waren doch alle froh, dass Stimmkraft und Humor in ihn zurückgekehrt waren.
Es war noch immer früh, doch die Morgendämmerung war vorüber und in einem alles durchflutenden Tageslicht aufgegangen. Vom Grat des Hügels aus hatte ein Betrachter einen freien, ungetrübten Blick bis weit in alle Himmelsrichtungen hinaus, selbst wenn er nicht über die feinen Sinne eines Elben verfügte. Dort hielten die Angehörigen der Gemeinschaft, nachdem sie ihr Lager in der Mulde abgeschlagen hatten und aufbruchbereit waren, für eine Weile Ausschau, doch konnten sie nichts erkennen, was ihnen bemerkenswert oder verdächtig erschien.
Im Westen wurde die Sicht nach wie vor von den kahlen, dunklen Klippen des Wächtergebirges beherrscht, während sich in Norden und Süden flaches Land erstreckte. Weder Straße noch schmaler Pfad hatten eine Schneise durch dessen ungezügelten Graswuchs gebahnt. Wenn sie weit nach Osten schauten, sahen sie jenseits der Silhouette des Ered Fuíls das Aufblitzen von vielen Teichen und Bächen, denn die zu diesem Zeitpunkt noch rötliche Morgensonne spiegelte sich in jenen Gewässern. In noch weiterer Entfernung zeichneten sich vor dem dunkleren Hintergrund des beginnenden Tages die Konturen heller Bergreihen ab. Südlich des verrufenen Waldes jedoch war die Luft verhangen, da von den dortigen Mooren ein dichter, milchiger Dunst nach oben stieg und jedwede Sicht verhüllte.
Die neun Menschen und der Zwerg setzten die Böschung hinab und ritten los nach Süden und Osten. An diesem Tag wollten sie weit vorankommen und vielleicht bereits am Abend des nächsten Tages die Furt der Sturzflut erreichen. Die Elben nannten diesen Fluss Filidël * , den Eiligen. Dazu mussten sie ein rasches Tempo vorlegen, denn sie hatten vor, um den Stillen Wald und die weitläufigen Waidland-Moore einen großen Bogen zu schlagen, sodass der Weg viele Meilen zählte.
Borgas saß nun vor Ulven und Dwari vor Braccas, und dieser und der Sohn Imalras ritten voraus. Ihre Rösser hatten sich mittlerweile an die langen, widerspenstigen Halme gewöhnt, und obwohl sich weiterhin weder Weg noch Spur auftaten, zögerten und schwankten sie nicht und fanden auf dem schwer ersichtlichen Untergrund sicheren Halt. Da die Gefährten außerdem guten Mutes waren, ließen sie dem
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