Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
Flammenmeer verwandelt. Einige wenige, vor Panik und Entsetzen hysterisch schreiende Menschen waren daraufhin aus ihren Häusern gestürzt und hatten anschließend überwiegend ein rasches Ende gefunden. Nachdem die Einäscherung der vielen großen Bauwerke schließlich unwiderruflich in Gang gesetzt war, hatte man sich in sicheres Gelände zurückgezogen und mit einer ausgiebigen, wohlverdienten Feier begonnen. Herrlich bitter schmeckender roter Horbuth-Wein und glasklare Trauben-Schnäpse waren in Strömen geflossen, und zusätzlich, da man dem Ausreichen der eigenen Vorräte nicht traute, hatte man in der Menschenstadt helles Bier und Met, Fleisch und Gemüse, sowie zahlreiche weitere Delikatessen an sich genommen.
Das Gelage dauerte viele Stunden und verlief in orktypischen Bahnen mit lautem Gepolter, schrägem Gesang, ununterbrochenen Beschimpfungen, kleineren Handgemengen und ähnlichen Auswüchsen verschiedener Art. Während jener durchzechten Nacht war es schwer gefallen, genügend Freiwillige zu finden, die sich Wache zu schieben bereit erklärten und sich mit einem zurückhaltenden Konsum von Gegorenem zufrieden gaben, sodass Darrthaur und die einzelnen Clan-Führer einige gemeine Soldaten gegen deren Willen dazu berufen mussten. Erst als sichder Mond verabschiedete und ein frischer Morgen heraufgraute, fielen die letzten der ausgelassen Feiernden in einen tiefen, von Erschöpfung kündenden Schlummer.
Bullwai hingegen war ruhelos. Er hatte weit weniger getrunken und gegessen als die meisten anderen und sich mit voreiligen Verbrüderungen, Treueschwüren und Absichtsbekundungen, welche bei einem solchen Anlass zuhauf ausgetauscht wurden, zurückgehalten. Er verstand selbst nicht, dass er sich über den errungenen Sieg nicht so ausgiebig wie seine Kampfgenossen freuen konnte, doch bedrückte ihn irgendeine Last, eine Ungewissheit, welche ihn quälte und ihm keine Ruhe ließ.
Als einer der ersten hatte er sich folglich von der Gesellschaft verabschiedet und auf seine Felddecke niedergelegt, doch hatte er keinen Schlaf gefunden, sondern sich für eine lange Zeit bloß unablässig hin und her gewälzt. Vielleicht fürchtete er auch, so sagte er sich, wieder in einen solch tiefen Schlaf zu fallen, dass er von dem sagenhaften Land Aiura und dessen Friedfertigkeit und Anmut träumte. Als er dann, nicht weit fernab der Morgendämmerung, endlich einschlief, dauerte es nicht lange, bis er und alle anderen Angehörigen der Horde von einer Mehrzahl polternden, befehlenden Stimmen geweckt wurden.
„Los, steht auf, der Schwarze Gebieter will zu uns sprechen! Macht schon, das Gelage ist vorbei!“, brüllten mehrere Orks, welche die schwarzen Rüstungen der Armee Durotars trugen, in den bereits erwachten Morgen hinein.
Heftiges, verärgertes Gezeter gepaart mit Chören schmerzhaften Stöhnens war die erste Antwort, die ihnen entgegenschlug, doch nach einer Weile erhoben sich die ersten der Aufgeforderten, und von da an kehrte die Lebendigkeit schneller in die Orks zurück. Derweil roch es so übel nach schwitzenden Körpern, ranzigem Öl, Weinlachen und Essensresten, dass es wahrscheinlich selbst hartgesottenen Zwergen dem Atem verschlagen hätte, allerdings keinen der Anwesenden irgendwie zu stören schien. Erschöpft, mehr von den Anstrengungen der Nacht als von dem zurückliegenden Kampfgeschehen, schälten sie sich aus ihren Decken und Schlafunterlagen, legten ihr übliches, leicht gepanzertes Rüstzeug an und beträufelten ihre grünhäutigen Gesichter und breiten Nacken widerwillig mit etwas Wasser. Schließlich gingen sie einige Schritte, stellten sich in geordneten Reihen auf und sahen nach Süden zu dem grasgrünen Höcker empor, den sie am Tag zuvor passiert hatten.
Dort oben ragte vor dem purpurleuchtenden Hintergrund des sich aufhellenden Tageslichts eine einzige tiefschwarze Gestalt auf, posierend wie eine unbewegbare Statue und Ehrfurcht gebietend wie ein gewaltiger, vor jedwedem Leben entstandener Berg.
„Wir haben den Sieg davongetragen, Ihr Streiter Durotars, und Mar die Stärke der orkischen Rasse gezeigt! Gord kann stolz auf Euch sein!“, sprach der Herr Durotars, und alle, die seine laut erschallende, auf irgendeine Weise väterliche Stimme hörten, jubelten bei diesen Worten und vergaßen ihre morgendliche Trägheit. „Rhodrim hat alles, was es gegen uns aufzubieten vermochte, entblößt und ist nach seiner Niederlage keine Bedrohung mehr für uns, sodass der Weg in ihre Hauptstadt Dirath
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