Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
verloren sich in der lichtlosen Dunkelheit des Waldes dahinter. Dann drehten die beiden sich um und achteten für einen Augenblick nicht mehr auf das, was sich hinter ihrem Rücken ereignete.
Der Anführer der fremden Orks gewahrte sogleich, dass es hieß jetzt oder nie. Geschwind richtete er sich über die Hocke zu einer aufrechten Position auf und nahm einen Dolch mit einem schmalen, sich zur Spitze hin nur leicht verjüngendem Blatt in seine Rechte. Ohne zu zaudern, schwang er seinen Arm zu einer weiten Ausholbewegung nach hinten und warf die Waffe anschließend mit aller Kraft, sodass er in der Hüfte weit nach vorne knickte. Währenddessen spie er die Luft so heftig aus, dass man meinte, er wolle die Klinge mit seinem Atemhauch zusätzlich dem Ziel entgegentreiben.
Der Wurf war fehlerlos. Das Wurfmesser traf den einen der beiden Ashtrogs mit der Spitze exakt zwischen den Schulterblättern, sodass dieser zu röcheln anfing und instinktiv versuchte, den ihm Schmerz bereitenden Gegenstand mit beiden Händen zu ergreifen und sich aus dem Leib zu ziehen. Doch dazu war es zu spät, denn ein schaumiger Ausfluss trat bereits aus dem Mund des Unglücklichen, und seine Kräfte versagten ihm, sodass er zunächst in die Knie einknickte und dann wie ein umgestoßener Sack Mehl zu Boden plumpste.
Der zweite Ork hatte das Wurfgeschoss weder gesehen noch gehört und musste daher verständnislos mit ansehen, wie sein Kamerad dumpf keuchend an seiner Seite zusammenbrach. Im ersten Augenblick dachte er folglich auch weniger an einen feindlichen Überfall als an irgendein anderes Gebrechen seines Wachgefährten. Soeben aber, als er sich zu diesem niederbückte, um auf irgendeine Art Hilfe zu leisten, bemerkte er endlich eine huschende Bewegung im nahen Gebüsch.
Wie schwarze Raubkatzen, die aus der Nacht hervorsprangen, stürzten zwei dunkel anzusehende Gestalten auf ihn zu. Der Ashtrog versuchte noch, seine Klinge zu ziehen und gleichzeitig einen warnenden Schrei auszustoßen, doch da spürte er auch schon, wie sich kalter Stahl an mehreren Stellen in seinen Körper bohrte. Er schmeckte noch eine süßliche Flüssigkeit in seinem Mundwinkel, und dann fühlte er nichts weiter mehr.
Da sie sich der Gefahr, die von den beiden Wachen ausging, entledigt hatten, trat der Anführer der Bande der Eindringlinge nun zwischen seine Kumpane, die für den zweiten der Meuchelmorde verantwortlich zeichneten, und zog seinen Dolch aus dem ersten der Getöteten heraus. Er hielt es nicht für ausgeschlossen, dass er die Waffe bei dieser Unternehmung noch einmal brauchen würde. Hernach zogen die drei die unschädlich gemachten Gegner hinter ein Gehölz,wo man diese, wenigstens solange an diesem Ort die Dunkelheit herrschte, sicher nicht so bald finden würde.
Die Attentäter machten nicht den Fehler, von nun an in Übermut zu schwelgen, sondern kehrten augenblicklich zu der erheblichen Vorsicht, die sie bislang an den Tag gelegt hatten, zurück. Weitgehend lautlos und sich ständig hinter dickstämmigen Bäumen und ausladenden Gebüschen verbergend, bewegten sie sich anschließend entsprechend weiter. Allerdings krochen sie vorerst nicht mehr durch unwegsames Gestrüpp, sondern nahmen den Pfad, den die Wachhabenden hergekommen waren. Wenn sie die Angewohnheiten jenes Ork-Stammes richtig einschätzten, gab es in diesem Bereich keine weiteren Patrouillen mehr, und sie hatten für ihr weiteres Tun freie Bahn. Orks schliefen normalerweise tief, und die letzten Tage waren anstrengend genug, um anzunehmen, dass die Ashtrogs in dieser Nacht keine Ausnahme hierzu darstellten.
Sie hielten sich fortan immerzu nach Osten und Norden, und nach einer Weile lichteten sich die vom nächtlichen Licht grau bestäubten Föhren, Fichten und Kastanien ein wenig. Es dauerte nicht lange, da konnten die drei ungebetenen Gäste zu ihrer Linken, zwischen den Ästen hindurch, eine ganze Masse von orkischen Soldaten erblicken. Diese ruhten auf ausgebreiteten Decken oder aber auf Betten, die aus eigens dafür aufgeschichteten, vielblättrigen Zweigen bestanden, und gaben laute Atem- und Schnarchgeräusche von sich. Die stillen Beobachter freuten sich, denn jenes Getöse würde ihnen bei ihrem weiteren Plan zweifellos entgegenkommen und ihre Schritte ausgezeichnet übertönen. Zwischen den Schlummernden knisterte in einem Kreis, dem man mit Steinen eingefasst hatte, des Weiteren einsam ein Wachtfeuer, das reichlich Funken versprühte und die tiefer hängenden Blätter der
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