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Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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den Niederschlägen des vergangenen Tages nicht noch mehr schwere und betrübliche Entscheidungen treffen musste. Zudem war unverkennbar, dass ihm die Wahrheit über den Tod Loktais noch immer zu schaffen machte, denn er sah müde aus und wirkte mit seinen Gedanken zeitweise abwesend.
    Es war Mitternacht. Der Mond rundete sich am Himmel zu einer weißen, beinahe vollendeten Kugel und schlug alle minderen Gestirne in die Flucht. Er schimmerte heller noch als die Nächte zuvor und leuchtete wie ein wachsames Auge, das über die Bäume und die weiß glühenden steinernen Vorsprünge in die Täler hinab starrte.
    Bei diesem klaren Licht war es, als Uchnoth plötzlich schwitzend aus dem Schlaf gerissen wurde. Hastig blickte er um sich, so als ob er nach jemandem suchte, der ihn zuvor geweckt hatte.
    Doch da war niemand.
    Trotzdem stand er auf und blieb reglos stehen, während er darauf wartete, dass irgendetwas passierte. Die Luft erschien still und spannungsgeladen.
    Dann hörte er die Stimme, von der er geglaubt hatte, dass sie möglicherweise nur seiner Einbildung entsprungen war, erneut.
    „Tu es, Uchnoth! Entledige dich deiner Bedenken, und tue, was du tun musst! Danach wirst du in die Familie der Orks wieder aufgenommen werden, und alles wird so sein, wie es früher einmal war. Und bald schon wirst du zu einem Helden der Geschichte Dantar-Mars und gerühmt und gefeiert werden, so wie es nur wenigen zuvor vergönnt war. Doch damit es soweit kommt, musst du zunächst denjenigen vernichten, der dich daran hindert, du selbst zu sein!“, sagte sie in einem verführerischen Flüsterton.
    Die Stimme war in seinem Kopf, und doch war sie für ihn vollkommen wahrhaftig, denn sie erklang nicht nur deutlich, sondern schien überdies unendlich wissend und voll Vernunft zu sein. Was er hingegen nicht sehen konnte, war, dass seine Gesichtszüge trübe wurden und seine Augen glasig erglänzten und gleichzeitig leer wurden, so als wohnte keine Seele mehr in ihnen.
    Dennoch war ihm nun alles klar. Er hatte sich entschieden, und endlich setzte er sich in Bewegung, um die Arbeit, die man von ihm erwartete, zu erledigen. Zuvor jedoch bückte er sich rasch über seine Schlafstätte und nahm zwischen Decke und einem Kleidungsbündel einen langen Dolch mit einem starken, gezackten Blatt hervor. Er verbarg die Waffe in einer Falte seines Hemdes, damit ihn ihr Funkeln nicht verriet. Auf diese Weise für seinen Auftrag vorbereitet, schritt er auf leisen Sohlen über den Walduntergrund in Richtung der ein gutes Stück entfernten Örtlichkeit, an welcher sein Häuptling nächtigte.
    Und je mehr er während seines Dahinwandelns überlegte, desto mehr kam er zu dem Schluss, dass die Stimme in seinem Kopf Recht hatte. Ja, Bullwai hatte ihn immer schon schlecht behandelt und aus purer Bosheit in seinen Bestrebungen und guten Einfällen gebremst! Und die Ashtrogs hatten ihn niemals wirklich als einen der ihren respektiert, sondern ihn stets misstrauisch beäugt und ihm für alles, das misslang, die Schuld zugeschrieben!
    Wie Schuppen fielen ihm diese Erkenntnisse nunmehr von den Augen. Die Wahrheit über sein bisheriges Leben, in welchem man ihn so lange Zeit gefangen und gemartert hatte, war bitter, doch bald würde er sich von dieser Last befreit haben. Und fraglos würde er von der Horde des Schwarzen Gebieters und von der Gemeinschaft aller Orks eine gebührende Belohnung für seinen Mut erhalten, so wie sein unbekannter Ratgeber es ihm versprochen hatte ...
    An der Südseite des Höhenzuges, der den Bleichsteinwald trug, patrouillierten gleichzeitig vier Wachen, die sich in zwei Paaren bewegten. Die ganze Zeit über ließen die Ashtrogs ihre Blicke mit orkischer Disziplin über die abfallenden Hänge in die Ebene hinab schweifen, um auf diese Weise einen unerwarteten Angriff rechtzeitig aufdecken zu können. Allerdings waren sie sich darüber bewusst, dass sie zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit eine größere Ansammlung von Feinden, jedoch kaum jede einzelne, in den langen Schatten der Erhebung dahinhuschende Gestalt würden erkennen können. Dazu war es trotz des unverhangenen, klar schimmernden Mondlichts weitaus zu dunkel, das Gelände war zu groß, und die Möglichkeiten, Deckung zu suchen, waren zu zahlreich.
    Zur gleichen Stunde liefen drei Figuren, von Westen her kommend, in aller Heimlichkeit an demjenigen Bereich der niedergebrannten Siedlung Arth Mila vorüber, welcher einstmals deren Südseite markierte und das Haupttor beherbergte.

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