Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
kurzer, umfangreicher Hals ragte, der von vielen sehnigen Muskelfasern ungemein geschützt wurde. Knurrend und keuchend, spannte der auf diese Weise Gepeinigte seine Halsmuskeln an, zog seine Schultern nach oben und drückte sein Kinn fest nach vorne, um den Griff weiterhin zu erschweren. Sein Schwert hatte er indessen instinktiv fallen lassen, damit die dadurch frei werdende Hand zusätzlich versuchen konnte, die ihn malträtierenden Klauen zu lösen.
Noch immer jedoch hielt die geschwärzte Gestalt den scharf geschliffenen Dolch in ihrer Linken, und mit diesem stach sie nun heftig zu, sodass die Schneide tief in den rechten Unterarm des Widersachers eindrang. Uchnoth war jedoch so sehr auf seine Kraftanspannung fixiert, dass er den ihn veletzenden Stahl bestenfalls als lästig wahrnahm und ebenso ignorierte, als hätte eine Wespe ihren winzigen Stachel in ihn gebohrt. Vielmehr vergrößerte er seine Anstrengung noch und drückte noch intensiver zu, bis er ein ungut erscheinendes Knacken hörte und der Widerstand gegen ihn endlich erlahmte. Ein gutturales Ächzen entfuhr der Kehle des Sorkshratts, und dessen Hände und Körper wurden nun schlaff und fügten sich in ihr Schicksal.
Der Stärkere hatte letztlich obsiegt.
Bullwai durchwanderte derweil eine Landschaft, deren Schönheit und Pracht einzig überwältigend genannt werden konnten.
Mit einigen Freunden war er zunächst durch knöcheltiefes Gras, das herrlich frisch duftete, gegangen und anschließend auf einen breiten Streifen sandiger Küste gelangt. Die Sonne hatte gerade ihren Zenit erreicht und strahlte so hell, dass sich jedermann unwillkürlich darüber freuen musste. Sie hatten keine Schuhe an und empfanden es als wahrlich angenehm, durch das aufgewärmte, aber nicht zu heiße Pulver zu stapfen. Anschließend wateten sie durch die niedrigen, weißgefleckten Wellen, welche der endlose Ozean zu ihrer Rechten heranspülte und die ihre Knöchel sanft umspielten. Kreisende weiße Vögel kreischten dabei hoch über ihren Häuptern und vermittelten den Eindruck uneingeschränkt gesunden, zufriedenen Lebens.
Während sie ihre gemütliche Wanderung fortsetzten, passierten sie Dünen, die der Wind in ausdauernder Arbeit aufgeschichtet hatte und wie kleine Pyramiden aussahen. Nach einer Weile kamen sie an ein Gebilde, welches hingegen nicht durch die Natur geschaffen wurde. Es war ein zum Meer hin offener Halbkreis aus hohen Granitfelsen, die dem Aussehen von vier verschiedenen Personen nachempfunden waren. Zwei der steinernen Giganten schienen Orks zu sein, die anderen beiden hatten schmalere, länglichere Konturen. Auf der freien Fläche vor dem beeindruckenden Monument standen zahlreiche Leute umher und schwatzten freundlich miteinander. Manche von ihnen hielten Becher mit Getränken oder aber kleine Aufmerksamkeiten und Geschenke in Händen.
Zwei Orks, ein männlicher und ein weiblicher, die sich gerade mit einem hochaufgeschossenen Geschöpf mit blassen, feinen Zügen unterhielten, winkten lächelnd zu Bullwai herüber. Er wusste, dass diese seine Großeltern waren. Er erwiderte den Gruß und machte sich dazu auf, sich der Menge beizugesellen.
Bei all diesem empfand er eine Glückseligkeit und Befreitheit, wie er sie wahrlich noch niemals zuvor gefühlt hatte. Darüber hinaus sah er den Namen jener wunderbaren, fantastischen und so unerreichbar fernen Welt immer wieder wie einen Schriftzug, der in vergessenen Runen gehalten war, vor seinem geistigen Auge: Aiura ...
Bullwai riss die Augen auf und fühlte einen kurzen Schrecken darüber, dass er offensichtlich wieder einen Traum gehabt hatte und aus diesem abrupt in die Wirklichkeit zurückgeholt worden war. Für einen Moment wusste er nicht, wie ihm geschah, sondern fühlte sich einfach nur verwirrt und verärgert darüber, dass man ihn gestört hatte.
Dann aber fand er seine Wachheit schlagartig in vollem Maße wieder und erschaute eine Gestalt wenige Schritte vor seinem Nachtlager stehen. Er erkannte den Ork sofortig und wusste ferner genauestens, ohne dass er darüber nachdenken musste, genauestens, weshalb derselbe hierher gekommen war.
Es war Varabork, der Häuptling der brutalen Sorkshratts, mit dem ihn eine zurückliegende Fehde und ein gehöriges Maß an Abneigung verband.
Der Anführer der Attentäter hatte seine ansonsten wild wachsenden Haare dieses Mal mit einem Lederband zu einem Zopf geknotet. Zudem hatte er seine ins Bräunliche gehende Haut beinahe durchweg mit einer schwarzen
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