Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
auf ihre Schultern. Erschrocken drehten sie sich um und erkannten erleichtert, dass es sich glücklicherweise nur um ihren zwergischer Begleiter handelte.
„Überlegt Euch gut, wie teuer Euch Eure Gesundheit ist, bevor Ihr Euch das Zeug in den Magen schlingt“, erhob Dwari warnend die Stimme.
„Das sind doch nur Blaubeeren, nehme ich an“, sagte Ulven. Gleichwohl begutachtete er die bläulichen Trauben in seiner rechten Hand nun genauer.
„Sie wirken vielleicht ähnlich, doch trägt dieser Busch tatsächlich Schierlingsdolden, die für einen kräftigen Angehörigen meines Volkes höchst gefährlich, und für einen Elben oder Menschen sogar tödlich sein können! Ihr sehr, meine Freunde, hier im Osten Arthiliens lauern viele unbekannte Gefahren in der Wildnis“, sagte der Zwerg und zog, belustigt über die erschrockenen Gesichter seiner Begleiter, von dannen.
Bald darauf brach die Nacht herein, und Sterne wurden in der sich vertiefenden Dämmerung sichtbar. Der Mond formte eine Scheibe, der an einem Ende noch ein kleines Stück fehlte, und war ansonsten scharf umrissen und klar.
Während der Nacht fühlten sich die jeweiligen Wachen unentwegt beobachtet von einer Vielzahl scharfer Augen, die aus den Dickichten hervorspähten. Zuweilen hörten sie vorsichtige Geräusche, und manchmal erahnten sie sogar flinke Bewegungen in der Dunkelheit. Dabei glich keines der Dinge, die sie hörten oder sahen, den anderen, sondern unterschied sich jeweils von diesen, wenn auch oft nur in Kleinigkeiten. Auf diese Weise fiel es nicht schwer zu erahnen, dass viele Tiere, von denen man einige im westlichen Teil des Kontinents sicherlich nicht einmal kannte, sie die ganze Zeit über umstreiften, da sie die Nähe jenes wunderbaren Sees suchten.
Am nächsten Morgen lichteten sich die Schatten der Nacht, doch blieb der Himmel zunächst verhangen. Große, graue Wolken trieben von Süden und Westen herbei und ließen die Gemeinschaft einen Regenschauer befürchten. Daher eilten sich die Reiter, in die Sättel zu kommen,auch wenn sie jenen so annehmlichen Ort lieb gewonnen hatten und nur ungern wieder verließen.
Ihr Weg führte die neun Reiter nun beinahe schnurgerade nach Osten, wo es über ebenes, jedoch von vielen Furchen durchzogenes Land ging. Weißer Nebel schimmerte in vielen Wassertälern, und gewaltige Bäume standen in voller Blätter- und Blütenpracht. Wenn sie ihre Augen anstrengten, vermochten sie an manchen Stellen bereits das noch ferne Antlitz des Flusses zu erkennen, das Glitzern eines silbernes Bandes auf grünem Grund.
Im Laufe des Morgens verzogen sich die Wolken wieder, ohne dass sie ihr Nass ausgeschüttet hätten. Der zunächst leichte Wind hatte gedreht und blies nun von den weit entfernten östlichen Meeresufern her. Ferner war er zu einer starken Brise angewachsen und hatte die am Himmel dahintreibenden, grauen Gebilde über das Milmondo Mirnor nach Westen hinwegfegt. Nach einiger Zeit wurde der Luftzug wieder schwächer und milderte angenehm die Hitze, denn die Sonne brannte nun wieder heiß und zu dieser Stunde bereits beinahe senkrecht auf die Erde hinab.
Da sich die Pferde über die Nacht ausgezeichnet erholt hatten, galoppierten die Gefährten in zügigem Tempo dahin und brachten viel Land, das in seiner grünbunten Hülle und Fülle rasch an ihnen vorüberzog, hinter sich. Dabei passierten sie mehrere grasende Herden von Schafen, Rehen und Kühen, und einmal erblickten sie eine Gruppe von Wildpferden, die so kraftvoll und schön waren, dass jeder der Menschen sich danach sehnte, so ein prachtvolles Tier sein eigen zu nennen. Sie waren etwas höher und schmaler als die rhodrimischen und lemurischen Reittiere, und außerdem glänzte ihr flauschiges Fell in den unterschiedlichsten Farben und war so zart und glatt, dass es schien, als würden sie jeden Tag von liebevollen Händen gestriegelt.
„Sie sollen widerspenstig sein und in früheren Tagen nur Elben in ihre Nähe gelassen haben“, sagte Arnhelm. „Fürst Horbart, einer meiner Vorfahren, ließ einst einige Pferde dieser herrlichen Rasse fangen und nach Rhodrim bringen, doch waren sie nicht zu zähmen und wurden sehr unglücklich, sodass er ihnen schließlich wieder die Freiheit schenkte.“
„Darum bevorzugen wir Zwerge zur Fortbewegung unsere eigenen Beine und Füße“, sagte Dwari. „Bei diesen wissen wir nämlich, wohin sie uns tragen, und laufen nicht Gefahr, dass sie aufbocken und uns abwerfen, wenn es ihnen beliebt.“
„Ein
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